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Galaxis Science Fiction Bd. 08

Galaxis Science Fiction Bd. 08

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Eigengewicht ließ den unteren Teil tief in den weichen Boden sinken, so daß es am Ende fast einer riesigen umgekehrten Suppenschüssel ähnelte.
    Eine Schleuse öffnete sich an seiner Seite. Zwei aufrechtgehende zweibeinige Wesen traten heraus und kamen auf ihn zu.
    Während sie sich näherten, schien das Uhrwerk der Zeit plötzlich langsamer zu gehen. Er hatte Gelegenheit, kleine individuelle Unterschiede zu bemerken. Sie waren beide fast einen Kopf kleiner als er und am ganzen Körper mit einem weißen Pelz bedeckt, aus denen nur die zwei kleinen schwarzen Knöpfe ihrer Augen heraussahen. Sie schienen mehr als die übliche Anzahl von Gelenken in Armen und Beinen zu besitzen, denn diese Glieder waren beweglich wie Gummi. Zwischen sich trugen sie einen viereckigen Kasten.
    Helmut stand völlig reglos da und wartete auf sie. Der einzige Gedanke, der im Augenblick in seinem Hirn kreiste, war der, daß er jetzt wohl nie mehr herausfinden würde, warum er hier war.
    Wie gelähmt sah er sie auf sich zu kommen. Als sie zwei Meter von ihm entfernt waren, setzten sie den Kasten ab.
    Sobald er auf dem Gras stand, begann er zu vibrieren und ein tiefes Summen drang aus ihm hervor, das sich allmählich steigerte und höher und lauter wurde, bis es ungefähr so klang wie ein Mann, dem der Doktor befohlen hatte, aaah zu sagen, während er seinen Radien untersucht. Als es diese Lautstärke erreicht hatte, brach es plötzlich in eine Reihe kurzer Summtöne auseinander, die allmählich den Klang von Silben annahmen. Der Kasten sprach zu ihm – immer eine Silbe nach der anderen.
    »Ha - be kei - ne Angst«, sagte er. »Wir möch - ten mit dir spre - chen.«
    Helmut gab keine Antwort. Er hätte gern gehört, was der Kasten ihm alles zu sagen hatte, aber zur gleichen Zeit wurde ein seltsamer Drang in ihm immer stärker. Er schrie ihm zu, daß diese Fremden schrecklich und unnatürlich und gefährlich wären, daß nichts, was sie sagen würden, wahr wäre, daß er weglaufen und sich retten müßte, bevor es zu spät war.
    Sie hatten ihn schon eine lange Zeit beobachtet, fuhr der Kasten fort zu erzählen. Sie hatten seinen Videobändern zugehört, die er gespielt hatte, und endlich seine Sprache entziffert. Sie hatten sich bemüht, ihn zu verstehen, denn er schien unglücklich zu sein und nicht gern auf seiner Welt, und er schien nicht zu mögen, was er tat. Und wenn das der Fall war, warum tat er es dann? Sie verstünden es nicht. Woher war er gekommen und wer war er und warum war er hier?
    Helmut starrte auf die vier schwarzen Äuglein, die halb verwundert, halb freundlich seinen Blick erwiderten. Sie erinnerten ihn an die neugierigen Augen eines Bärs, den er einmal als Knabe in einem Zoo der Erde gesehen hatte. Für weißbepelzte Gesichter gab es keine Möglichkeit, einen Ausdruck zu zeigen, aber er glaubte Güte und Anteilnahme in ihren Augen zu erkennen. Und die lange Einsamkeit hier auf seiner kleinen Welt wallte in ihm hoch und drohte, ihn zu überwältigen mit dem Wunsch, diesen beiden Fremdlingen Antwort zu geben. Aber da war ein anderer Teil seines Hirns, der vorwärtsbrandete und jede freundliche Regung davonschwemmte.
    Abrupt wandte er sich ab und rannte los.
    Er rannte zum Haus, stürzte durch die Tür und warf sich auf die Schalttafel mit dem großen roten Hebel. Er langte danach, zögerte einen Augenblick, während er über die Schulter nach den beiden Geschöpfen zurückschaute, die immer noch so dastanden, wie er sie verlassen hatte. Noch einmal schwankte er unter dem inneren Drang, zurückzugehen und ihnen seine Geschichte zu erzählen und auch sie anzuhören.
    Aber es waren Teufel!
    Er packte den roten Schalter und riß in herunter.
    Was folgte, war Alptraum.
    ER saß jetzt schon lange Zeit in der kalten Halle, ohne daß sich jemand um ihn gekümmert hätte. Gelegentlich liefen Männer in der Uniform des Raumkorps an ihm vorbei oder Männer in den weißen Mänteln von Laboranten. Aber sie alle gingen an ihm vorbei, als wäre er gar nicht vorhanden.
    Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Man hatte ihm einen neuen Anzug gegeben, der steif und unbequem seinen Körper umspannte. Der Anzug, der Stuhl, die Halle mit den vorübereilenden Leuten – sie alle schrieen ihm zu, daß er hier nicht hingehörte. Er haßte sie.
    Endlich öffnete sich die Tür eines der Büros, und ein junger Korpssoldat steckte seinen Kopf heraus.
    »Sie können jetzt hereinkommen«, sagte er zu Helmut.
    Helmut stand ungelenk auf.

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