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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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funkelte sie vielsagend aus seinen blitzblauen Augen an und begann die Verhandlungen über den Preis der Unterdeck-Mannschaft.
    Er verhandelte ernsthaft und ließ kein Detail der Bezahlung seiner Leute aus. Alles das besprach er einzig und allein mit dem Goldenen und würdigte die vor Wut kochende Dame von Atibon Legba keines Blickes. Stattdessen verströmte er eine Menge Charme und anzüglicher Körpersprache in Richtung des Goldenen, der dafür vollkommen unempfänglich war. Die Dame dagegen registrierte alles, und alles kam bestens an. Sie hielt mühevoll an sich, sie brodelte vor Ekel, wenn Mikko den nackten Mann an seiner Seite vertraulich berührte und ihm mitten im Gespräch die Hand auf den Oberschenkel legte, nur Zentimeter von den folienverpackten Geschlechtsteilen entfernt. Dem Goldenen war das vollkommen egal, der Dame nicht. Sie war eine Kreatur des Flottenkommandos, den Kopf voller Standesdünkel, und sie war gefangen in den engstirnigen Moralvorstellungen dieses Gremiums – bis heute weigerte sich man ja auf A. L., die Gültigkeit oniskäischer Ehen anzuerkennen. Es war nicht möglich, solche bunten Lebensgemeinschaften mit wechselnden Partnern anzuerkennen, zumindest nicht für das Flottenkommando. Igittigitt. Schwer genug, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die ihre bloßen, übergewichtigen Körper in intelligente Folien einpackten und nicht verstehen konnten, dass man Geld ausgab, nur um nicht nackt zu sein.
    So entgingen der Grauhaarigen von Atibon Legba alle Punkte, an denen sie hätte einhaken und widersprechen müssen. Während die Dame von Ekel zu Fassungslosigkeit taumelte, verkaufte sich Mikko teuer. Ein gewisses Talent zur Nutte ist ihm nicht abzusprechen, dachte Jana Hakon boshaft. Zwischendurch kam die Barmaschine hoffnungsvoll herangerollt, pries ihre gut bestückten Bestände und brachte es tatsächlich fertig, ein paar Gläser und Tassen zu verkaufen. Veruca Salt nahm einen serafimischen Kaffee, Ari ein zweites großes Glas mit irgendeinem magenmordenden karnesischen Gebräu, höchstprozentig und ätzend gewürzt. Die Dame vom Flottenkommando ließ einen Äthyltee kommen. Der Goldene entschied sich nach längerem Zögern für ein Wasser, das direkt an der Quelle irgendwo auf Engambosch abgefüllt wurde und in einer am Ursprungsort versiegelten Flasche auf den Tisch kam. Mikko wiederum übernahm nicht nur mit selbstverständlicher Geste die Kosten, er bestellte für sich selbst einen oniskäischen Blitzcocktail. Kaum weniger überteuert als Wasser direkt von Engambosch. Kleine blaurote Funken tanzten über den Rand des elektrischen Bechers.
    Veruca Salt staunte über die Cleverness, mit der Mikko-der-Diplomat seine Verhandlungsgegner erst halbierte und dann in ein Gewässer lotste, das nur ihm Vorteile brachte. Und all das fand statt, ohne den Plan, die eigentliche Aufgabe Mikkos, die Mission, mit der kleinsten Bemerkung zu erwähnen. Mikko feilschte um Preise, redete über Zahlungsbedingungen, verhandelte über Garantien und über Rückversicherungen. Sogar die Frage kostenloser medizinischer Betreuung, falls nötig, wurde berührt. Zwischendurch nippte der Herr des Unterdecks genießerisch an seinem knisternden Getränk und ignorierte die zwischen seinen Lippen und dem Becher hin und her zuckenden winzigen Blitze.
    Als die beiden Fremden das Unterdeck verlassen hatten, waren sie, ohne es richtig wahrgenommen zu haben, mehr als einmal auf Grund gelaufen. Der Äthyltee war ausgetrunken, mit einem Gesichtsausdruck, als handele es sich um aufbereitete Spülflüssigkeit aus einem der Unterdeck-Aborte. Das superteure Wasser dagegen war nicht angerührt worden, das Siegel der Sicherheitsflasche allerdings war geöffnet. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, das Glas nicht vor den Augen des Goldenen zu sterilisieren. Veruca Salt konnte kaum aufhören, ihrem Mikko bewundernde Blicke zuzuwerfen; Jana Hakon hingegen war krank vor Sorge und bestürzt über die Ereignisse. Es musste mehr los sein als nur leichte Konfusionen im Netz, wenn zwei solch wichtige Typen sich herabließen, praktisch mit dem Abschaum der Sebafell gemeinsame Sache zu machen. Und diese beiden hatten sich wehrlos und ohne mit der Wimper zu zucken über den Bartisch ziehen lassen. Sehr seltsam. Verdächtig. Hatte man drittklassige Dummköpfe geschickt, die sich kompromittieren sollten? Dazu hätte eine Person ausgereicht. Das hätte man viel einfacher haben können. War das alles eine komplizierte, unnötig teure Falle?

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