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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Schmuck behängten Gesprächspartner. Nicht in diesem Zustand. Und in keinem anderen Zustand. Niemals.
    Sie schaute auf den besinnungslosen Henning Lucas hinab und gestattete es sich, fünf Sekunden auf den Aufruhr in ihrem Inneren zu verschwenden. Jana, Veruca Salt, Ja‘ana und K‘jonasoidt waren völlig unterschiedlicher Meinung, während T‘Arastoydt die Muskeln entspannte und die Atmung beruhigte. Daheim hätte man die Priesterinnen gerufen, dachte Jana. Es erforderte drastische Maßnahmen, wenn die Aspekte einer Galdani sich verselbstständigten, sogar untereinander kommunizierten, und eine Tarnidentität sich weigerte zu verschwinden. Das Problem, gestand sich Jana ein, war die Tatsache, dass sie gar nicht wollte, dass Veruca Salt aus ihrem Kopf verschwand. Die Frau hatte immer ein paar gute Ideen.
    Ein Anruf schreckte sie aus ihren Gedanken. Irgendein Programm erklärte höflich, dass der Hausherr derzeit nicht gestört zu werden wünschte. Für den Fall, dass Lucas es sich anders überlegte, übertrug es Bild und Ton in das Wohnzimmer. Der Anrufer legte in dem Moment auf, als er auf dem Monitor sichtbar wurde. Wenn dies eine Zwei-Wege-Verbindung gewesen sein sollte, hatte jemand neben einem leblos daliegenden Körper eine fremde Frau gesehen. Unwahrscheinlich, aber möglich. Jana stellte fest, dass sie geschlagene sechs Minuten dagestanden und über das Durcheinander in ihrer Seele nachgedacht hatte. Sie fühlte sich wie ausgewrungen. Die burschikose Dame, erprobt in den rauhen Sitten des Sebafell -Unterdecks, übernahm gerne.
    Veruca Salt legte den Bewusstlosen auf die Seite, damit er nicht an der eigenen Zunge erstickte, wie das volltrunkene Unterdeck-Machos hin und wieder fertigbrachten. Dann fegte sie durch die verschwenderisch ausgestatteten Räume, öffnete Schubladen, durchwühlte Schränke, kam mit den Passworten von Henning Lucas sogar in den Safe. Der Mann war zu faul oder zu bequem gewesen, sich für Haus und sonstige Sicherheitsvorkehrungen unterschiedliche Schlüsselbegriffe auszudenken. Oder er konnte sich nicht so viele geheime Wörter merken. Veruca Salt fand neben allerlei nützlichen Dingen eine äußerst luxuriöse Reisetasche, die roch, als sei sie wirklich aus der Haut irgendeines Tieres gemacht, wie der Bezug dieses unheimlichen, gewaltigen weißen Möbelstücks.
    Absolut widerlich, meldete sich eine Stimme, die nicht mitbekommen hatte, dass man es sich nicht leisten konnte, zimperlich zu sein. Veruca Salt fand das Gepäckstück praktisch, es ging eine Menge Zeug hinein und sah nicht aus, als würde es unter der Last zerreißen. Sie beachtete Ja’anas Gezeter nicht und tippte die von Lucas ausgeplauderte Zahlenkombination in die Befehlskonsole des unscheinbaren Lifts, der in dem Haus merkwürdig fehl am Platz wirkte. Wer brauchte einen Aufzug in einem Gebäude mit drei Ebenen? Das Anwesen bot jedoch mehr, als es den Anschein hatte. Mit dem richtigen Code senkte sich die Kabine zehn Meter weiter in den Aufzugschacht, als das untere der beiden Kellergeschosse tief war. Drunten entließ der Aufzug Veruca Salt in einen langen schmucklosen Gang, den sie eilig entlanglief.
    Das Schiff, das sie am Ende geparkt vorfand, war gedrungen, rundlich, lachsrot und sah aus wie ein zu albernen Maßstäben aufgeblähtes süßes Gebäck. Man vermisste ein Sahnehäubchen oben drauf. Die Außenhaut war aus einem seltsamen, weich aussehenden Material. Auf der Sebafell hatte Veruca Salt Servierschälchen benutzt, die aus dem gleichen bunten Zeug bestanden. Kein Konstrukteur des Flottenkommandos würde sich Derartiges ausdenken, geschweige denn bauen. Die Geschäftspartner des Henning Lucas saßen nicht nur auf Atibon Legba. Und keiner hatte eine Ahnung vom anderen.
    Veruca Salt wusste Leder inzwischen zu schätzen, es lag gut in der Hand und rutschte auch aus schweißnassen Fingern nicht so leicht heraus. Die Tasche allerdings hatte die unangenehme Eigenschaft, nach und nach die Gravitation dieser Welt aufzusaugen wie ein Schwamm. Das Ding wurde immer schwerer, während Veruca Salt dem Einstiegsluk des Raumfahrzeuges zustrebte.
    Zu den Dingen, die Henning Lucas ausgesprudelt hatte, gehörten auch alle Kommandosequenzen seines persönlichen Raumschiffs. Veruca Salt nahm es in Besitz und war nicht verwundert, als sie feststellte, dass Lucas äußerst exotische Quellen aufgetan hatte, um an dieses Ding zu kommen. Es hieß Pilgernder Joker und stammte – wie bei so einem Namen nicht anders zu erwarten – von

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