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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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aufregten, wenn ihnen jemand begegnete, auf dessen Rücken das fotorealistische Abbild eines unbestimmten Umrisses zu sehen war, Überbleibsel eines Lebewesens, und eine leuchtend metallene Spur quer darüber, als ob jemand den zerschmetterten Körper mit einem breiten silbernen Balken durchgestrichen hätte. Alles so realistisch wie möglich, fast wunderte man sich, dass kein Blut von den Hemden tropfte.
    Jana gab es bald auf, die Ari-Hemden und Ari-Pullover zu zählen, die an ihr vorüberdefilierten, während sie systematisch den Supernussbecher in sich hineinlöffelte. Hin und wieder kam jemand vorbei, der eine riesige Ari-Einkaufstüte in der Hand trug. Die Dinger gab es auch selbstleuchtend. Was für eine Welt, dachte Veruca Salt. Darüber brach langsam die Dämmerung herein.
    »Diese Kreation unseres Hauses«, sagte der Robotkellner mit leisem Vorwurf in der Stimme, »ist für zwei Personen bestimmt. Der Mensch, auf den Sie warten, wird nichts abbekommen.«
    Eine Maschine mit Humor. Jana hätte dem Programmierer gratuliert, wenn das Netz funktioniert hätte.
    »Oh, das macht nichts«, sagte sie. »Er bekommt seinen Teil heute schon noch ab. Völlig unnötig, sich Sorgen zu machen.«
    Der Robotkellner verstand natürlich kein Wort und machte sich stumm wieder an seine Arbeit. Jana ließ eine halbe Walnuss und etwa eine Kugel Eis auf dem Grunde ihres Bechers zurück, machte es sich bequem und tat so, als würde sie den Sonnenuntergang bewundern. Sie hatte ein Auge auf die Gesellschaft auf der Terrasse. Außer dem Gastgeber und seinen beiden Leibwächtern bestand die Truppe inzwischen aus einigen albern kichernden Mädchen, vermutlich Studentinnen, die neu waren auf dieser Welt und nicht gelernt hatten, mit freien Drinks und dem Charme älterer graumelierter Herren umzugehen. Wenigstens waren sie vernünftig genug, sich alle miteinander zu verabschieden und als Gruppe zu gehen. Der ältere Herr versuchte sie keine Sekunde lang aufzuhalten. Vielleicht war ihm das Geschnatter ebenso unangenehm wie Jana, die kurz vor den Mädchen zahlte, aufstand und ging.
    Sie wusste, wohin die Leibwächter ihren Schutzbefohlenen bringen würden. Die Datenbanken K‘jonasoidts waren zuverlässig wie immer. Die Tochter des Mannes dort war weit weg, sie besuchte ihren Freund auf Atibon Legba, und die Zielperson würde allein nach Hause gehen, begleitet lediglich von den beiden Herren mit den unauffällig-auffälligen Muskelpaketen. Jana ging vor. In ihrem Blut bereitete sich ein Adrenalinschub vor, und der reichlich aufgenommene Zucker bildete einen auskömmlichen Energievorrat.
    Die Dämmerung war hereingebrochen. Die Straßen der Universitätswelt leerten sich. Um diese Zeit tobte das Nachtleben in den Innenstädten. In feinen Außenbezirken wie diesem hier herrschte gediegene Ruhe. An den in üppiges Grün gehüllten Villen vorbei schlenderte Jana wie zufällig Henning Lucas und seinen beiden Wachhunden entgegen. Natürlich konnten die beiden nichts dafür; Jana hatte keine Ahnung, wie jemand zu einem Job wie diesem kam. Die Idylle eines solchen Abends und die Sicherheit einer Welt wie dieser konnte keine Entschuldigung für die Nachlässigkeit sein, mit der die beiden ihre Arbeit taten. Beide gingen neben Henning Lucas einher und plauderten mit ihm. Weder der Kleine noch der Große beobachtete die Umgebung. Beide betrachteten ihren Schutzbefohlenen nicht als bedrohtes Gepäckstück, das heil abzuliefern erste Priorität hatte. Stattdessen hatten sie begonnen, den alten Lucas als Person wahrzunehmen. Das Gefahrgut hatte sich in einen Gesprächspartner verwandelt. Jana stellte erstaunt Anzeichen für unprofessionelles Verhalten fest. Sehr enttäuschend bei solchen Leuten.
    Natürlich begegnete Henning Lucas vor seinem Haus nicht Veruca Salt und nicht Jana Hakon. Die Frau, die wie zufällig seinen Weg kreuzte, war unbewaffnet und gefährlich. Das wusste Lucas nicht, und deswegen trat er beiseite, um die junge Dame durchzulassen. Er traf Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt, voll aufgeladen. Sie war nicht jung und keine Dame. Sie dachte keinen Sekundenbruchteil daran, ihn nett zu begrüßen oder sich zu bedanken, dass man ihr Platz machte. Stattdessen nutzte sie es eiskalt aus, dass Henning Lucas durch seine kleine höfliche Geste seinen beiden Leibwächtern im Wege stand. Die Galdani vollführte einen wirbelnden Tanz aus fliegenden Fäusten und zustoßenden Füßen, der die beiden Schutzengel völlig überraschte. Handkanten

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