Galaxis Science Fiction Bd. 09
Mann – und stand auf, wobei er sich den Anschein gab, als würde er das nur zögernd und widerwillig tun. Der Gedanke kam ihm, was wohl die beiden sagen würden, wenn er plötzlich seinen Schnurrbart abnehmen, die Zeitung im hohen Bogen wegwerfen, und mit Hallo davonstürmen würde. Er hatte den starken Verdacht, daß dadurch der Lauf der Geschichte auch nicht um eine Bogen-Sekunde abgelenkt würde, aber er verzichtete doch lieber darauf, das Experiment zu machen.
Der Park war angenehm. Die Doppelsonne wärmte Wege und Rasen. Noch war nichts von der brennenden Hitze zu spüren, die der Sommer später bringen würde. Randolph war im Grunde genommen eigentlich der ansprechendste Planet, den er seit Jahren besucht hatte. Ein bißchen zurück in seiner Entwicklung vielleicht, aber das war nur erholsam.
Er war außerdem fast über hundert Lichtjahre von der Erde entfernt. Es wäre wirklich interessant, zu erfahren, wie das Hauptquartier auf der Erde im voraus hatte wissen können, daß der junge Mann sein Mädchen an einem bestimmten Platz auf Randolph und genau um 14:58:03 treffen würde. Oder wie die Schiffe des Geheimdienstes mit Mikrometerpräzision einer interstellaren Flotte hatten auflauern können, von der vorher niemand auch nur etwas geahnt hatte.
Die Presse war frei – auf Randolph wie auf allen anderen Planeten. Sie berichtete das, was sie erfuhr. Jede ungewöhnliche Konzentration von Schiffen des Geheimdienstes in dem Gebiet des Pferdekopfnebels oder irgendwo sonst würde bemerkt und gemeldet worden sein. Das Hauptquartier zensierte derartige Meldungen weder aus Sicherheits- noch anderen Gründen. Trotzdem hatten die Zeitungen nichts anderes zu berichten gewußt, außer daß a) eine Flotte von phantastischer Größe ohne vorherige Warnung aus dem Nebel vorgebrochen war und daß b) der Dienst zur Stelle gewesen war.
Inzwischen war es zu einer Selbstverständlichkeit geworden, daß der Dienst immer zur Stelle war. In mehr als zweihundert Jahren hatte es keine einzige Panne gegeben. Es hatte nicht einmal ein Fiasko gegeben, jenes alarmierend klingende Wort, mit dem man die Möglichkeit bezeichnete, daß einmal ein junger Mann sein junges Mädchen nicht plangerecht treffen könnte.
Jo hatte den Rand des Parkes erreicht und winkte sich ein Taxi heran. Drinnen entledigte er sich seines Schnurrbartes, seiner Glatze, der Stirnfalten – all dem Make-up, das ihm zu seiner Maske freundlicher Harmlosigkeit verhelfen hatte.
Der Fahrer hatte die Verwandlungsszene im Rückspiegel beobachtet. Jo schaute auf, und ihre Blicke trafen sich.
»Entschuldigung, Mister. Aber ich dachte, es würde Ihnen wohl nichts ausmachen, wenn ich dabei zusähe. Sie sind sicher ein Geheimagent.«
»Stimmt. Fahren Sie mich zum Hauptquartier.«
»In Ordnung.« Mit einem sanften Ruck fuhr das Fahrzeug an und glitt hoch zur Expreßebene, wo es sich in den Verkehrsstrom einreihte.
»Das erste Mal, daß ich einen Agenten sehe«, sagte der Chauffeur. »Wollte zuerst kaum meinen Augen trauen, als Sie anfingen, Ihr Gesicht abzumontieren. Sie sehen aber wirklich ganz anders aus.«
»Muß man manchmal«, gab Jo zerstreut zurück.
»Glaube ich gerne. Kein Wunder, daß Sie schon alles wissen, bevor es überhaupt passiert. Sie müssen tausend Gesichter haben – jeder von Ihnen. Ihre eigene Mutter würde Sie nicht erkennen, was? Macht es Ihnen nichts aus, daß ich weiß, daß Sie verkleidet herumgelaufen sind?«
Jo grinste. Das Grinsen brachte ein schwaches ziehendes Gefühl an einer Stelle neben seiner Nase. Er zog das Stückchen Kunsthaut ab, das er übersehen hatte, und betrachtete es kritisch.
»Warum sollte es? Verkleidung ist ein elementarer Bestandteil unserer Arbeit. Das kann sich jeder an seinen zehn Fingern ausrechnen. Wir tun es allerdings nicht oft – nur bei sehr einfachen Aufträgen.«
»Oh!« Die Stimme des Chauffeurs klang leicht enttäuscht, weil das erhoffte Melodrama sich in nichts aufzulösen drohte. Er saß eine Minute schweigend da. Dann, mit nachdenklicher Stimme, sagte er:
»Manchmal glaube ich fast, der Geheimdienst muß in der Zeit reisen können. Die Dinger, die sie drehen… nun, hier sind wir angelangt. Viel Glück, Mister.«
»Danke.«
Jo ging direkt in Krasnas Büro. Krasna war ein Randolpher, auf der Erde ausgebildet und dem Erdbüro verantwortlich, aber ansonsten sein eigener Herr. Sein schweres muskulöses Gesicht trug den gleichen Ausdruck ernster Zuversicht, wie er für alle anderen Stabsoffiziere des
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