Gaelen Foley - Knight 07
komplette neue Garderobe für seine junge Braut zu nähen. Umgehend wurde die Arbeit an diesem gewaltigen Pro- jekt begonnen.
Dann besorgte Jack eine kleine Armee von Zofen, die sich um sie kümmern sollten, und auch ein paar kräftige Lakaien. Ein paar Tage später schickte er einen Diener, der ihr sagte, sie sollte aus dem Fenster auf die Straße hinunterblicken.
Als Eden in ihrem ersten neuen Kleid aus fließender smaragd- grüner Seide auf den schmiedeeisernen Balkon hinaustrat, saß ihr Gemahl auf dem Kutschbock einer extravaganten, creme- farbenen Barouche, die er soeben für sie bei Tattersall's gekauft hatte, und tippte sich an den Hut.
Nie zuvor hatte es eine reicher verzierte Damenkutsche gege- ben: Die Seiten waren mit üppigen Blumengirlanden verziert, zu denen die Farben der Radspeichen passten: Gold, Blau und Rosa. Gezogen wurde die Barouche von vier weißen Pferden mit rosa Federn auf den Köpfen.
Eden hatte die Kutsche angestarrt und nicht gewusst, was sie sagen sollte.
Gegen die Geschenke hatte sie nichts, aber die Kränkung, die er ihr zugefügt hatte, konnte sie nicht einfach so vergessen.
Sie wusste nicht mehr genau, woran sie mit diesem Mann war. Sie kam sich so dumm vor, weil sie sich ihm so vollkom- men offenbart, mit nichts zurückgehalten hatte. Und sie hatte geglaubt, er würde dasselbe tun, aber zu ihrem Entsetzen hatte sich herausgestellt, dass er sie getäuscht hatte.
Und jetzt fragte sie sich, was er ihr sonst noch alles nicht er- zählte.
Sie wusste, dass er sie liebte, sonst hätte er sie nicht geheiratet, aber er war ein reicher und mächtiger Mann von Welt, und sie hatte endlich herausgefunden, dass er sie nicht so ernst nahm.
Er respektierte sie nicht. Eden fürchtete, das könnte ihr Feh- ler sein, weil sie sich ihm an Bord der Winds of Fortune so leicht hingegeben hatte. Jetzt bezahlte sie den Preis für ihre Schwäche. Er sah sie nicht als Partnerin, wie sie es geglaubt hatte, sondern mehr wie einen Besitz, eine Trophäe – wie eine Porzellanpup- pe, die er in kostbare Stoffe kleiden und sicher auf ein Regal stellen konnte, bis er die Zeit fand, wieder mit ihr zu spielen. Die Vorstellung, das könnte ihre Rolle in seinem Leben ausma- chen, machte sie krank, während sie den verflixten Schrecken
der Meere bis zur Verzweiflung liebte.
Nachdenklich und verletzt, wie sie war, fühlte sie sich beun- ruhigt und niedergeschlagen. Aber er hatte ihr nie wirklich er- klärt, worin der eigentliche Grund dafür lag, dass er sie in Irland zurücklassen wollte.
An dem schrecklichen Morgen ihres Streits hatte er behaup- tet, dass es nur um die Gefahr für sie ging, aber Eden konnte noch immer keinen Beweis erkennen, dass sie wirklich bedroht wurde. Daher wusste sie noch immer nicht, warum Jack sie nicht hatte nach England mitnehmen wollen. Alle möglichen Ängste und Befürchtungen befielen sie. Vielleicht schämte er sich ihrer seltsamen Art, die vom Leben im Regenwald geprägt war, und fürchtete, sie würde ihn vor seiner Familie in Verlegenheit brin- gen. Vielleicht sollte dieser ganze Putz nur verbergen, wie ... wie eigenartig sie war. War es also wirklich die Liebe, oder waren es nur Schuldgefühle, die ihn zu ihr zurückgebracht hatten?
Während die Tage vergingen, bemühten sie sich nach Kräften, miteinander auszukommen und so zu tun, als wäre alles normal. Er nahm sie mit und führte sie herum: zeigte ihr das Panora- ma, Astley's, das Britische Museum, die Kunstgalerien und die Parks – selbst zu Gunther's brachte er sie, das berühmt war für seine Eiskrem. Doch aus irgendeinem Grunde erschien ihr alles, was sie sich über London in ihrer Fantasie ausgemalt hatte, nun, da sie hier war, fad und blass.
Er sagte, sie wirke distanziert, aber sie fühlte sich verloren und ein wenig bedrückt. Es war nicht ihre Absicht gewesen, sich auf diese Weise von ihm zurückzuziehen, sie konnte nur nicht anders. Sie hatte Angst, sich ihm so zu öffnen, wie sie es in Irland getan hatte, aus Angst, wieder verletzt zu werden.
Nachdem ihr Gemahl ihre verhaltenen Reaktionen bemerkt hatte, verdoppelte er seine Bemühungen. Als Nächstes begann er, ihr Schmuck zu kaufen.
Eden bewunderte die Diamanten, aber als sie ihn ansah und den Blick bemerkte, mit dem er auf ihr Urteil wartete, weckte der Glanz in seinen Augen ihr Misstrauen.
Glaubte er, er könne ihr Vertrauen zurückkaufen?
Was zum Teufel soll ich jetzt tun?, dachte Jack. Wenn Diaman- ten nicht halfen, dann gab es nicht mehr viele
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