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GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)

GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)

Titel: GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanna Lombardo
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fürsorglich. Ich war ihr unendlich dankbar und wollte Jason erzählen, wie besonders Syria war. Während ich sie weiter beobachtete, erkannte ich etwas Glänzendes am Tuch, welches in der Mitte eingearbeitet war. Stickereien. Das machte mich stutzig, denn ich fragte mich, wie eine Bedienstete, zu so etwas Kostbarem kommen konnte.
    Nachdem sie Jeremia die Lippen reichlich angefeuchtet hatte, faltete sie das Tuch auf ihren Beinen auseinander. In dem Moment erhaschte ich einen Blick auf das Muster und erkannte einen aus goldenem Garn gestickten Adler. Wo hatte ich diesen Adler schon mal gesehen? Syria nahm das Tuch und drückte es in die Tasse. Danach strich sie es Je-remia über die Stirn. Sie wiederholte dies mehrere Male. Zwischendurch stöhnte Jeremia immer wieder auf, und Syria strich vorsichtig mit ihrer Hand über sein Gesicht und über seine Arme.
    „Du bist nicht alleine und bald wird Charisma hier sein. Halt bitte durch!“, beschwor sie ihn.
    Nachdem sie Jeremias Decke frisch aufgeschlagen und ihm sie leicht übergeworfen hatte, verließ sie den Raum.
    Ich blieb bei ihm sitzen, aber meine Gedanken waren noch bei dem Tuch. Woher kannte ich dieses Zeichen? Ich stellte mir immer wieder dieselbe Frage. Woher kannte ich es? Und dann fiel es mir ein. Ich hatte es gesehen, als ich zum ersten Mal im Palast von Jahred Nahal gewesen war und beim zweiten Mal, als alle Abgesandten mit Jeremia auf den Marktplatz von Kanas kamen. Es war das Wappen von Cavalan, das Familienwappen von Jahred Nahal. War das ein Zufall? Ich war verwirrt.
    Ich dachte darüber nach und kam zu dem Entschluss, dass Jeremia dieses Tuch gehörte. Es musste ihm aus der Tasche gefallen sein und
    Syria hatte es gefunden und aufbewahrt, damit es ihm kein anderer wegnehmen konnte. Diese Erklärung fand ich logisch und dabei beließ ich es.
    Die Zeit verging einfach nicht und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich war vollkommen hilflos, so konnte ich Jeremia niemals helfen. Mitten in der Nacht stöhnte er plötzlich laut auf. Sein ganzer Körper war schweißgebadet und wurde so heftig vom Schüttelfrost erfasst, dass das Bett bebte. Das Fieber musste gestiegen sein und ein gelblicher Ausfluss quoll durch den Verband. Niemanden schien es zu interessieren.
    Wo blieb Syria? Auch der Arzt könnte sich mal blicken lassen, geschweige denn ein Bediensteter.
    „Bitte, Jeremia, halte durch!“, flehte ich laut.
    Dann öffnete er plötzlich leicht die Augen. Er blickte verwirrt ins Leere. Sein Gesicht war verzogen vor Schmerz. Ich hatte das Gefühl, dass er noch nicht einmal bemerkte, dass ich hier bei ihm war.
    Bis er dann leise sprach: „Bitte, sag mir, dass du es bist Charisma. Ich kann nichts sehen. Wo bin ich?“
    Das schockierte mich. Wie sollte ich ihm zeigen, dass ich da war?
    „Ja, mein Liebster, ich bin hier.“ Ich legte ihm meine Hand auf die seine bis sie verschmolzen.
    Seine Stimme war sehr schwach und es strengte ihn an zu reden.
    „Ich schaffe es nicht, ich fühle mich so schlecht. Bitte bleibe bei mir, denn ich glaube, es bleibt mir nicht mehr viel Zeit!“
    Ich schrie innerlich. Wie konnte er so etwas sagen? Wie konnte ich ihm helfen? Meine Verzweiflung brachte mich um den Verstand.
    Er durfte nicht aufgeben!
    „Charisma, ich liebe dich so sehr.“ Tränen kullerten über seine Wangen und vermischten sich mit dem Schweiß auf seinem Gesicht.
    „Ich habe gehofft, dass wir den Krieg überleben, und dass wir einen Weg finden, zusammen zu sein. Es tut mir leid, dass ich aufgebe, aber ich halte die Schmerzen nicht mehr aus. Du musst aber weiter kämpfen. Bitte, kämpfe für uns weiter.“ Dann schloss er die Augen.
    Meine Angst wuchs ins Unermessliche und mein Verstand begriff nicht wirklich, was gerade geschah. Ich hoffte, dass auch ich das Bewusstsein verlor, damit ich diesem Schmerz entrinnen konnte. Ich verlor ihn.
    Sein Herz schlug unregelmäßig und schwach. Seine Atmung war so flach, dass sein Brustkorb sich kaum hob und senkte.
    Plötzlich hörte ich es nicht mehr - sein Herz.
    Seine Atmung hatte ausgesetzt.
    Stille.
    Ich fühlte, wie ich ins Leere glitt. Mein Kopf fühlte sich taub und stumpf an. Meine Kehle war wie zugeschnürt und ich bekam keinen Laut mehr raus.
    Nur ein quälendes Flüstern entwich meinen Lippen. Wie schmerzerfüllt meine Stimme klang, wie die einer Fremden. „Nein, Jeremia nein. Ich brauche dich. Verlass mich nicht, bitte.“
    Ich wollte es nicht verstehen, ich konnte es nicht. Er konnte nicht tot sein.

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