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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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machte keine Millisekunde lang Pause. Da gab es Gebühren für das Einrichten eines planetaren Datenzugangs, glatt gelogen, und ebenso erlogene Gebühren für bereits aufgelaufene Verbindungskosten. Damit war die karitative Kommunikation gemeint. Markus bezahlte in diesem Moment irgendwelche Rechnungen für die Nachricht Janas. Seine Einverständniserklärung dafür war bereits in dem digitalen Gezwitscher enthalten gewesen. Sehr praktisch. Er sah grinsend zu, wie der pekuniäre Zähler seines Rückrufs in Richtung Null ratterte. Wahrscheinlich hatten die Typen auf Penta IV einen elektronischen Agenten, der sie darüber auf dem Laufenden hielt, wie viel Finanzmittel das kleine dumme Rückrufprogramm geladen hatte. Kurz ehe das Geld komplett für allerlei obskure Kosten draufgegangen war, leuchtete die Anzeige auf. Niemand würde schließlich eine Übertragung unterbrechen, für deren Zustandekommen er soviel Geld bezahlt hatte. Da würde man doch sofort neuen Kredit zur Verfügung stellen. Markus tat es.
    Dann schaute er stirnrunzelnd hin. Da war nichts. Da war niemand zu sehen, berichtigte er sich. Da war eine nächtliche Straße, die leer und wenig erhellt dalag, und auf der anderen Straßenseite war eine dieser Grünanlagen, die den Leuten in den Kuppeln von Penta IV weismachen sollten, sie könnten sich genauso fühlen und benehmen wie auf der Universitätswelt. Das funktionierte nur, wenn man niemals auf Penta V selbst gewesen war. Was auf die meisten Bewohner von Penta IV zutraf. Solche Leute würde man nicht einmal in den Orbit der Universitätswelt lassen, geschweige denn landen. Man grenzte sich ab. Man schloss die Leute aus, die die Weltenkreuzer mit ihren eigenen Händen bauten. Und deswegen konnte dieses vermickerte Gemüse dort einen gewissen Eindruck machen.
    Auf ihn nicht. Er starrte auf diese armseligen, gräulichen Pflanzen wie auf Gespenster aus der Vergangenheit. »Jana«, sagte er, »Jana Hakon, bist du da irgendwo?«
    Die Sträucher blieben unverändert so elend, wie sie waren; eine leise Antwort kam aus ihnen.
    »Ich bin hier«, sagte eine Stimme, und Markus sah, wie sich die schlanke junge Frau aus der Grünanlage herauswand. Sie berührte dabei kein einziges Blatt. Das ging natürlich überhaupt nicht, aber Jana ließ es so aussehen. Hataka spürte im Bauch, wie die Spannung der unsichtbaren Saite einen tiefen, drängenden Ton auszusenden begann, weil er Jana erblickte.
    »Bitte benutze weder meinen noch deinen Namen«, sagte sie, »und auch sonst keine Signalworte, die gewissen Personen helfen könnten, unser Gespräch aus dem Netz zu fischen.«
    »Ich bin so froh, dich zu sehen«, sagte er.
    »Das mag sein« entgegnete sie trocken. »Ich muss hier weg. Man sucht mich bereits. Und früher oder später werden sie meinen Namen in den Protokollen der karitativen Kommunikation finden. Du bist der einzige, den ich um Hilfe bitten kann.«
    Herzlich wie immer, dachte Markus. In seinem Rückgrat summte es. »Wo genau bist du?« fragte er.
    »Diese Kuppel heißt Menedek«, sagte Jana, »und ich kenne mich hier so gut wie gar nicht aus. Bis vor wenigen Stunden war ich der Meinung, nur eine oder zwei Stunden von dir entfernt zu sein.«
    Markus starrte sprachlos in Janas ungerührtes, so vertrautes Gesicht. Stimmt. Seine Gedanken sprangen zurück, und Dinge rasteten wieder in seinem Gedächtnis ein, die er erfolgreich vergessen geglaubt hatte. Über die Frage, auf welchem Planeten man sich befand, hatten sie, Jana und er, nie gesprochen. Sie hatte der Umgebung wegen gedacht, auf Penta V zu sein, und für ihn war der unaussprechliche Luxus des Instituts ein zu überwältigendes Geschenk gewesen, um darüber zu reden. Als gescheiterter und mittelloser Musiker hatte man auf der Werkwelt keine große Auswahl. Und man hatte überhaupt keine Wahl, wenn einen die Ärzte so kurz vor der heißen Ofenklappe aufgehalten hatten, hinter der die ewige Verdammnis des Ycorgan-Rausches lauerte – das nicht enden wollende Brennen in einer Hölle, die für alle Welt Sekunden währte, für den Junkie jedoch Jahre und Jahrzehnte dauern konnte. Jana hatte ihm diese Hölle erspart; dafür brummte und zerrte etwas in seinem Leib und in seinem Geist.
    »Du bist verdammt weit weg«, sagte Markus. Seine Augen fixierten Janas Gesicht und tasteten sie ab. Den mühsam aus einem bösen Ycorgan-Trip geholten, völlig abgebrannten Musiker hatten die Behörden von Penta IV damals als Hilfsarbeiter in die Kliniken von Menedek geschickt.

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