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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Nach seiner Rettung vor dem Ycorgan und der Rückkehr nach Penta V hatte sich ein Freund gemeldet und ihm die Gitarre zurückgegeben. Angeblich hatte Markus ihm das Ding irgendwann einmal geliehen, in der guten alten Zeit, als die Welt in Ordnung und Zeit messbar gewesen war. Markus konnte sich kaum daran erinnern. Mit diesem Freund konnte er nur unverfängliches Zeug reden, Unsinn eigentlich, weil er kaum seinen Namen wusste. Er konnte sich nicht an das Gesicht erinnern, von anderen Einzelheiten ganz zu schweigen. Was für ein Freund war es gewesen – jemand, mit dem man hin und wieder einmal schwatzte? Jemand, bei dem man sich ausheulte, wenn es nötig war? Jemand, mit dem man ins Bett ging? Keine Ahnung. Jemand, dem man mal eine Gitarre geliehen hatte.
    Das Ycorgan und all das andere Zeug hatten die Erinnerungen durchlöchert. Deswegen genauer nachzufragen, hatte sich Markus nicht getraut, und den Namen des Freundes hatte er wieder vergessen.
    Namen. Markus Hataka gab sich einen Ruck und transferierte eine Menge Geld auf ein Konto. Er ließ die Musikanlage aus ihrer Wartestellung zurückkehren. »There was a guy, an underwater guy who controlled the sea, got killed by ten millions pounds of sludge.« Diesmal sang Markus nicht mit, er hörte, was selten vorkam, auf den Text. Nein, sagte er sich, ich bin kein underwater guy. Das habe ich hinter mir. Und hoffentlich kippt niemand irgendetwas auf mich herunter. Etwas, das zu mächtig sein könnte.
    Der Rechner würde es feststellen, wenn Jana sich das Geld geholt hatte. So lange konnte Markus nur warten. Warten lag ihm gar nicht. Was blieb ihm anderes übrig; er stöpselte die verrückte Brille in seinen Rechner und stellte fest, was er schon gewusst hatte. Auf einer virtuellen Orgel konnte man spielen. Sogar mit dem Aussehen des Instruments konnte man spielen. Man konnte Tasten aus Marmor benutzen oder welche aus den fein ziselierten Knochen der Engambosch-Katzen, und es machte nicht den geringsten Spaß. Es war eben nicht echt, nichts Ganzes. Es war eben mehr am Bedienen eines Keyboards als nur die richtige Taste im richtigen Augenblick mit der richtigen Geschwindigkeit zu drücken. Es hat seinen Grund, dass sich dieses Zeug nie durchsetzt, dachte Markus, schaltete aus und deponierte das virtuelle Ding zwischen seinen anderen Trophäen.
    Dann schloss er eine seiner Gitarren an eine Kaskade von Verstärkern an und versuchte, das Riff von »Planet Of Sound« deutlich rotziger und viel lauter hinzubekommen als das Original. Das Signal von der Tür wurde immer dringlicher, er öffnete und sah in das lächelnde Gesicht von Eveline, die ihn mit zittriger Stimme bat, doch bitte ein wenig leiser zu sein.
    »Oh«, sagte Markus und spürte, wie er errötete, »natürlich. Ich habe mich wohl etwas vergessen.«
    »Ich bin demnächst hunderteinundfünfzig«, sagte Eveline, »und halte eine Menge aus. Außerdem kenne ich die Aufnahme. Sie, junger Mann, kriegen es leider nicht besser hin. Nur lauter.«
    Sie lächelte ihn lieb an und schlurfte zu ihrer Tür zurück, die wie immer offenstand. Was sollte hier passieren. Markus sah ihr verblüfft nach. Natürlich hatte sie recht. Er schloss die Tür und drehte den Verstärkern den Saft ab. Wenn Mensch ist Fünf, erinnerte er sich an die kryptische Textzeile, dann ist der Teufel die Sechs, und Gott ist Sieben, Gott ist Sieben, und Jana Hakon ebenfalls. Sie war ebenfalls Sieben. Danach kam Acht, die verdammte, unglücksbringende Zahl, die manche Leute vermieden wie die Pest, die Zahl des verfluchten Oktogons, die Zahl einer Zeit, an die sich niemand mehr wirklich erinnerte.
    Markus erinnerte sich an vieles aus seinen drogenzerrissenen Jahren nicht; an das Institut und an Penta IV erinnerte er sich mit schmerzhafter Klarheit. Das Vibrieren der gespannten Saite.
    Eveline war eben gegangen, einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen, und er wusste genau, wie faltig ihr Gesicht war. Ein gnadenlos scharfes Foto davon war in seinem Gedächtnis. Genau dieselbe Schärfe hatte seine Erinnerung an Jana und an das Institut. Denn das war danach gewesen.
    Er war weg von all den Drogen, die das Ycorgan in seinem maschenreichen Schleppnetz hatte. Das ganze Zeug, das einem helfen sollte, es in den unter der Zeitverzerrung verbrachten Monaten so schön wie möglich zu haben – es hatte sich tief in seiner Körperchemie eingenistet. Und die verschiedenen Substanzen hatten miteinander reagiert und die seltsamsten Wirkungen zustande gebracht. Und je

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