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Galaxis Science Fiction Bd. 01

Galaxis Science Fiction Bd. 01

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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hatten.«
    UND wieder: »Vor einer Stunde sah ich die Sonne über Rußland aufgehen. Von hier oben sieht es aus wie jedes andere Land – grün im Süden, weiter nach Norden eine Art Schlammfarbe und dann weiß, wo der Schnee der Arktis liegt.
    Hier oben fragt man sich, warum wir eigentlich so verschieden sind, warum wir uns so wenig verstehen, wo doch das Land das gleiche ist. Wo wir doch alle Kinder der gleichen Mutter sind – der Erde. Wer sagt, daß wir verschieden sind?
    Ihr denkt vielleicht, ich bin verrückt. Vielleicht habt ihr recht. Es macht auch nichts aus, was ich sage, solange ich überhaupt etwas sage. Hat schon jemals ein anderer Mensch eine solche Zuhörerschaft gehabt?«
    Nein, Stan, noch nie.
    Die Stimme von oben fuhr fort:
    »Ich hoffe nur, die Meßinstrumente haben nichts abbekommen. Ihr Rechenkünstler, ihr Reagenzjongleure! Findet ihr, was ihr sucht? Bekommt ihr Antwort auf eure vielen Fragen? Die kosmische Strahlung, die Dichte des Meteorstaubes, Wolkenbildungen, Windbewegungen? Hoffentlich funktionieren die automatischen Sender. Das ist viel wichtiger als meine Stimme.«
    Ich glaube nicht, Stan. Aber wir haben die Daten. Ein paar davon wurden bei der Konstruktion der neuen Schiffe schon verwendet. Ja, Schiffe – nicht Schiff, denn wir begnügen uns nicht mit einem. Neben dem Rettungsschiff besaßen wir jetzt zwei komplette Dreistufenraketen und ein knappes Dutzend Endstufen.
    Und wieder die Stimme: »Die Luft ist heute besonders schlecht. Ich kann nur noch mit Mühe atmen. Sie ist stickig und klebt in den Lungen. Aber es macht nichts. Ich wünschte, ihr hättet sehen können, was ich gesehen habe – die unendlichen Weiten des Universums, die glitzernde Pracht der Milchstraße, die sich um die Erde schmiegt wie der Schleier um eine Braut. Ihr würdet dann wissen, daß wir in diese Weiten gehören.«
    Wir wissen es, Stan. Jetzt wissen wir es. Du hast uns den Weg gezeigt.
    Heute kommt es mir vor, als ob damals die ganze Welt nichts anderes getan hatte, als Stans Stimme zu lauschen und den Bau des Schiffes zu verfolgen.
    Dann endlich wurde der Treibstoff in die Tanks gepumpt – Salpetersäure und Hydrazin. Vor einem Monat kannten wir noch nicht einmal ihre Namen, jetzt wußten wir – sie sind die eigentliche Substanz des Lebens.
    Statistiker schätzten, daß an diesem Tage mehr als hundert Millionen Amerikaner vor ihren Fernsehempfängern saßen. Wie viele Menschen sonst noch auf der Welt, kann man nur erraten.
    Plötzlich wechselte das Bild und zeigte Stans Schiff, das über uns nach Süden floh. Die Kameraleute waren inzwischen Experten geworden in der Verfolgung ihres flüchtigen Objektes. Sie hatten es sofort im Sucher, das Bild war scharf, und wir konnten es sehen, bis es hinter dem Südhorizont verschwand.
    Das Schiff sah nicht anders aus als sonst.
    ABER die Stimme, die zu uns aus den Lautsprechern kam, hatte einen anderen Klang. Sie war heiser und manchmal nur undeutlich zu verstehen. Sie hustete oft und schnappte nach Luft.
    »Die Luft ist sehr schlecht. Beeilt euch! Ich schaffe es nicht mehr lange. Dumm von mir. Natürlich werdet ihr euch beeilen.
    Ich will nicht, daß mich jemand bedauert… ich habe schnell gelebt… dreißig Tage? Ich habe dreihundertsechzigmal die Sonne auf- und untergehen sehen… ich habe gesehen, was vor mir noch keiner gesehen hat. Ich war der erste. Das ist schon etwas. Dafür lohnt es sich schon… zu sterben.
    Ich habe die Sterne gesehen, nackt und unverhüllt. Sie blicken kalt, aber ich weiß, sie spenden Wärme und Leben. Und sie haben Planetenfamilien wie unsere Sonne – einige wenigstens. Gott würde sie nicht nutzlos scheinen lassen. Sie können die neue Heimat zukünftiger Generationen werden. Oder, falls sie bewohnt sind, können wir mit ihren Bewohnern Handel treiben – Waren – Ideen…
    Aber – was noch mehr ist – ich habe die Erde gesehen. Ich habe sie gesehen wie keiner vor mir. Sie dreht sich unter mir – eine phantastische Kugel – die Meere wie blaues Glas in der Sonne – oder aufgewühlt von Stürmen unter drohenden Wolkengebirgen – und das Land grün und lebendig – und nachts die Städte der Welt, funkelten wie Edelsteine.
    Ich habe die Erde gesehen. Meine Welt, wo ich gelebt und geliebt habe. Ich habe sie besser gekannt als jeder andere und sie mehr geliebt und ihre Kinder mehr geliebt… es war schön.
    Lebt wohl! Ich habe ein größeres Grab als der mächtigste Eroberer, den die Erde jemals trug… Stört nicht…« Wir

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