Galaxis Science Fiction Bd. 09
übernehme die volle Verantwortung. Das bekommen sie noch schriftlich. Wir können es uns nicht leisten, Stevens mit Samthandschuhen anzufassen – dafür ist die Angelegenheit zu gefährlich. Und richtig, Margaret, schicken Sie das per Boten und instruieren Sie alle unsere Leute – nicht nur die in Rio City –, sie sollen vorläufig den Dirac nicht mehr benutzen, es sei denn, Zeit und Entfernung lassen nichts anderes zu. Stevens hat schon zugegeben, daß er unsere Dirac-Sendungen empfangen kann.«
Er schaltete das Mikrophon aus und starrte einen Augenblick gedankenverloren auf das schön gemaserte Holz seines Schreibtischs. Wald räusperte sich fragend und langte nach der Aquavitflasche.
»Entschuldige, Robin«, sagte er, »aber ich sollte doch meinen, daß das umgekehrt auch der Fall sein müßte.«
»Stimmt. Und trotzdem ist es eine Tatsache, daß wir bis jetzt von Stevens oder einem seiner Agenten noch nicht mal ein Flüstern aufgefangen haben. Ich kann auch keine Erklärung finden, wie er das fertigbringt, aber offensichtlich kann er es irgendwie.«
»Wir wäre es, wenn wir das ganze Problem noch einmal von vorne angehen und sehen, wo wir dann landen? sagte Wald. »Ich wollte es damals in Gegenwart der jungen Dame nicht sagen – ich meine Miß Lje natürlich, nicht Margaret –, aber die Wahrheit ist, daß der Dirac-Kommunikator im Grunde einen ganz einfachen Mechanismus besitzt. Ich bezweifle ernsthaft, daß es eine Möglichkeit gibt, mit ihm eine Nachricht zu senden, die nicht entdeckt werden kann und eine Überprüfung der Theorie mit diesem Vorbehalt im Auge könnte uns vielleicht auf etwas Neues bringen.«
»Was für ein Vorbehalt?« sagte Weinbaum. In den letzten Tagen war es für ihn oft nicht leicht, Thor Walds Gedankenflug zu folgen.
»Na ja, daß eine Dirac-Sendung nicht notwendigerweise alle Geräte erreicht, die in der Lage wären, sie zu empfangen. Wenn das wirklich der Fall ist, dann sollte es bei einer nochmaligen gründlichen Überprüfung der Theorie zu finden sein.«
»Schon begriffen. Also gut, dann arbeite in dieser Richtung. Ich habe mir übrigens vorhin Stevens Akte angesehen. Sie besteht hauptsächlich aus leeren Blättern. Vor dem Zeitpunkt der Eröffnung seines Büros in Rio ist von dem Mann nicht das geringste bekannt. Stevens hat mich sogar direkt mit der Nase draufgestoßen, daß er ein Pseudonym benutzt. Als ich zum ersten Male mit ihm sprach, fragte ich ihn, was das J. in seinem Namen bedeutet, und er antwortete: Ach, sagen wir Jerome. Aber wer der wirkliche Mann ist, der hinter diesem Pseudonym steckt…«
»Ist es möglich, daß er wenigstens seine eigenen Initialen benutzt?«
»Glaube ich nicht. Das tun nur die allerdümmsten Anfänger. Das, oder Silben umdrehen, oder irgendeine Verbindung zu dem wirklichen Namen behalten. Das sind meistens die Leute, die irgendeinen seelischen Kummer haben und in der Anonymität untertauchen wollen, und dabei aber in der ganzen Gegend Hinweise auf ihre wirkliche Person herumliegen lassen. Solche Hinweise sind im Grunde nichts anderes als ein Hilferuf, eine Aufforderung, die wirkliche Person hinter dem Pseudonym zu entdecken. Natürlich haben wir auch diese Möglichkeit ins Auge gefaßt – wir können es uns nicht leisten, den kleinsten Fingerzeig zu vernachlässigen –, aber ich bin überzeugt, daß unser Freund zu dieser Kategorie nicht gehört.«
Weinbaum stand plötzlich auf.
»Also, Thor, was steht als erstes auf deinem Programm?«
»Nun – ich nehme an, am besten fangen wir an, die von uns benutzten Frequenzen zu überprüfen. Wir sind bei der Entwicklung des Kommunikators von Diracs Annahme ausgegangen – und sie hat sich bisher in jeder Hinsicht als richtig erwiesen –, daß die Bewegung eines Positrons durch ein Kristallgitter von de Broglie-Wellen begleitet ist, die wiederum nur eine Art Echo der Wellen eines Elektrons sind, das an irgendeiner andern Stelle des Universums in Bewegung ist, Wann wir also Frequenz und Weg des Positrons kontrollieren können, dann kontrollieren wir auch das Elektron. Wir können es auf diese Weise veranlassen, in dem Stromkreis eines Kommunikators zu erscheinen, der an einer beliebigen Stelle des Universums sich befinden kann. Der Empfang ist dann nur noch eine Angelegenheit der Verstärkung dieser Impulse und ihrer Übersetzung ins Lesbare.«
WALD blickte finster und schüttelte skeptisch seinen blonden Schädel. »Wenn Stevens Sendungen ausstrahlen kann, die wir nicht empfangen
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