Gaelen Foley - Knight 07
te sich nicht um. Entsetzt sah sie ihm nach, und mit einiger Ver- spätung dämmerte ihr, dass dieses wahnsinnige Unternehmen nun tatsächlich Wirklichkeit wurde.
Das konnte nicht sein! Sie machte kehrt und starrte mutlos dem Boot nach, das in der Ferne verschwand.
Sie hielt eine Hand über die Augen, um sie vor der gleißen- den Sonne zu schützen und erkannte, dass ihre einzige Chance auf ein normales Leben gerade den Orinoco hinunterfuhr. Es war eine Katastrophe. Sie konnte kaum glauben, dass Papa das wirklich tun wollte.
Sie blickte auf die groben Bretter des Anlegers, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und überlegte, was sie jetzt tun sollte.
In diesem Moment bemerkte sie den vertrauten Anblick der Kanus, die am Anleger festgemacht waren. Abrupt hörten ihre Gedanken auf zu kreisen.
Einen Moment lang starrte sie auf ihr Kanu, und dann kam ihr eine Idee.
Ja!
Papa und Connor hatten sie dazu getrieben. Ihr blieb nur die- se eine Lösung.
Von einer Sekunde zur anderen wusste sie, was sie zu tun hatte.
Mit klopfendem Herzen hob sie den Kopf und blickte den Fluss entlang, dem immer kleiner werdenden Schiff hinterher. Es schien wirklich so, als bliebe ihr keine andere Wahl. Nur wenn sie ging, konnte sie ihren Vater an diesem selbstmörde- rischen Unternehmen hindern, weiter ins Amazonasgebiet vor- zudringen.
Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass er alles stehen und lie- gen lassen würde, um ihr zu folgen, selbst wenn das bedeutete, in die Zivilisation zurückzukehren. Wenn er nur mit eigenen Au- gen England nach all den Jahren wiedersah, erkannte er viel- leicht, dass es dort nicht halb so schlimm war, wie er glaubte. Ihre Flucht würde vielleicht die einzige Möglichkeit sein, seinen eigensinnigen Kopf zu retten.
Und dann war da Connor. Wenn sie ging, würde das etwas Ab- stand zwischen sie und ihn bringen. Mit Gottes Hilfe würde ihm gelingen, zu erkennen und zu akzeptieren, dass sie nicht den Rest ihres Lebens hier draußen als seine Gefährtin verbringen wollte. Nachdem sie Jack geküsst hatte, schien es, als hätte er endlich den Wink verstanden, doch sie wusste, dass er wütend war.
Hier in der Wildnis, wo es keinen Kodex gab, kein Gesetz, das sie vor ihm schützen konnte, wollte sie keine Auseinanderset- zung riskieren. Hier draußen galt das Recht des Stärkeren, und Connor war von ihnen allen der Stärkste.
All die Jahre hatte er aus Respekt vor ihr seine Leidenschaft im Zaum gehalten, gewartet, bis sie bereit dazu war, aber nach dem heutigen Tag, nachdem er gesehen hatte, wie sie Jack Knights Kuss erwidert hatte, wusste sie, dass nichts als sein Zorn sie jetzt erwartete, und sie hatte Angst. Vor langer Zeit schon hatte sie gesehen, wozu er fähig war. Wenn er seinem Zorn freien Lauf ließ, bliebe ihr keine andere Wahl als nachzugeben. Dann wäre sie für den Rest ihres Lebens seine Gefangene.
Sie war schon unterwegs, ging den Steg entlang und stellte im Geiste eine Liste mit den Vorräten zusammen, die sie benötigen würde.
Connor hatte das Camp mit dem Gewehr auf dem Rücken
verlassen, um seine Wut mit Arbeit zu beschwichtigen, doch sie wusste, sie musste sich beeilen und fort sein, ehe er zurückkam.
Jack hatte sie vor dem gewarnt, was geschehen würde, wenn sie an Bord seines Schiffs kam, aber sie würde sich verstecken, und niemand konnte sie aufhalten. Sie war in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, und außerdem hatte sie vor, sich verborgen zu halten, bis sie England erreichten. Hunderte von Waldtieren hatten sie gelehrt, wie man sich versteckte.
Sie durchquerte das Lager und schlüpfte in das Forschungs- zelt, wo sie mit zitternden Fingern die wichtigsten Muster- exemplare der Arbeit ihres Vaters sammelte, um sie dem neuen Earl of Pembrooke zu zeigen, und verstaute sie in einem Ruck- sack. Mit einem Blick über die Schulter überzeugte sie sich da- von, dass niemand sie bemerkt hatte, dann ging sie zum palafito, um ihre Sachen zu holen.
Sie wusste, sie musste sich beeilen, oder die Winds of Fortune würde den Ozean ohne sie überqueren.
In dem Pfahlbau zog sie eine Hose an, ein Hemd und die alte braune Lederjacke ihres Vaters, die sie manchmal trug, weil es praktischer war, wenn sie gemeinsam mit den Männern zu ihren Expeditionen in die Tiefen des Urwalds aufbrach.
Um ihr Geschlecht zu verbergen für den Fall, dass jemand von Jacks Besatzung sie sah, schlang sie sich ein blaues Tuch um den Kopf. So schnell wie möglich warf sie so viele Dinge in den Rucksack, wie sie zu
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