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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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könnte sonst der Ort werden, an dem deine Biographie endet«, bemerkte Kaddok.
    Markus grinste. Seine Einschätzung des Karnesen war womöglich nicht ganz richtig. Da war doch tatsächlich ein Funken von Humor in dieser Bemerkung gewesen.
    Kaddok füllte, indem er sich erhob, den Raum aus und nickte Bonnie zu. Das weitere Vorgehen war bereits beschlossen und bedurfte keiner Gespräche mehr. Der Schwerweltmensch hielt kurz inne und sagte: »Diesem Michael Sanderstorm sollte man Nachricht geben. Ich mag den Gedanken nicht, dass Menschen zu bloßen Werkzeugen gemacht werden und nichts davon wissen.«
    Damit griff er achtlos nach dem Hemd, das zerknittert über der Stuhllehne hing, und streifte sich das Kleidungsstück über. Natürlich schwitzte er es schlagartig durch, und der weiße Stoff klebte feucht und fleckig an seinem Körper. Der Karnese stapfte hinaus, und Markus wollte folgen. In seinem Hinterkopf steckte jemand, der sich freute, dass er die durchgeschwitzten Stellen so genau vorhergesagt hatte. Genau daneben fragte sich ein aufgeregter Geist, ob denn nicht in diesem Augenblick ein gewisser Markus Hataka genauso zum Werkzeug höherer Absichten wurde wie Michael Sanderstorm. Kaddok musste sich bücken und leicht zur Seite drehen, um seine breiten Schultern ohne Kontakt mit dem Rahmen durch die Tür zu bugsieren. Er war an die zwergenhaften Abmessungen gewohnt und tat es mit gedankenloser Eleganz.
    Bonnie Wayss legte dem Musiker eine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. Markus drehte sich um. Die Soldatin presste ihm überraschend ihre Hand auf den Mund und kam ganz nahe heran.
    »Vergiss es«, sagte Bonnie leise. Sie vergewisserte sich, dass die Augen des Musikers auf sie gerichtet waren und nicht mehr dem Leib des Karnesen hinterherschmachteten, ehe sie ihre Hand wegnahm.
    »Was soll ich vergessen?« Markus war verwirrt.
    »Was schon«, sagte sie. »Ich habe Augen im Kopf, und ich bin nicht blöd. Hör mir zu. Karna geht mit allem, was von der Norm abweicht, alles andere als zart um.«
    »Oh«, machte Markus, etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    »Sie haben dort viele Jahre lang nicht nur die lebensuntüchtigen Neugeborenen umgebracht«, sagte Bonnie, »sondern jeden, der weiter als ein kleines bisschen vom Herkömmlichen abwich. Die haben es ernst genommen damit, und im Innern tun sie es heute noch. Der durchschnittliche Karnese ist bis auf den heutigen Tag der Meinung, alle Homosexuellen gehörten an wilde Tiere verfüttert, und Oniskus würden sie am liebsten komplett entvölkern.«
    »Ich verstehe nicht«, wollte Markus zu einer Erwiderung ansetzen; Bonnie legte ihm die Hand erneut auf den Mund, kam nahe heran und zischte mehr, als dass sie sprach. Der Apparat in ihrer Kehle hatte Mühe bei der Artikulation und klang plötzlich billig und fremd. Überfordert.
    »Mir persönlich ist es vollkommen gleichgültig, was andere Leute miteinander tun«, stellte Bonnie Wayss klar, »ich bin in dieser Beziehung wirklich nicht prüde; unser Riesenbaby hier ist in diesem Punkt heikel. Also lass die Finger von ihm. Und bring ihn nicht auf irgendwelche Ideen. Er denkt, Karolus sei dein Bruder gewesen, dein Nestgefährte. Deswegen ist dein Interesse an dieser Angelegenheit völlig legitim für ihn.«
    Markus starrte Bonnie an, als habe die sich innerhalb von Sekunden in eine der sagenhaften Kampfmaschinen verwandelt, mit denen die verfluchten Acht eine Welt nach der anderen überrannt hatten.
    Die Soldatin nahm ihre Hand von Markus‘ Mund und atmete durch, beruhigte ihre künstliche Stimme. »Wenn er herausfindet, dass Karolus dein Lebensgefährte gewesen ist, hast du ein Problem. Und dieses Problem ist etliche Kilo schwerer als du und ein ganzes Stück größer. Allein der Gedanke daran, dass Karolus und du miteinander ins Bett gegangen seid, könnte unseren Schwerweltfreund, nun ja, ernsthaft destabilisieren.« Sie gab Markus frei und starrte ihm kurz in die Augen. »Wir haben – das wissen die Päpste – genügend andere Probleme. Dass uns die Tåström nur für kurze Zeit zur Verfügung steht, ist die geringste aller Schwierigkeiten. Kannst du mir folgen?«, fragte sie.
    »Ich denke«, sagte Markus Hataka, der auf seinen Lippen den überraschend festen Händedruck der Soldatin spürte wie den Nachhall eines Schlages.
    »Finde ich prima, dass wir uns so gut verstehen«, sagte Bonnie Wayss, wieder im schnarrenden Kommandoton, und schritt hoheitsvoll hinaus. Markus wusste bei jedem einzelnen Schritt, wohin

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