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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Kaum anzunehmen, dass die Mechanismen dieses Hochhauses einen solchen Hieb übersehen konnten. Irgendwo war jetzt vermutlich irgendein Alarm losgegangen
    Bonnie hatte nicht herausfinden können, inwieweit das galdäische Konsulat zu den hochwichtigen oder belanglosen Objekten dieser Stadt gehörte. So oder so war es eine Frage der Zeit, wann jemand auftauchen würde, um nachzuschauen. Die Rechnernetze von Penta V waren weitgehend verstopft und unbrauchbar, aber es war kaum anzunehmen, dass einfache Alarme von den Fluten nutzloser Information aufgehalten wurden.
    Markus hatte kaum Gelegenheit, diesen Gedanken nachzugehen. Man zerrte ihn mit hinein in die freigesprengte Öffnung. Der kahle, riesige Raum dahinter passte überhaupt nicht zu den Gängen des Hochhauses. Er wirkte roh, unbearbeitet, nicht bezogen. Als hätten gestern erst die Bauleute das Gebäude verlassen. Die längere Seite dieses Saales war identisch mit der Schmalseite des Hochhauses; die Brücke zum anderen Turm des Zwillingsbaues war von hier aus nicht zu sehen. Markus blickte sich neugierig um. Bonnies Leute schwärmten aus und besetzten die strategischen Punkte; ein bisschen lächerlich in einem solchen Saal. Es wäre Platz gewesen für zweihundert Stühle, um Vorträge zu halten. Mit viel Ellbogenfreiheit. Stattdessen stand ein Dutzend leerer Vitrinen herum, wie man sie für Ausstellungen verwendet. Die Schaukästen wirkten irgendwie anklagend. Als hätte jemand eine Galerie überfallen und sie komplett ausgeraubt, ohne das kleinste Stück zurückzulassen. Markus entdeckte in diesem deprimierenden Raum nur ein einziges, einsames Bild. Es zeigte einen finsteren, rabenschwarz aufragenden Turm. Das Gebäude wirkte fremdartig und gewalttätig, als wolle es die Sonne aufspießen. Es gab niemanden, der solche Bauten errichten konnte; Markus wusste das sofort. Vor dem Turm schwebte nämlich ein winziger Fliegendreck. Ein Landetransporter des Flottenkommandos, genau wie der, mit dem Karolus damals abgeflogen war. Dieser bedrohliche Turm musste unerhört groß sein. Das Raumschiff wirkte neben ihm unbedeutend und staubkorngroß. Konnten die Galdäer solch titanische Bauwerke hochziehen?
    Neben einem peinlich aufgeräumten Schreibtisch stand ein hochlehniger Drehsessel. Der Raum sah aus wie ein leergeräumtes Museum und lag im Dämmer, obwohl gleich zwei Wände komplett aus Glas waren, dunkel getöntem Glas. Die Sonnenempfindlichkeit der Galdäer war zu hoch für diesen Planeten. Markus dachte an die Hitze draußen.
    »Ich grüße Sie«, sagte Bonnie Wayss, deren Augen irgendwelche Daten durchmusterten, die ihr eingespielt wurden. Markus wunderte sich, mit wem sie sprach, ehe er die leichte Bewegung des einsamen Sessels bemerkte. Da saß jemand. Jemand, dessen schmale Gestalt in dem großen Sitzmöbel kaum auffiel. Markus sah sie, und die blau tönende Saite seiner Seele intonierte einen Triumphmarsch. Eine Galdani.
    »Gegrüßt seien Sie mir ebenso«, sagte sie.
    Bonnie verbeugte sich knapp. Alle ihre Leute vollzogen dieselbe Bewegung. Markus ahnte, dass unter ihnen Veteranen des galdäischen Krieges sein mussten. Der Bass in seinem Rückenmark spielte dumpfe Melodien.
    Die Frau im Sessel war nur auf den ersten Blick unscheinbar. Sie hatte große Augen und blasse Haut, durch die Äderchen hindurchschimmerten. Die winzigen Ohren waren kaum sichtbar unter ihren langen, glatten, dunklen Haaren. Insgesamt fremdartig, nicht hässlich. Sie erinnerte Markus sehr an Jana, so sehr, als wären die beiden Schwestern. Vielleicht waren sie das. Die Galdani legte mit grazilen Bewegungen ihre blassen Hände auf den leeren Schreibtisch. Da war ein Schildchen mit ihrem Namen auf dem Tisch, ein langes kompliziertes Gebilde aus Buchstaben. Markus wusste, dass Namen auf Galdäa eine verzwickte Angelegenheit waren.
    »Man ist darauf aufmerksam geworden, dass ich Besuch empfange«, sagte Tara S‘Khanayilhkdha Vuvlel T‘Arastoydt mit einer Stimme, die nicht ganz von dieser Welt war; Markus erinnerte sich an gewisse Musikinstrumente, in denen die Obertöne zusätzliche Saiten zum Mitschwingen bringen mussten, um den richtigen schwirrenden Klang zu erzeugen. Jana hatte manchmal ähnlich geklungen, in umnachteten Augenblicken, wenn die Drogen der Photek-Ärzte die Oberhand über ihre Selbstkontrolle gewonnen hatten. Er hatte niemals begriffen, dass sie versuchte, ihre Muttersprache zu benutzen.
    »Haben wir Zeit, um miteinander zu reden?«, fragte Bonnie mit einer Stimme, in der

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