Gaelen Foley - Knight 06
Donner, der sich mit ihrem Lachen vermischte, als sie durch den Regen lie- fen, in den kleinen silbrigen Rinnsalen, die über ihre Körper
strömten, in den diamantenen Tropfen, die ihr Haar und ihre Wimpern zierten und ihre Lippen und Gesichter zum Schim- mern brachte. Sie rannten durch tiefe Pfützen und ließen Bla- sen zurück.
„Alles in Ordnung?“, fragte er über das gleichmäßige Rau- schen des Regens hinweg.
Sie nickte.
Alec runzelte die Stirn, besorgt über die Wirkungen des Wet- ters auf die Gesundheit des Mädchens. Aber es hätte noch län- ger gedauert, den Kutschenstand zu erreichen, daher gingen sie zu Fuß zu seiner Junggesellenwohnung in Althorpe, sie muss- ten nur noch ein paar Wohnhäuser die Piccadilly-Straße ent- langgehen.
Althorpe House war schon vor langer Zeit in mehrere Wohn- einheiten für Junggesellen aufgeteilt worden. Dahinter, um den begrünten und beleuchteten Hof herum, lagen wiederum meh- rere kleine Häuser mit luxuriösen Privatwohnungen, die mit sämtlichen modernen Bequemlichkeiten ausgestattet waren. Jedes dieser Gebäude enthielt acht davon, vier auf jeder Eta- ge. Alec besaß natürlich eine der begehrtesten Wohnungen, die Zimmer hatten die schönste Aussicht.
Als er und Becky ankamen, trat der livrierte Portier am Tor aus seinem Wachhäuschen und öffnete ihnen.
Währenddessen warf Alec einen Blick zu Becky. Zitternd stand sie neben ihm, gehüllt in seinen Überrock, der ihr viel zu groß war. Sie sah aus wie ein tapferer kleiner Soldat. Kein Wort der Klage war zu hören. Das Mädchen ist stark, dachte er be- wundernd, und dennoch sorgte er sich um sie. In der Dunkelheit wirkte sie so blass.
Mit dem dunklen Haar und den amethystfarbenen Augen war sie von bestechender Schönheit, aber ihre Blässe war schon au- ßergewöhnlich. Er bemerkte auch die Schatten unter ihren Au- gen sowie die hohlen Wangen. Sie sah sehr müde aus, sehr jung und zerbrechlich, und Alec ertappte sich dabei, sie beschützen zu wollen. Nein, er würde sie nicht anrühren, bis er sicher sein konnte, dass es ihr gut ging.
Als der Wachmann die quietschenden Tore für sie geöffnet hatte, legte er einen Arm um ihre Schulter und zog sie näher an sich heran. „Hier entlang, meine Liebe“, flüsterte er und gelei- tete sie in den Hof. „Gleich sind wir zu Hause.“
Zu Hause.
Das Wort versetzte ihr einen Stich, aber sie beeilte sich, mit Alecs langen Schritten mitzuhalten, als er sie zu dem schönen Backsteingebäude mit dem Buchstaben „F“ führte.
„Meine Gemächer liegen im hinteren Teil.“
Auf dem Marmorboden im Foyer hinterließen sie nasse Fuß- abdrücke, danach führte er sie fünf Stufen hinauf zu einem Zwischenstock. Von hier aus gingen sie einen Korridor entlang, der zum hinteren Teil des Gebäudes führte.
Becky folgte ihm und lauschte erstaunt den seltsamen Ge- räuschen ausschweifenden männlichen Lebens hinter den ver- schlossenen, nummerierten Türen. Stimmen in den unterschied- lichsten Tonlagen wie Bass und Tenor stritten über Rennpferde und Faustkämpfe. Hier und da Gelächter im Bariton. Sie roch Pfeifentabak und Zigarren.
„Ich höre Musik“, flüsterte sie.
„Das ist Honorable Roger Manners“, erklärte Alec heiter und warf einen Blick zur Decke. „Er übt jede Nacht mindestens zwei Stunden auf dem Pianoforte. Treibt die anderen Burschen fast in den Wahnsinn, aber ich bin ein großer Musikliebhaber.“
„Das ist ein Glück.“
„In der Tat, denn seine Räumlichkeiten befinden sich direkt über meinen. Hätte er sich für Trompete entschieden, wäre ich wohl nicht so tolerant.“ Er griff in seine Hosentasche und zog die Schlüssel zu seiner Wohnung hervor. Becky hielt den Atem an, als er die Tür aufschloss. Mit einem Klick schnappte das Schloss auf.
Alec sah sie fragend an, als wollte er sich davon überzeugen, dass sie dies hier wirklich wollte. Aber in der eingetretenen Stil- le erschreckte sie das plötzliche Knurren eines Magens. Beckys Augen weiteten sich vor Schreck, schnell presste sie die Hände auf ihren Oberkörper.
„Um Himmels willen, warst du das?“, fragte er.
Sie errötete verlegen. „Ich – ich glaube, es war der Donner.“
„Becky, Süße“, schalt er sie und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Du bist fast verhungert, nicht wahr?“
Sie biss sich auf die Lippe, dann nickte sie. „Seit gestern Abend habe ich nichts mehr gegessen.“
„Du hättest etwas sagen sollen.“
„Ich wollte keine Umstände
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