Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
genau sie den Fuß setzen würde.

24.
Michael Sanderstorm • 9
    Sie starrten einander an, als wären sie alte Feinde. Vielleicht war es so. Jede Linie im Gesicht des anderen: Sie kannten einander zu gut, um nicht zu wissen, wie sie dem anderen wehtun konnten.
    »Ich hatte dir einen Termin besorgt«, sagte Nikki vorwurfsvoll. »Du hättest mit meinem Vater sprechen können. Warum bist du nicht gekommen?«
    »Ich war krank, Nikki«, sagte Michael. »Ich konnte nicht in ein Raumschiff klettern und nach Penta fliegen, um mit deinem Vater zu reden.« Sanderstorm war in eine Menge schneeweißer Textilien gehüllt, und nicht alles davon hatte eine medizinische Bewandtnis. Nikki sollte nicht sehen, dass das Krankenlager als hochtechnisierte Kommunikationsbasis diente. Ihr Glaube an seine schwere Erkrankung hätte ins Wanken geraten können. Und es war wichtig, dass sie weiterhin der Meinung blieb, das Sicherheitsrisiko Sanderstorm sei siech.
    »Außerdem hat sich das erledigt mit dem Gespräch«, sagte Michael. »Was ich wissen wollte, habe ich erfahren.«
    »War es wieder dein Rücken, der Scherereien gemacht hat?«
    Nikki umkreiste den angeblichen Kranken wie ein Racheengel. Natürlich bildete sich Michael das bloß ein. Seine Freundin war nur auf die andere Seite des Bettes gegangen, um sich vorsichtig auf die Bettkante zu setzen. Die meisten Verbindungen zu Sanderstorms kleiner Kommunikationszentrale waren sowieso drahtlos; die restlichen Strippen konnte man leicht für irgendwelche medizinischen Zauberspielzeuge halten. Dennoch wirkte Nikkis Annäherung bedrohlich auf ihn. Als ob jemand seine Spinnennetze aus nichtwahrer Information attackieren würde. Als ob jemand in seine Privatsphäre eindringen würde, eine sehr spezielle Informationssphäre, die er selbst hin und wieder kaum für real halten konnte.
    »Nicht direkt. Ich hatte mich zu sehr auf Medikamente verlassen, weißt du. Und die haben sich als heimtückisch erwiesen. Sehr heimtückisch.« Michael mimte wenig überzeugend überfallartige Rückenschmerzen.
    Nikkis Augen machten deutlich, dass sie ihre Zweifel hatte, was diese schweren Schmerzen betraf. Andererseits wusste sie genau, wie man Michael Sanderstorms zerschnittenen Leib aus den Trümmern geschält hatte. Das war auf einer anderen Welt gewesen und lange her, mochte jedoch als Vorwand durchgehen.
    »Wie lange liegst du schon so?«, fragte sie.
    »Oh ..., soviel ich weiß, drei Wochen. Aber es war eine gute Zeit. Ich habe viel gelernt. Und herausgefunden. Sie haben hier eine Menge Material, das auf Penta schwer zu beschaffen ist.«
    »Willst du noch diese Abschlussarbeit schreiben?«, fragte Nikki und saß weiter so gespannt und unbehaglich auf der Bettkante, als erwarte sie einen Stromschlag.
    »Nein, Nikki«, sagte Michael.
    »Den Päpsten sei Dank ...«, entfuhr es Nikki, und sie stutzte, als sie den Gesichtsausdruck ihres Freundes bemerkte. »Was siehst du mich so seltsam an?«
    »Ich frage mich, wie viel du weißt von der ganzen Geschichte, das ist alles.«
    »Das ist unwichtig«, bemerkte Nikki trocken und verbesserte sich hastig: »Wenn du es wissen willst: Ich habe nichts davon gewusst, dass mein Vater damals auf Atibon mit dieser verdammten Galdäa zu tun hatte.«
    »Jetzt ist es unwichtig, da hast du recht. Ich muss dir übrigens ein Missverständnis ausreden.« Michael hob die Stimme nicht, Nikkis Aufmerksamkeit war ihm sicher. »Ich brauche keine Arbeit mehr zu schreiben, weil sie fertig ist. Man hat mir diesen kleinen Rechner ins Zimmer gestellt, mit Verbindung zu den funktionierenden Resten des Netzes.« Nun ja, das war eine weitere kleine Lüge. »Und ich habe die schlaflosen Nächte gut genutzt. Jetzt ist der Text beim Binden.«
    »Das ...« Nikki stand auf, sehr langsam.
    Michael fand, es wäre in diesem Augenblick nicht notwendig, ihr von all den anderen Maschinen zu erzählen, die er in diesem Krankenzimmer hatte. Er wollte sie nicht weiter verwirren.
    »Du sagst gar nichts, Nikki?«
    Sie war für einige Sekunden sprachlos, ein seltener Zustand. Wie verblüfft wäre sie gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass der unscheinbare Rechner einer der schnellsten war, die es derzeit auf Atibon Legba gab, und dass er nicht am Netz hing, das unter der Rechnerkrätze stöhnte. Dieses Ding hier in Michael Sanderstorms Krankenzimmer verfügte über direkte Kommunikation, war außerhalb des Netzes mit Landau-Modulatoren verbunden und nur Sekundenbruchteile von Galdäa entfernt. Tara hatte ganze

Weitere Kostenlose Bücher