Gaelen Foley - Knight 07
in einem einzigen Wirrwarr auf den Boden landeten.
Eden sah zu, wie sie fielen, und starrte Jack dann aus entsetzt geweiteten Augen an.
Ihre Furcht zeigte ihm einmal mehr, was er war. Warum sollte er dagegen kämpfen? Die Finsternis in ihm war immer da. Da- durch war er gut in dem, was er tat.
Auch seine Männer oben mussten seinen Schrei gehört haben, denn alle Schritte an Deck verstummten.
Mit finsterer Miene ging Jack auf sie zu.
Eden sah verängstigt aus, aber der kleine Rotschopf aus dem Regenwald blieb stehen, sogar, als er sich vorbeugte, um ihr ins Gesicht sehen zu können.
„Wer hat es dir gesagt?“
Sie schluckte. „Er wollte es nicht, Jack. Es ist ihm so ... her- ausgerutscht.“
Er kniff die Augen zusammen. „Brody.“
„Ich schwöre, er hat nur voller Stolz über dich gesprochen. Jack ...!“ Sie berührte seine Wange, doch er schlug ihre Hand weg.
„Fass mich nicht an.“
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging hinaus.
10. KAPITEL
Weitere Tage vergingen.
Gäbe es die Möglichkeit, das Schiff dazu zu bringen, schnel- ler zu fahren, dann hätte Jack Eden zu seinem Anwesen in Ir- land gebracht und sie so einfach aus seinem Leben verschwin- den lassen.
Aber diese Möglichkeit gab es nicht.
Er steckte mit ihr fest in einer winzige Kabine mitten auf dem unendlichen Ozean. Es gab keine Möglichkeit, ihr oder der Ge- wissheit zu entkommen, dass niemand ihn jemals lieben würde, egal, wie reich er werden würde oder wie viele Firmen ihm ge- hörten, und egal, wie oft er sich sagte, dass es ihn nicht interes- sierte. Es würde immer schmerzen.
Je weiter die Winds of Fortune nach Norden kam, desto mehr wichen die herbstlichen Temperaturen dem Winter, und es wur- de kalt und grau.
Bald würden sie ihr Ziel erreichen.
Eden durchlitt mit ihrer Näharbeit eine entsetzliche Zeit. Als die Nacht hereinbrach, saß sie auf der mit rotem Leder gepols- terten Bank am Fenster und arbeitete bei Kerzenlicht weiter. Mit kraftlosen Fingern nähte sie, bis sie sich in den Finger stach.
„Autsch!“ Sie warf ihre Näharbeit zu Boden, steckte sich den Finger in den Mund und begriff, dass sie seekrank wurde.
Zuerst glaubte sie, dass unangenehme Gefühl im Bauch käme daher, dass sie der Streit mit Jack so aufregte, der seither kaum mit ihr gesprochen hatte. Ohne seine Freundschaft war das Meer für sie ein sehr einsamer Ort geworden. Er schlief in- zwischen in einer Hängematte in der Tageskabine, und Eden lag allein in seiner Koje und wagte nicht, daran zu denken, was ihr alles zustoßen konnte, wenn ihr Beschützer auf sie böse war. Aber als sie das leise Pfeifen des Windes durch die Rit- zen neben der Tür hörte und das Plätschern des feinen Brandys in dem kristallenen Decanter auf dem Waschtisch, begriff sie, dass es noch einen anderen Grund geben konnte für ihren An- flug von Seekrankheit.
Als sie sich umdrehte, um aus dem Fenster zu spähen, schlug sich ihr Atem auf dem Glas nieder. Sie sah, dass der Wind stär- ker geworden war und das Meer unruhig. Hier und da bilde- te sich Schaumkronen auf den Wogen. Weiter entfernt bewegte sich die indigoblaue Linie des Horizonts auf und nieder. Das Schiff war so groß, dass es gewöhnlich kaum schaukelte, aber jetzt konnte sie die Bewegung spüren. Vielleicht würden sie in einen Sturm geraten.
Na, wunderbar! Draußen braute sich ein Ungewitter zusam- men, und am Ruder lauerte ein weiteres Ungewitter auf sie, kalt, dunkel und unvorhersehbar ...
Dieser Mann.
Sie erwog, nach draußen zu gehen und den Kapitän zu fragen, was da geschah, aber bei weiterem Nachdenken schien ihr das nur ein Rezept für noch mehr Schmerz zu sein, da er offenbar nicht mehr mit ihr sprechen wollte – obwohl sie gesagt hatte, dass es ihr leidtäte.
Sie war ein wenig böse auf ihn, weil er böse auf sie war. Viel- leicht war es an der Zeit, wieder von den Dandys mit ihren Überröcken aus der Savile Row zu träumen. Von eleganten, kul- tivierten Männern.
Wilde ehemalige Piraten, die ihr ins Gesicht brüllten, waren nie Teil ihres Plans gewesen.
Dennoch war es seltsam zu denken, dass hinter der Fassade steinharter Unverletzbarkeit Black Jack Knight genauso war, wie sie es von Anfang an gesagt hatte – ein großer, brüllender Löwe, den ein böser Dorn in seiner empfindlichen Pfote quälte.
Er ist nur ein großes Baby, dachte sie, vor allem, als sie sich erinnerte, wie er sie am ersten Tag, nachdem er sie an Bord sei- nes Schiffes entdeckt hatte, gezwungen hatte,
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