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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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nach vorn. Georg, der sich direkt darunter befand, konnte weder vor noch zurück.
    »Tut mir wiederum leid, Meister«, sagte Gumbs mit einem Ton aufrichtigen Bedauerns in der Stimme. »Aber Sie wissen ja, das Loyalitätskomitee. Kann das Risiko einfach nicht eingehen.
    DER Felsen schien eine Ewigkeit für seinen Fall zu brauchen. Georg versuchte verzweifelt auszuweichen, dann – ganz instinktiv – stemmte er seine Arme dagegen.
    Der schwere Stein löste sich und fiel.
    Georg spürte, wie seine Arme wie dürre Zweige zusammenknickten, sah einen dunklen Fleck, der den Himmel verdüsterte, spürte einen Schlag wie von einem Dampfhammer, der den Boden unter ihm erzittern ließ.
    Er hörte ein schmatzendes Geräusch.
    Und er war immer noch am Leben.
    Diese erstaunliche Tatsache beschäftigte seine Gedanken noch eine lange Zeit, nachdem der Felsen schon längst den Abhang hinuntergedonnert war. Dann endlich hatte er sich soweit gesammelt, um seinen Körper betrachten zu können.
    Der Widerstand seiner Arme hatte ausgereicht, um den Fall des Felsens eine Kleinigkeit abzulenken – vielleicht um dreißig Zentimeter nach rechts. Diese Hälfte des Monsters war nur noch eine bis zur Unkenntlichkeit zerquetschte und auseinandergerissene Masse. Ein paar Klümpchen schwammiger Materie lagen darin eingebettet und lösten sich langsam auf.
    Nach etwa zwanzig Minuten waren die letzten Überreste von Gumbs’ Rückenmark und Hirn absorbiert, und das Monster war in seine ursprüngliche Linsengestalt zurückgeflossen. Georgs Schmerzen ließen langsam nach. Noch weitere fünf Minuten, und seine geheilten Arme waren wieder so stark wie früher.
    Sie zeigten jetzt auch eine überzeugendere Form und Farbe – die Gelenke, die Fingernägel, selbst die Hautfalten waren sehr natürlich. Unter gewöhnlichen Umständen hätte diese Tatsache Georg für mehrere Stunden in Nachdenklichkeit versetzt, doch jetzt erfüllte ihn Ungeduld so sehr, daß er ihrer kaum achtete. So schnell er konnte legte er den Rest des Weges bis zur Anhöhe zurück.
    Dreißig Meter vor ihm lag ein gewölbter grünbrauner Körper regungslos im dürren Gras.
    Das zweite Monster enthielt natürlich auch nur noch ein Gehirn – aber wessen?
    Das von McCarty, dessen war er sich nahezu sicher. Vivian hatte wohl keine Chance gehabt. Aber wie kam es, daß nichts mehr von McCartys Arm vorhanden zu sein schien?
    Georg setzte sich in Bewegung, um das Ding näher in Augenschein zu nehmen.
    AUF der von ihm abgewandten Seite bemerkte er zwei dunkelbraune Augen, die ein seltsam unfertiges Aussehen besaßen. Sie erblickten ihn, und ein Beben lief über den Körper, und er bewegte sich auf ihn zu.
    Vivians Augen waren braun gewesen, er konnte sich ihrer genau erinnern. Braune Augen mit dichten dunklen Wimpern in einem schlanken, nach unten schmaler werdenden Gesicht. Bewies das etwas? Welche Farbe hatten McCartys Augen besessen? Er wußte es nicht mehr.
    Georg kam näher und hoffte dabei inständig, daß das Irgendetwas meisterii in seinem Aufbau und Verhalten weit genug entwickelt war, um sich mit Angehörigen seiner eigenen Art zu konjugieren, statt zu versuchen, sie aufzufressen.
    Die zwei Körper berührten sich und begannen miteinander zu verschmelzen. Der Teilungsprozeß lief jetzt rückläufig ab. Aus den zwei ellipsenförmigen Körpern wurde eine Acht, dann eine einzige Ellipse. Sein Gehirn und das andere trieben langsam aufeinander zu, die beiden Rückenmarkstränge überlagerten sich.
    Erst dann bemerkte er, daß das andere Gehirn irgendwie seltsam aussah. Es schien fester, kompakter zu sein als das seine, seine Form schärfer umrissen.
    »Vivian«, fragte er besorgt. »Sind Sie das?«
    Keine Antwort. Er versuchte es noch einmal und dann wieder.
    Endlich: »Georg Oh, mein Gott! Ich möchte weinen, aber ich kann es nicht.«
    »Keine Tränendrüsen«, sagte Georg automatisch. »Ah, Vivian?«
    »Ja, Georg?« Wieder diese warme Stimme.
    »Was ist mit Miss McCarty passiert? Wie haben Sie…«
    »Ich weiß es nicht. Sie ist fort, nicht wahr? Ich habe schon eine ganze Zeit nichts mehr von ihr gehört.«
    »Ja«, sagte Georg. »Sie ist fort. Aber Sie wissen nicht, wieso? Erzählen Sie mir, was Sie in der Zwischenzeit gemacht haben.«
    »Ja, also ich wollte einen Arm machen, weil Sie es mir gesagt haben. Aber ich dachte, vielleicht reicht die Zeit dafür nicht aus. Deshalb machte ich stattdessen eine Schädeldecke. Und das hier, um mein Rückenmark zu schützen.«
    »Rückenwirbel.«

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