Gaelen Foley - Knight 07
gefunden werden konnte. Sie hatten bereits zugesagt, Lady Draxingers Empfangstag zu besu- chen, sie mussten aufbrechen.
Natürlich hatte Eden keine Ahnung, was ein Empfangstag war, aber sie war begierig darauf, es herauszufinden. Sie wusste im Augenblick nur, dass sie sich allmählich umziehen musste, und sich ohne ihre Zofe zurechtmachen – ein Graus!
Ihr seidener Hausmantel bauschte sich hinter ihr, als sie quer durch ihre Suite in den Salon ging. „Jack!“
„Hm?“ Er war bereits angekleidet, saß lässig in einem Sessel und las gelangweilt die Zeitung. Über den Rand hinweg sah er sie an und gähnte.
„Hast du Lisette gesehen? Sie ist fort.“
Er stutzte. „Ah ja. Lisette.“
„Ich kann sie nirgends finden.“
„Richtig. Ja, also, was Lisette betrifft, meine Liebe. Es tut mir leid, ich vergaß, es dir zu sagen.“ Er richtete sich auf. „Sie ist fort.“
„Fort?“
„Ja. Ich habe sie am Nachmittag entlassen.“
„Was? Warum?“
Er legte die Zeitung beiseite. „Sie hat uns bestohlen.“
Eden schrie auf.
„Ich erwischte sie mit deinen Perlen“, sagte er.
Verblüfft runzelte sie die Stirn. „Du hast Lisette erwischt, wie sie meine Perlen stehlen wollte?“
„Hm.“
„Oh! Wie schrecklich von ihr!“
„Ich weiß.“
„Aber was soll ich jetzt tun? In einer Stunde sollen wir bei Draxingers sein.“
„Liebling, ich bin sicher, eine deiner anderen Zofen kann dir mit dem Kleid helfen.“
„Aber wer wird mich frisieren?“, rief sie.
Er sah sie an, bis Eden begriff, wie albern das klang. „Ach, du!“
Sie trat zu ihm und strich ihm über den Kopf, dann bückte sie sich und küsste ihn auf die Wange. „Was sollte ich nur ohne dich machen?“
„Das frage ich mich auch“, meinte er leise. „Vielleicht verges- sen, wer du bist?“
Sie senkte den Blick. „Es ist nur alles so aufregend. Vermut- lich ... lasse ich mich manchmal ein wenig mitreißen.“
Er nahm ihre Hand und sah sie ernst an. „Lass uns heute zu Hause bleiben“, flüsterte er. „Ich möchte mit dir allein sein.“
Plötzlich sehnte Eden sich nach ihm. Oh, sie kannte diesen Blick, und die Bewunderung, die darin lag, drang ihr bis ins Herz. Welches Glück sie hatte, so sehr geliebt zu werden! Diese Erkenntnis erinnerte sie daran, wie sehr sie seine Liebe vermiss- te. Nach all den vielen Tagen der Zurückweisung wusste sie, sie verlangte nach ihm.
„Können wir uns nicht wenigstens kurz sehen lassen?“, mur- melte sie, während sie ihm übers Haar strich. „Wir haben schon gesagt, dass wir kommen, und es wäre einfach zu unhöflich, ohne Entschuldigung fernzubleiben.“
„Na schön. Du weißt, ich kann dir nichts abschlagen.“
Sie lächelte. „Außerdem will ich unbedingt herausfinden, was ein Empfangstag ist.“
„Es ist langweilig“, erwiderte er, während sie in ihr Gemach eilte und nach ihren anderen Zofen läutete.
Seufzend griff Jack wieder zu seiner Zeitung. Er hatte nun wirk- lich keinen Grund, seiner Frau zu sagen, warum er ihre so sinn-
liche französische Zofe entlassen hatte.
Am Vormittag, als Eden zu ihrem Ladies' Garden Club gegan- gen war, hatte Jack an seinem Schreibtisch gesessen und gear- beitet, Briefe durchgesehen und nicht gehört, wie Lisette hin- ter ihn trat. Doch als er eine leichte Berührung an der Schulter spürte, war er erstarrt. Er hatte vermutet, es wäre Eden, die end- lich wieder zu ihm kam, daher hatte er sich sofort herumge- dreht, doch es war nur ihre Zofe gewesen.
„Meine Herrin ist ausgegangen“, hatte Lisette leise gesagt und war näher getreten. „Ich habe mich gefragt, ob es noch et- was gibt, das ich für meinen Herrn tun kann.“
Ehe er etwas erwidern konnte, hatte sie begonnen, seine ver- spannten Schultern zu massieren, war hinter seinen Stuhl ge- treten und hatte seinen Kopf an ihre Brüste gezogen. „Diese Hände können mehr als nur schöne Frisuren machen“, hatte sie geflüstert.
Jack hatte wie erstarrt dagesessen.
Er musste zugeben, er hatte Lisette einmal angesehen, denn Eden ließ ihn darben, aber es war nur einmal gewesen. Un- glücklicherweise war Lisette Französin. Einmal genügte, und sie wusste Bescheid.
Aber verdammt, dachte Jack, ich bin verheiratet, nicht tot. Ehe Eden kam, wäre Lisette genau die Art von kesser, erfahre- ner Frau gewesen, mit der er sich in irgendeinem Hafen amüsiert hätte. Sie war ein Vollweib, mit üppigen Kurven und lockenden Augen, ein sinnliches Geschöpf.
Er wusste, er hätte sie nicht einstellen
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