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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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so völlig verschieden von dem, was Michael gesagt und ihr gezeigt hatte. Mal abgesehen von der Tatsache, dass Lucas Se-niors Meinung von Michael Sanderstorm alles andere als vorteilhaft war.
    »Ich hab es Versuch einer Geschichtsschreibung genannt, und es steht nichts weiter drin als eine Art Liste – wodurch ist was möglich geworden, welche Folgen zog welche Aktion nach sich ... Das Ganze ist sehr logisch, sehr finster und äußerst bedrückend. Alle sind irgendwie in den Schlamassel hineingeschlittert, und niemand ist richtig der Schuldige. Alle haben ihre Arbeit gemacht und ihre Vorschriften befolgt. Und alle haben Blut an den Händen.«
    Michael unterbrach sich und sah Nikki an. Ihr Gesichtsausdruck verwirrte ihn; er wusste ja auch nichts von dem, was Henning Lucas seiner Tochter erzählt hatte. Michael konnte nicht ahnen, dass Nikki plötzlich mit dem Gedanken zu tun hatte, ihr eigener Vater habe sie angelogen, um besser dazustehen. Oder um Michael Sanderstorm schlechter aussehen zu lassen, was in diesem Fall auf dasselbe hi-nauslief.
    »Alle haben Blut an den Händen«, wiederholte er. »All diese Bürokraten ... Sie haben eine Welt verändert. Wie es im Augenblick auf der Galdäa aussieht, weiß nicht einmal Tara.«
    »Sie kommt doch daher?«
    Nikkis Stimme war nicht sicher, und sie musste sich räuspern. Michael tat so, als habe er nichts bemerkt.
    »Tara ist jetzt seit drei Jahren auf Penta – und im Moment verändert sich auf Galdäa alles verflixt rasch. Ein Planet, auf dem Umstürze inzwischen an der Tagesordnung sind. Ich glaube, es gibt einen Weltstaat dort, mit dieser Frauensekte als einer Art Kadervorrat. Tara jedenfalls glaubt, dass es vor drei Monaten so war, als sie zuletzt mit ihren Kontaktpersonen sprach. Inzwischen kann sich alles geändert haben. Was weiß ich.«
    Nikki holte tief Luft. Sie musste jetzt sagen, was ihr aufgetragen worden war. Sie wollte es eigentlich nicht. Henning Lucas hatte darauf bestanden. Er hatte seiner Tochter zu verstehen gegeben, dass eine Menge davon abhing, die Veröffentlichung dieser lächerlichen Arbeit zu verhindern. Es hing eine Menge ab von Nikki. Ihr Vater versuchte zur gleichen Zeit, die fertige Sanderstormsche Arbeit aus Gründen der Qualität – und sicherheitshalber – nur für den internen Gebrauch zuzulassen. Henning Lucas hatte auf Penta viele Kontakte und eine Menge alter Freunde. Nur für den internen Gebrauch: Das würde die Möglichkeit eröffnen, dass Michael seinen Schein für das Studium erhielt, obwohl niemand seinen Text zu Gesicht bekommen würde.
    »Du darfst das nicht veröffentlichen«, sagte Nikki. Sie fühlte sich unwohl, aber sie sagte es. Sie schaute Michael an, und sie konnte sehen, wie sich in seinem Blick etwas veränderte. Da ging etwas endgültig kaputt. Etwas zerbrach. Es war nie stabil gewesen. Jetzt zerstob es, Staub rieselte, und es würde nie wiederkehren. Nikki machte weiter, als ob sie zwei Meter neben ihrem eigenen Leib stünde und sich selbst dabei zusähe. »Dir ist klar«, sagte sie, »dass du mit deiner Arbeit meinen Vater beschuldigst, ihn verantwortlich machst? Ihn zu einem Schuldigen erklärst, und das vor den Augen der kompletten raumfahrenden Menschheit?«
    Das war auswendig gelernt, und Michael spürte es. Er schüttelte den Kopf. Da sprach nicht Nikki, da redete Henning Lucas. »Ich mache höchstens uns verantwortlich, uns alle. Denn es ist so, wie du gesagt hast. Jeder hat sein Bestes getan. Den Gesetzen Genüge getan. Vorbildlich.« In Michaels Stimme lag Säure. Er war zornig, und zwar nicht auf diese Frau, die vor kurzem seine Freundin gewesen war. Er war wütend auf den alten Lucas, der wie eine fette Spinne im Netz saß und seine Fäden zog.
    »Wenn du so denkst, warum sagst du das so, so gallig?«, fragte Nikki.
    »Es kotzt mich an, verstehst du das nicht?« Es war sinnlos, dachte Michael. Sie würde nicht zugeben, dass es ihr Vater war, der sie als sprechende Puppe losgeschickt hatte.
    »Nein«, sagte Nikki. »Sei froh, dass du deine Arbeit geschafft hast. Dass du andere Leute uralter Geschichten wegen ruinierst. Dass du Dinge herausgefunden hast, dass du Staub aufwirbelst. Sei froh, dass du mit Dreck werfen kannst!«
    »Nikki?«
    »Ja?«
    »Komm mir bitte nicht mehr unter die Augen.«

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Jana Hakon • Konvergenz
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