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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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beweisen, dass sie es kann. Bei den Päpsten, sie hat bei einer Konferenzschaltung fließend akzentfreies Hanyu-Chinesisch mit einem der Operatoren von Chung Kuo gesprochen, und du weißt, wie penibel die sind, wenn es um ihre Sprache geht.«
    Nikki sah diesen jungen Mann, der ihr plötzlich so fremd vorkam, verständnislos an.
    »Es gibt auf Galdäa keine Trennung zwischen dem, was sie wollen, und dem, was sie können. Die Galdäer zwingen, wenn es sein muss, ihren Körper zu jeder Leistung. In ihren Raumschiffen während des Krieges steuerten sie gleichzeitig den Flug und ihren Organismus, auf diese Art vermochten sie hohe Beschleunigungen zu überstehen ... und diesen Leuten hat man achtlos das gesamte Wissen der Menschheit hingeworfen. Leuten, die auf ihrer Heimatwelt einen Turm haben, den man gar nicht bauen kann, rabenschwarz und höher als alles, was Menschenhände je erschaffen haben. Nach ein paar Wochen des ungehinderten Transfers gab es Hunderte von galdäischen Wissenschaftlern, die ihrer Umwelt um Jahrtausende voraus waren. Und sie gaben ihr Wissen weiter. In rasendem Tempo. Wenn man das Wort Kulturschock nicht längst kennen würde, müsste man es eigens für Galdäa erfinden.«
    »Ich verstehe nicht, was das alles, so überraschend es ist, mit diesen Zwischenfällen oder, nun ja, dem Krieg zu tun haben soll.«
    »Meine Güte – es hat ihn verursacht!« Michael sah Nikki an, als zweifele er ernsthaft an ihren geistigen Fähigkeiten.
    »Nicht diese fehlgeleiteten Sonden?«
    »Hat man dir nicht beigebracht, dass die Ursache und der Auslöser eines Krieges zwei verschiedene Dinge sind? Der Auslöser war übrigens die Tatsache, dass die Insel Konstral für Galdäa ein Universalheiligtum war – für alle Staatsreligionen des Planeten außer der von Tsanama, denn die herrschende Schicht von Tsanama war zu einer Art Freimaurertum gekommen.«
    »So dass der Bau der Station ein Sakrileg war.«
    »Für alle außer für die Gastgeber. Das war ja die Falle, in die man getappt ist. Mal abgesehen davon, dass die Insel in Wirklichkeit tatsächlich mehr ist als eine Insel wie alle anderen.«
    »Und was war denn nun die Ursache der ganzen Katastrophe?«
    Michael richtete sich in seinem Bett auf und schlug die Faust in die Kissen, unter denen sich allerlei Geräte versteckten. »Mitten in dieser rückständigen Welt breitete sich Wissen aus, das alle Religionen und Weltanschauungen umwarf. Wissen, das zu keiner der gesellschaftlichen Strukturen passte ... Auf der alten Erde hätte man die älteste Methode der Konfliktbewältigung angewendet, die darin besteht, den Träger des Konflikts auszuschalten. Man hätte die Leute auf den Scheiterhaufen gebracht, wie man es in der Geschichte unserer Spezies reichlich getan hat. Aber auf Galdäa? Alle Leute zäh wie Katzen und schnell wie Falken? Sieben Terminals. Sieben Infektionsherde, von denen aus eine geheimnisvolle Seuche des Geistes ausschwärmte, in irrsinnigem Tempo, hochinfektiös ...«
    »War das tatsächlich so bedeutend?« Nikki, fasziniert von dem Feuer, das in ihrem so unglaublich verwandelten Freund brannte, vergaß ihr Vorhaben, alles zu leugnen und alles klein zu machen. Dies klang zu groß, um mit Sprüchen dagegen ankommen zu können.
    »Ich habe es ausgerechnet«, sagte Michael. »Mit Taras Hilfe, natürlich. Wie lange kann ein Galdan unterrichten, wie viel aufnehmen, wie schnell das Wissen weitergeben ... Wir haben vorsichtig gerechnet, weit unter den tatsächlichen Möglichkeiten dieser Leute. Nach wenigen Monaten bereits gab es anderthalb Millionen denkender Wesen, die die bestehenden Verhältnisse grausam klar durchschauten – jeder zwanzigste der Bevölkerung auf diesem einen Kontinent. Das kann man nicht kleinreden, das wirkte wie eine Bombe an den Grundfesten der Gesellschaft, und sie ging hoch, direkt unter den Menschen.«
    Michael machte eine Bewegung, als sprengte ihm eine unwiderstehliche Kraft die Hände auseinander. »Alles brach zusammen, Freunde verwandelten sich in Feinde, eine friedliche Welt wurde plötzlich zum Tollhaus, die Menschen flohen, wenn sie konnten. Und sie flohen nach Assant, ausgerechnet Assant, dessen Regierung sich durch die Station auf Konstral beleidigt und vom Aufkommen der neuen Wissenschaftler bedroht fühlte.«
    »Und das ... das steht in deiner Arbeit drin? Das hast du geschrieben?« Nikki versuchte, das alles mit dem in Übereinstimmung zu bringen, was sie von ihrem Vater gehört hatte. Dessen Wissen über Galdäa war

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