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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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der beteiligten Seiten oder die völlige Vernichtung einer der beteiligten Seiten beendet werden kann. Die nehmen das wörtlich. Die Galdäer planen langfristig, und sie scheren sich nicht um die Details.«
    »Pläne gehen niemals vollständig auf«, zitierte jetzt Markus ebenfalls die Worte Taras, »und aus diesem Grunde gibt es immer mehrere davon. Oder mehrere Arten, einen von ihnen zum Ende zu bringen. Das Entscheidende ist, ihn in Gang zu setzen.« Ihm war, als öffne sich eine Tür, und er könne sehen, was lange verborgen gewesen war. Leider handelte es sich dabei nur um ein Gefühl, und Markus war sich durchaus nicht im Klaren darüber, ob er sich selbst über den Weg trauen durfte – mit Maja Majas Hinterlassenschaft in Hinterkopf und Fingerspitzen.
    »Na prima«, sagte Kaddok.
    Markus hielt diese Antwort für völlig unangemessen. Ihm war bei dem Gedanken an die Konsulin natürlich die unglückliche Expedition in das doppelte Hochhaus und die Flucht aufs Dach und das Ende von Maja Maja eingefallen. Auch so ein Plan, der nicht vollständig aufgegangen war. Andererseits wäre er selbst vor den Augen Evelines von dieser Bombe zerrissen worden, wenn Pläne stets aufgehen würden. Und wiederum andererseits: Was war eigentlich aus den menschenförmigen Gestalten geworden, denen Hataka Energieladungen ins Körperinnere gebrannt hatte? Und was stand dem armen Michael Sanderstorm bevor, der dies alles in Gang gesetzt hatte, ohne den geringsten Schimmer davon zu haben, in den Rachen welcher Bestie er sich begab? Konnte man denn gar nichts tun, ohne dabei irgendwas anzurichten? Das Dilemma der Schöpfer mochte ähnlich gewesen sein, allmächtig und doch geplagt. Traurig und finster, während sie Galdäa schufen und doch nur im unbegreiflichen Auftrag anderer Kräfte handelten.
    »Schaut man genau hin«, sagte Kaddok, »dann ist Galdäa schuld am Amoklauf auf Die Neue Wohlfahrt . Und an all dem anderen.«
    Er hob die Hände, riesige Greiforgane, die schon nackt auf alle menschlichen Wesen in seiner Nähe wie Waffen wirken mussten.
    »Ich will nicht den Galdäern die Verantwortung zuschieben. Aber ohne das halbintelligente Programm wäre mein Kamerad niemals soweit gekommen. Niemals soweit getrieben worden.«
    Bonnie sah Markus an, und in ihren Augen funkelte List.
    »Wir wollen nichts überstürzen«, sagte sie. »Wenn Galdäa tatsächlich diesen leisen und gemeinen Krieg angefangen hat, dann sind Opfer wie die auf Die Neue Wohlfahrt nur Beigaben. Vom Konzil der Schwestern aus gesehen haben schließlich wir den Krieg angefangen, damals. Hat A. L. den Krieg angefangen. Das Programm ist nur eine von vielen Waffen in diesem Krieg. Was mag wohl ein solches Programm auf Atibon Legba anrichten oder in den Speicherbänken des epsilonischen Institutes?«
    Markus wusste wenig über die Verflechtungen, die es zwischen den verschiedenen Systemen der raumfahrenden Menschheit geben mochte; bereits ein kurzes Nachdenken machte ihn schwindlig. Wenn dieser galdäische Programmiererwahnsinn tatsächlich auf jedes System und jeden Rechner übergreifen konnte, dann wären bald alle Speicher hoffnungslos mit Galdäa-Dateien verstopft. Dann gäbe es keine Kommunikation zwischen den Welten mehr. Und die Weltenkreuzer würden ins Ungewisse springen, wenn sie versuchten, eine der nächstgelegenen Welten zu erreichen. Die Herren von Atibon Legba wären nicht mehr die Herren des bewohnten Kosmos, sondern die Herrscher einer unsinnig großen Raumstation, die niemand mehr anfliegt. Die Barrieren um die gesperrten Planeten würden durchlöchert, und was immer dort lauern mochte, konnte herauskommen. Vielleicht geriet sogar die Erde selbst in Gefahr, wieder erreichbar zu werden.
    Markus kannte niemanden, der sich das wünschte; man kam zu gut aus mit dem bloßen Popanz der Erdregierung. Und was war mit den Randwelten? Hätte Engambosch ein Problem, wenn der Planet wieder einmal vom Rest der Menschheit abgeschnitten würde? Was sagen all die Päpste, wenn sie nichts mehr hören von der Diaspora der Gläubigen? Wie würde Utragenorius auf die Lähmung der raumfahrenden Menschheit reagieren? Würden seine Flotten aus Pik-Damen und Großen Straßen über die hilflosen Kolonien am Rande der Dunkelwelten herfallen? Wie würde Oniskus den Zusammenbruch seiner Tourismus-Industrie überstehen? Was wäre die Bruderschaft der Goldenen wert ohne ihre Beherrschung der rechnergestützten finanziellen Systeme?
    Oh, dachte Markus, auf was für Gedanken bringt

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