Gaelen Foley - Knight 06
schönste Sieg von allen war der Moment, auf den Alec so lange gewartet hatte, als er die Besitzurkunde für Talbot Old Hall endlich in den Händen hielt.
Er wartete neben dem Tisch, während Kurkow die Papiere fertig machte und ihm das Haus überschrieb. Alec nahm das Dokument mit einem gewissen Erstaunen entgegen, er hatte es tatsächlich geschafft. Sein Herz schmerzte, er konnte es nicht erwarten, Becky die Urkunde zu geben.
Als Alec schwieg, räusperte sich Drax und reichte Kurkow
höflich seine Hand, trotz ihrer Rivalität um Lady Parthenias Zuneigung. „Gut gespielt, Hoheit“, sagte der Earl, zugleich gab er seinem Freund einen Schubs. Alec schreckte hoch, au- genblicklich fiel ihm ein, dass es noch zu früh war, um Kur- kow wissen zu lassen, dass etwas nicht stimmte. Eine Zeit lang musste noch alles normal erscheinen. Obwohl es beinahe zu viel des Glücks für eine einzige Nacht wäre, wartete Westland vielleicht doch mit den Konstablern an den Schiffsanlegestel- len, um den Prinzen bei seiner Rückkehr aufs Land in Gewahr- sam zu nehmen.
Mit sichtlichem Widerstreben schüttelte Kurkow Drax die Hand. „Offensichtlich nicht gut genug.“ Dann wandte er sich mit zusammengekniffenen Augen an Alec. „Alexej, Ihr be- rühmtes Glück scheint gerade rechtzeitig zurückgekommen zu sein.“
„So ist es.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt Alec Kurkows eisigem Blick stand. Doch als er ihm die Hand schüttelte, erschauer- te er innerlich bei dem Gedanken, wie nahe er daran gewesen war, diesem Mann ein Messer in die Brust zu rammen. Wenn man mal von den Konsequenzen absah, hätte er es sogar ge- nossen.
Egal. Bald würde Kurkow den Autoritäten übergeben wer- den, und wenn sie ihn erst mal hinter Schloss und Riegel hatten, so würde Alec den Prinzen in seiner Zelle besuchen. Dann wür- den sie über seine Drohungen Becky gegenüber ein paar Worte wechseln. Aber dieser Augenblick lag noch in weiter Zukunft. Jetzt würde er kein solches Risiko eingehen.
Kurkow ließ seine Hand los und entschuldigte sich mit einem spöttischen Lächeln, als fragte er sich, warum er so viel Zeit mit alldem hier vergeudet hatte.
Zufrieden sah Alec dem Kriegshelden nach, wie er davon- ging, um seine Niederlage mit einer Flasche Wodka herunterzu- spülen.
Drax und er tauschten diskret einen erleichterten Blick.
Michail hatte genug von der Gesellschaft der Engländer.
Es ließ ihm keine Ruhe, dass ausgerechnet er selbst Alec Knight das siegreiche Blatt gegeben hatte. Michail hass- te es zu verlieren, selbst wenn er es sich leisten konnte. Was
das schäbige alte Jagdhaus betraf, nun, so sollte der Bursche dort willkommen sein. Er persönlich war froh, den verfluch- ten Schutthaufen los zu sein. Wie sehr es doch dieses kleine Biest, seine Cousine, ärgern würde, wenn sie erfuhr, dass sie hinausgeworfen worden war. Der Gedanke gefiel ihm außeror- dentlich.
Nachdem er das alte Torhaus hatte abreißen lassen, um je- den möglichen Beweis für die Gefangenschaft von Dmitri Ma- ximow zu vernichten, und seinen Kosaken befohlen hatte, die Leiche irgendwo in der Heide zu begraben, wo niemand sie fin- den würde, bereitete es Michail keinerlei Sorgen, dass bald neue Bewohner dort residieren würden, vor allem nicht, wenn sie so vergnügungssüchtig und damit sicher auch gedankenlos waren wie Alec Knight.
Dennoch litt er unter der Niederlage, die ihm dieser unver- schämte Dandy zugefügt hatte, und er war verdammt froh, den Fuß wieder auf festen Boden setzen zu können. Noch mehr freu- te es ihn, dass Sergej an den von Fackeln beleuchteten Schiffsan- legestellen stand und auf ihn wartete. Durch den Morgennebel konnte Michail die Umrisse der wartenden Kutsche erkennen. Er war müde, hatte vom vielen Trinken in dieser Nacht eine ausgedörrte Kehle und sehnte sich danach, in die Räume seines luxuriösen Hotels zurückzukehren. Ein paar Stunden Schlaf konnte er gut gebrauchen, und dann, nachdem er sich ausgeruht hatte, würde er vielleicht Eva rufen lassen und seine gekränkte Eitelkeit ein wenig aufbauen – solange die Westlands nichts da- von erfuhren.
Als sein bester Mann über die Holzplanken auf ihn zukam, warf Michail einen Blick in Richtung des Siegerpaares. Die bei- den Taugenichtse wurden bejubelt, als sie aus einem der kleinen Ruderboote stiegen, mit denen die Gäste des Regenten von der Jacht an Land gebracht wurden.
„Du musst nicht so fröhlich aussehen, Sergej“, sagte er spöt- tisch, als der Kosak sich
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