Gaelen Foley - Knight 06
herausfinden sollte, wie sehr er in die ganze Geschichte verwickelt ist. Aus Calais sand- te Dmitri uns noch eine Nachricht, ehe er den Kanal überquer- te“, sagte Nelyudow. „Seither haben wir nichts mehr von ihm gehört.“
Parthenia und ihr Vater tauschten einen unbehaglichen Blick miteinander aus. Als der Duke nickte, nahm sie den Bericht, den Miss Ward verfasst hatte, und reichte ihn Mr. Nelyudow. „Mir scheint, wir wissen möglicherweise, was aus Dmitri Maximow geworden ist, Sir. Es tut mir sehr leid. Dieser Brief ist gerade eingetroffen.“
Fürst Lieven runzelte die Stirn, blickte über Nelyudows Schulter, während dieser die erste Seite im Kerzenlicht über- flog. Die beiden Russen sahen einander an und wechselten eini- ge Worte in ihrer Muttersprache.
Lieven nahm den Bericht danach entgegen und überflog ihn rasch. „Es zeigt, dass die junge Frau, die das aufgeschrieben hat, sehr tapfer ist. Nur wenige wagen es, sich dem Prinzen in den Weg zu stellen.“ Er wandte sich an Westland. „Diese Zeugin müssen wir in Sicherheit bringen. Ihr droht große Gefahr. Wis- sen Sie, wo sie zu finden ist?“
„Ich habe keine Ahnung“, setzte der Duke an, doch Parthe- nia räusperte sich und unterbrach ihn. „Sie ist mit Lord Alec Knight zusammen.“
„Parthenia“, rief Westland aus. „Woher weißt du das?“
Ein wenig verlegen nahm sie die letzte Seite des Berichts aus ihrer Tasche und faltete das Blatt auseinander. Dann reichte sie es Mr. Nelyudow. „Mir schien es nicht weise, dir dieses Blatt zu zeigen, Vater.“
„Tatsächlich?“, erwiderte er und zog eine Braue hoch.
„Ich fürchtete, du würdest dem keine Aufmerksamkeit schen-
ken, wenn dir bekannt gewesen wäre, dass Lord Alec damit zu tun hat.“
Der Duke schnaubte. „Fürst Lievens Ansicht scheint in dop- pelter Hinsicht richtig zu sein. Wir müssen uns selbst um Miss Wards Schutz kümmern, wenn sie bei diesem Taugenichts ist. Was aber können wir tun?“, murmelte er.
„Nelyudow und ich haben bereits Kontakt zur nächsten Gar- nison aufgenommen“, beeilte sich Lieven zu sagen. „Eine Kom- panie britischer Dragoner ganz hier in der Nähe von Brighton hat sich einverstanden erklärt, Kurkow und seine Männer ein- zusperren. Sie werden jetzt zusammengezogen.“
„Kurkow selbst befindet sich im Augenblick auf der Jacht des Regenten“, sagte Westland.
Fürst Lieven nickte. „Gut. Wir können unsere Männer in Stellung bringen und ihn an den Schiffsanlegestellen gefangen nehmen.“
„Nein“, sagte Nelyudow. „Nicht am Wasser. Das ist zu riskant. Zu leicht könnte er sich eines Bootes bemächtigen und uns ent- wischen. Besser wäre, ihm in dem Hotel aufzulauern, in dem er wohnt. Dort könnte man ihn einkreisen.“
Die Strategie klang logisch, also nickten sie.
Nelyudow warf einen Blick auf die Wanduhr. „Ich muss ge- hen. Ich muss den Captain der Dragoner treffen, um unseren Plan zu besprechen und mich zu überzeugen, dass unsere Män- ner an ihren Plätzen sind.“
„Um Himmels willen, Michail“, murmelte Parthenia, über- wältigt von diesem Verbrechen. Nicht nur Mord, auch noch Ver- rat! Es war schwer zu glauben, dass dies alles wirklich war. „Was wird aus ihm, Fürst Lieven?“
„Es ist möglich, dass der Zar sein Leben verschont, immerhin waren sie als Kinder befreundet. In diesem Fall wird er vermut- lich das übliche Urteil erhalten – den Rest seines Lebens in den Minen Sibiriens zu arbeiten.“
Sie erschauerte und senkte den Blick.
„Mein lieber Duke“, fuhr der Botschafter fort, „wenn Sie ge- neigt sind, können wir zusammen das Mädchen holen.“
„Ich komme mit“, sagte Parthenia im nächsten Moment und erhob sich. „Oh, bitte, widersprich nicht, Vater. Auch Lord Alec ist bei dem Whistturnier. Miss Ward wird allein sein und zwei- fellos verängstigt. Ich bin diejenige, zu der sie Kontakt aufge-
nommen hat. Ich sollte dabei sein.“
„Die Anwesenheit einer anderen jungen Lady könnte ihr hel- fen, sich zu beruhigen“, stimmte Lieven mit einem Kopfnicken zu.
„Nur, wenn angemessener Schutz in der Nähe ist.“ Westland nahm Parthenias Hand. „Mit diesem Schurken habe ich meine Tochter schon genug in Gefahr gebracht.“
Parthenia schenkte ihrem Vater ein Lächeln und blickte dann hinüber zu den Russen. „Vielleicht hat einer der Gentlemen ei- nen Vorschlag, wie mit den Kosaken, die draußen vor unserem Haus auf Posten stehen, zu verfahren ist?“
Nelyudow wandte sich aufmerksam Parthenia
Weitere Kostenlose Bücher