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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Und für jemanden, der eben aus einem mehrere Monate langen Alptraum gekommen war, hatte Jana wie ein Engel gewirkt. Ein Gast aus anderen Sphären. Überirdisch. Gott. Oder Teufel. Zauberin, die geheimnisvolle Hände aufzulegen wusste.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Jana, »ich muss hier weg. Und zwar dringend. Ich bin aus irgendeinem Grund wichtig für diese Leute. Seit einiger Zeit fahren eine Menge Fahrzeuge mit Leuten darin herum, die nicht wie Ausflügler aussehen. Vermutlich suchen sie nach einer ausgebrochenen Patientin, gefährlich und unberechenbar.«
    »Hast du irgendjemandem etwas getan?«, fragte Markus.
    »Natürlich nicht. Wofür hältst du mich?« Janas Augen blickten völlig unschuldig.
    »Ich meinte, dass die dich vielleicht nicht ganz freiwillig hinausgelassen haben. Dass du vielleicht jemanden, nun ja, überzeugt hast. Du weißt schon.«
    Jana dachte kurz und ernsthaft nach. Dann schüttelte sie den Kopf. »Dort, wo ich war«, sagte sie, »geht es allen gut. Sie haben meinen Ausflug erst bemerkt, als ich weit weg war. Und danach habe ich niemandem etwas getan.« Sie stockte und erinnerte sich an Mikkos Kronjuwelen und Aris Gesicht. »Zumindest nichts Schlimmes.«
    Markus grinste. Er wollte es nicht genau wissen; allerdings kannte er Janas Fähigkeiten ein wenig.
    »Ich nenne dir den Namen einer fiktiven Person«, sagte er, »und eine Zahlenkombination. Beides nur ein einziges Mal. Bitte merke dir die Daten genau. Ich richte ein Konto auf diesen Namen ein und sperre es mit der Nummer, die ich dir gebe. Du kannst über das Geld verfügen. Die Sache hat nur einen Haken.«
    »Welchen?«
    »Du musst so bald wie möglich aus Menedek verschwinden. Und wenn es irgend geht, rufe kein Geld ab, solange du in Menedek bist. Die überwachen sicherlich alles, was sie überwachen können. Der Geldverkehr gehört dazu.«
    Jana machte ein ungläubiges Gesicht; sie hatte immer Schwierigkeiten gehabt, das merkwürdige Konzept von Geld zu begreifen, zumal, wenn das Geld bloß in Form von elektronisch gespeicherten Impulsen existierte.
    »Wie soll ich hier wegkommen ohne Geld?«, fragte sie.
    Markus starrte besorgt auf die Anzeige. Jana war so stark und klug, aber wenn es um die komplizierteren Aspekte des Lebens ging, war sie so unverständig, als sei sie die Angehörige einer außermenschlichen Spezies. Nun ja, vielleicht traf das zu. Das war so ähnlich wie mit den Karnesen, die so riesig und stark und unerschütterlich wirkten und doch im Innern so leicht aus den Fassung zu bringen waren, dass sie vom Flottenkommando als unzuverlässig eingestuft worden waren.
    »Und wenn du dort fortgehst«, sagte er, »dann nicht in die bedeutenden Kuppelstädte. Sie werden denken, dass du von Koldulas, Menedek, No. 13 oder Bivaly abhauen willst. Das sind die mit Abstand größten Orte auf Penta IV, und genau deswegen werden die am besten überwacht. Dort ist die Gefahr für dich am größten. Geh in eine bescheidene, belanglose Kuppel, irgendein Drecksnest. Von da aus kannst du das Geld holen und unter der neuen Identität in irgendein Raumfahrzeug steigen.«
    Markus lächelte Jana zu, deren unbewegtes Gesicht wie aufgemalt wirkte. Sagte er all das tatsächlich? War das real? Spürte er, wie das in ihm surrte, was Jana ihm gegeben hatte? Wollte er wirklich seine Vergangenheit wieder aus der Truhe herausholen, in der sie friedlich vergessen gewesen war?
    »Wer auch immer hinter dir her sein mag«, sagte er, »sie können nicht alle Orte zugleich überwachen. Niemand kann das. Wenn du hübsch unauffällig bleibst, dürfte nicht viel schiefgehen.«
    Jana stellte Fragen, die Markus nicht beantwortete. Dieses Gespräch dauerte viel zu lange. Viel zu gefährlich. Er nannte ihr den Namen und die Nummer, und dann unterbrach er die Verbindung.
    Es tat weh wie ein gebrochenes Handgelenk, ein scharfer Trennungsschmerz, ein Knacken, das ihm Tränen in die Augen trieb.
    Markus sah sich um und bemerkte zum ersten Mal, dass sein Haus ein ungastlicher Ort war, voller Technik und Tasten und staubiger Musikinstrumente. Der einzige Schmuck war eine akustische Gitarre mit einem durchbrochenen Schnitzwerk über dem Schallloch, und diese Gitarre hing an der Wand. Er hatte das Ding bei einer Versandfirma gekauft, die echt antike Nachbildungen alter Instrumente beschaffte, laut ihrer Werbung. Wenn er richtig darüber nachdachte, war diese Gitarre der einzige Gegenstand, der aus seiner Vergangenheit übriggeblieben war. Es hatte sich so ergeben.

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