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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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führen. Vorher hatte jeder, der nicht das seltene Glück hatte, von Geburt an marstüchtige Lungen zu besitzen, eine Sauerstoffmaske tragen müssen. Jetzt wurden die Masken nur noch für Babys benötigt, die noch zu klein waren, um die Pillen vertragen zu können.
    Das Wunderenzym machte die Marsluft für menschliche Lungen so brauchbar, wie es die natürliche Erdatmosphäre war – immer vorausgesetzt, man nahm seine Pillen mit größter Gewissenhaftigkeit. Dreißig Stunden ohne eine Pille, und man würde innerhalb weniger Minuten ersticken.
    Tony warf einen letzten prüfenden Blick auf das Baby, überzeugte sich, daß die Maske fest anlag und die Sauerstoffzufuhr richtig eingestellt war. Polly war schon eingeschlummert.
    Leise verließ er ihr Bett und öffnete die Tür zum Wohnraum.
    »Sch!« Anna drehte sieh nach ihm um und legte warnend einen Finger auf ihre Lippen. Sie zeigte hinüber zur Schlafkoje, in der Jim – noch in Kittel und Sandschuhen – im festen Schlaf lag.
    »Alles gut gegangen?«
    Tony nickte. »Viel besser, als ich erwartet hatte.« Nach der Grelle des Krankenzimmers tat ihm das Dämmerlicht im Wohnraum gut. Und Annas ruhige, selbstverständliche Gegenwart brachte es fertig, seine verkrampften Nerven zu lokkern und zu lösen. Müdigkeit übermannte ihn plötzlich, und er sagte nur noch: »Ein Junge – fünf Pfund Erdgewicht – gute Farbe – kräftiger Bursche.«
    »Das ist schön.« Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. »Ich mache das hier nur noch fertig, dann gehe ich hinein und passe auf Polly auf. Wenn sie irgend etwas braucht, rufe ich dich.«
    »Und was machen wir mit ihm?«
    Tony deutete auf Jim Kandros reglos daliegende Gestalt.
    Anna warf einen Blick hinüber zur Koje. »Wir lassen ihn schlafen.« Sie lächelte. »Er kann ruhig noch ein paar Stunden warten, bis er seinem Sohn gegenübertreten kann.«
    Einen Augenblick stand der Doktor noch schweigend da und beobachtete sie bei ihrer Arbeit. Wie immer faszinierte ihn ihre Kunstfertigkeit. Ein Pusten durch das kleine Glasröhrchen, während es sich über der Flamme rötete, eine schnelle Drehung, wieder ein Pusten – alles schien so mühelos und anscheinend ohne vorher festgelegten Plan vor sich zu gehen. Und doch war es dann irgendwie ein fertiges Stück – vielleicht ein Teil der so notwendig gebrauchten verwickelten Destillieranlagen für das Labor, oder ein zerbrechlich aussehendes, langstieliges Glas für den Haushalt der Kolonisten, oder eines Pipette für ihn selbst.
    Er schaute zu, bis seine müden Augen den hellen Lichtfleck der Flamme nicht mehr ertragen konnten. Dann stolperte er in seinen Schlafraum und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf der Erschöpfung.
    DAS Labor war die Geldquelle für die Kolonie. Der Boden des Mars wies eine leichte Radioaktivität auf, nicht so schwerwiegend, daß es für die Menschen gefährlich war, aber doch immerhin genug, um es den Sun Lake-Kolonisten zu ermöglichen, Radioisotope und andere radioaktive Stoffe zu isolieren, die sie dann – trotz der hohen Transportkosten – auf der Erde zu angemessenen Preisen verkaufen konnten.
    Die Materialien, die verarbeitet wurden, waren nicht besonders gefährlich; aber es war die Aufgabe des Doktors, den Herstellungsprozeß völlig ungefährlich zu machen. Zweimal täglich – vor Arbeitsbeginn am frühen Morgen und dann wieder bei Arbeitsschluß – geigerte Tony die ganze Anlage durch. Diese Vorsichtsmaßnahme schützte nicht nur die einzige Einnahmequelle der Kolonie, sondern auch einen jeden der Siedler, denn jedes erwachsene Mitglied der Kolonie arbeitete zumindest indirekt mit dem Labor zusammen, und alle – Männer, Frauen und Kinder – hielten sieh gelegentlich in seinen Mauern auf.
    Unter anderen war es nämlich das einzige Gebäude mit einem Raum, der groß genug war, um als Gemeinschaftsraum und Versammlungsort zu dienen. Und außerdem bot es die einzige willkommene Abwechslung gegenüber sandfarbenen Wänden, genormten Zimmern – alle genau vier mal vier –, von Zementfußböden und Wandkojen. Das Labor besaß alles, was die Häuser der Kolonisten noch vermissen ließen – ein festes Stahlgerüst und Wandplatten aus Aluminium, heißes Wasser, Steckdosen, Erdmöbel, sogar die Annehmlichkeit einer erdimportierten Luftfilteranlage.
    Der ein Kilometer lange Weg hinaus zum Labor, den er jeden Morgen zurückzulegen hatte, gab jedesmal dem Doktor ein wärmendes Gefühl von Optimismus und Zuversicht.
    WÄHREND des einen Jahres, das

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