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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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mich das denn? Vielleicht ist die Einmischung der Bruderschaft ein Akt der Verzweiflung? Wollen die Maden mit all dem nur ihren Einfluss, ihre Pfründe erhalten? Wie gewaltig ist eigentlich das Wespennest, in das wir da gestochen haben?
    Er teilte Kaddok und Bonnie seine Überlegungen mit, und die beiden lachten leider nicht. Sie nahmen diesen hirnsträubenden Quark ernst, und das war es, was Markus wirklich und dauerhaft einen klirrend kalten Schreck einjagte. Plötzlich rasteten seine Erlebnisse wie die Kugeln eines Labyrinth-Spieles in kleinen vorgestanzten Löchern ein. Es ordnete sich, und der kleine graue Kerl im Hinterstübchen geriet außer sich vor Freude; nichts war ihm lieber als Ordnung. Jana Hakons überraschende Flucht aus jenem Institut. Das seltsame Attentat auf ihn – wie mochte es der armen alten Eveline gehen? – als Versuch, den Lauf der Dinge ein wenig zu behindern. Datenkrätze, die Nebenwirkung einer ausgefuchsten Software. Das Chaos auf Die Neue Wohlfahrt ein unbeabsichtigter Nebeneffekt. Der Überfall auf Bonnies Hauptquartier der verzweifelte Versuch, das Gesicht zu wahren. Alles zusammen nur ein Nebenschauplatz des galdäischen Krieges. Nur Seitenhiebe eines goldgeschmückten Riesen.
    »Man kommt sich vor wie ein Bauer auf einem Schachbrett«, sagte Kaddok, und es dauerte ein paar Minuten, ehe sich Markus an dieses antike Spiel mit den komplizierten Regeln erinnert hatte. Die Bauern waren nicht das Wichtigste daran, konnten jedoch enorme Bedeutung in der langfristigen Strategie erlangen. Netter Vergleich, vielleicht ein wenig zu selbstverliebt. Markus hatte eher die Befürchtung, dass sie alle miteinander viel weniger wichtig waren als der Bauer auf der g-Linie; nur Staubkörner, die von Funken getroffen wurden und verbrannten oder nicht. Der wirkliche Kampf tobte weiter weg. Markus starrte die Schweißtröpfchen auf Kaddoks Haut an und hatte Schwierigkeiten, sich dieses Mannsbild als Staubkorn in irgendjemandes Kalkulation vorzustellen.
    Abgelenkt von solchen Gedanken, bekam er nur am Rande mit, wie die Soldatin und der Karnese beschlossen, dass sie alle miteinander nach Galdäa reisen würden.
    »Ich sollte versuchen, irgendwie eine Nachricht und vielleicht Geld für Jana zu hinterlassen«, sagte Bonnie schließlich, und der zustimmende Blick, den die Soldatin dafür von Kaddok erntete, löste in Markus ein seltsames Gefühl aus. Er hatte den Eindruck, zwischen dem Karnesen und der Soldatin sei ein Bündnis entstanden. Er kam sich vor wie jemand, der an den Entschlüssen seiner Freunde keinen Anteil hat, und das sagte er den beiden.
    Bonnie nickte und gab zu, dass sie Markus für zu befangen hielt, um über die Reise nach Galdäa mitzuentscheiden. Markus blieb der Mund offen stehen. Kaddok nahm seine Verblüffung ungerührt zur Kenntnis. Der Karnese murmelte etwas von dem seltsamen und unverständlichen Konzept der Freundschaft vor sich hin, dem die Nestlinge des Flottenkommandos eine so überaus große Bedeutung beimäßen. Auf Karna gebe es die Bindungen des Nestes und der Familie, und die seien kompliziert genug. Wenn du wüsstest, dachte Markus, wie breit der Graben bei uns wirklich ist zwischen jemanden zum Freund haben und ihn ins Nest bekommen.
    »Eine Reise nach Galdäa«, sagte Bonnie Wayss, »ist keine logische Reaktion, das gebe ich gern zu. Aber wir müssen aus der Schusslinie verschwinden, und zwar so schnell wie möglich. Die Tåström ist bereit und bietet uns die perfekte Gelegenheit.«
    Markus wollte protestieren und einwenden, dass ihn die ganze Geschichte ja wohl nicht so betreffe; Bonnie wischte diesen Einwand beiseite, indem sie ihn an das Attentat in seiner Wohnung erinnerte und an seine Mitwirkung an Janas Flucht, ganz zu schweigen vom Konsulat.
    »Was oder wer auch immer dahintersteckt«, sagte sie, »es ist kaum anzunehmen, dass sie den zufällig hineingestolperten Musiker verschonen, wenn sie tabula rasa machen. Die Goldenen sind für ihre Gründlichkeit bekannt. Dass wir am Leben sind, haben wir dem galdäischen Krieg zu verdanken. Der Rechnerkrätze. So paradox es klingt.«
    »Das ist zutreffend«, sagte Kaddok. »Zutreffend ist ebenfalls, dass wir schon viel zu lange hier sind.«
    »Lange genug«, übersetzte Bonnie, »dass die Fischerprogramme der Goldenen uns lokalisieren könnten. Sie sind gut, aber die Rechnerkrätze macht ihnen schwer zu schaffen.«
    »Wenn man die Goldenen zum Feind hat, sollte man nicht lange an ein und demselben Ort verweilen. Er

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