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Gaisburger Schlachthof

Gaisburger Schlachthof

Titel: Gaisburger Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Hier geht es um eine informelle Klärung im Vorfeld eines Ermittlungsverfahrens. Gestern früh kam nämlich Herr Fängele zu mir und erzählte mir, dass er sie am Vorabend in seinem Büro überrascht hat. Anschließend fand er in einem seiner Sportbücher das hier.« Weber zog die Schreibtischschublade auf und hielt eine in allen Regebogenfarben schillernde CD hoch. »Fängele äußerte mir gegenüber die Befürchtung, dass ihm vonseiten der Presse etwas untergeschoben werden solle.«
    »Oh! Aber finden Sie es nicht seltsam, dass Fängele nach einem Besuch von mir seine Sportbücher durchschaut?«
    »Noch seltsamer finde ich es, dass er dabei etwas findet!«
    »Was ist denn drauf auf der CD?«
    »Pornographie.«
    »Wie?«
    »Kopulationen auf Latzügen, Sex auf der Drückbank, die Art. Nichts Illegales, aber peinlich genug, dass Fängele befürchtet, Sie könnten ihn und sein Institut in Misskredit bringen wollen.«
    »Und das glauben Sie ihm wirklich?«
    »Was ich glaube, ist völlig irrelevant. Mir stellt sich nur die Frage, ob es sich hier um eine illegale Kopie handelt und ob Fängele diese Kunstwerke vertreibt. Im letzteren Fall müsste er Umsatzsteuer deklarieren. Und das fällt in meinen Bereich.«
    Ich verstand. »Wenn Sie Fängele drankriegen wollen, dann vielleicht damit«, sagte ich, in meiner Lederjacke kramend, die zusammengefaltet auf meinen Knien lag. In den Taschen des Herrenexemplars entzog sich zwar vieles meiner Erinnerung, aber es ging auch nichts verloren. »Das hier«, sagte ich, meine Scheibe hochhaltend, »ist die CD, die sich tatsächlich in Fängeles Buch über Ju-Jutsu befand.«
    Wenn Blicke hätten köpfen können, hätte ich jetzt ohne Kopf dagesessen. »Und die haben Sie einfach so mitgenommen? Das ist Diebstahl. Ganz abgesehen davon, dass Sie die Ermittlungen der Behörden behindern.«
    »Immerhin wissen wir jetzt, dass Fängele diese CD so wichtig ist, dass er zu Ihnen gekommen ist, um falsche Spuren zu legen.«
    Weber seufzte lautlos und lehnte sich zurück.
    »Vielleicht sollten wir sie uns mal anschauen«, schlug ich vor.
    »Dann würde ich mich einer strafbaren Handlung mitschuldig machen. Außerdem ist die CD als Beweismittel nicht mehr zu gebrauchen. Wie sollte ich jemals einem Richter erklären, wo ich sie herhabe?«
    Wo er recht hatte, hatte er recht. »Aber anschauen könnte man sie sich doch trotzdem mal. Oder müssten wir dazu ins Landeskriminalamt gehen?«
    Computer waren damals in der Staatsanwaltschaft noch nicht verbreitet. Von E-Mails hatte man bestenfalls schon mal gehört.
    Weber stand widerstrebend auf. Wir verließen sein Büro und eilten durch Gänge. Der Oberstaatsanwalt für Wirtschaftsstrafsachen besaß einen Schlüssel für einen Medienraum, dessen wichtigster Gegenstand ein alter Videorekorder zur Überprüfung von Produktpiraterie im Videosektor war. Ein DVD-Player fehlte noch. In einer Ecke stand ein verstaubter kleinformatiger Bildschirm, an dem ein Zettel mit der Warnung klebte, sich nach Gebrauch ordnungsgemäß abzumelden. Der Terminal unter dem Tisch besaß immerhin ein CD-ROM-Laufwerk.
    Weber überließ es mir, den Computer hochzufahren. Nach einer Weile Festplattenknattern und Gebläserauschen materialisierte sich das damals übliche Windows-Programm auf dem Bildschirm. Ich schob die CD in den Wagen. Da Weber sich computerfremd stellte, setzte ich mich an die Tastatur und steuerte das CD-Laufwerk an.
    Auf der CD befand sich eine ziemlich große Datei. Ich klickte sie an. Unter dem Titel »6 sports« entfaltete sich eine Diashow ziemlich obszönen Charakters. Auf einer Sportbank zeigte eine austrainierte Lady mit Nuttenblick im Tanga ihren Rücken und gebräunte Hinterbacken. Auf dem nächsten öff nete sie die Schenkel auf der Adduktorenmaschine. Später dann die Kopulationen.
    Weber knurrte.
    »Von wegen no sports«, bemerkte ich. »Fängele, dieser Heimlichtuer. Geilt sich in seinen Mußestunden an Muskelmädchen auf.« Ich war unschlüssig, ob ich darüber lachen oder enttäuscht sein sollte. »Womöglich handelt er tatsächlich damit. Immerhin haben wir jetzt schon zwei von diesen Dingern.«
    »Gratuliere«, sagte Weber, nachdem wir in sein Büro zurückgekehrt waren. »Mit der Sicherstellung von diesem Unsinn ist es Ihnen gelungen, Fängele zu warnen.«
    Ich hielt nach der Gefängnisfliege Ausschau, aber die arbeitete heute nicht.
    »Jetzt ist er endgültig überzeugt, dass ich verdeckte Ermittlungen gegen ihn laufen habe«, fuhr Weber grimmig

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