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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Utragenorius. Die raumfahrende Menschheit machte nicht viele Geschäfte mit den Dunkelwelten. Entsprechend selten waren solche Erzeugnisse. Man sagte der Technik von Utragenorius Wunderdinge nach, soviel wusste Jana. Es gab nur wenig im bewohnten Kosmos, was sagenhafter war als utragenorianische Raumfahrzeuge, etwa die oktogonische Technologie oder die Geheimnisse der Goldenen Bruderschaft. Zumindest letztere, dachte Veruca Salt, waren ja nun keine Geheimnisse mehr.
    Das Raumfahrzeug wartete im Gelände einer der Universitäten, genauer gesagt, mündete seine Startröhre direkt im Flugplatz der Uni. Niemandem würde ein Start besonders auffallen, es würde einer von vielen sein.
    Wunderlich war die Pilgernder Joker auf jeden Fall, stellte Jana drinnen fest; die quietschbunten Bonbonfarben hatten nicht an der Hülle haltgemacht. Überall strengten merkwürdige Farbtöne sich an, dem Betrachter Augenschmerzen zu verursachen. In der kleinen Steuerkabine war es besonders schlimm. Zu allem Überfluss war auch die Beleuchtung farbig.
    Darüber ärgern wie uns später, oder?, sagte Jana Hakon zu Veruca Salt und schnippte die geheimen Zeichenketten des Henning Lucas auf die fühlenden Sensoren des Schiffs.
    Die Konsolen erwachten zu einem wispernden, summenden, sanft leuchtenden Leben, und eine Stimme sagte fröhlich: »Siebzehn Tage, elf Stunden und neunundvierzig Minuten sind seit meiner letzten Deaktivierung vergangen. Guten Tag.«
    Veruca Salt schaute sich verdutzt um. Natürlich war niemand außer ihr anwesend. Auf einer opaken Fläche tauchten blass schimmernd die Konturen eines Gesichts auf, und die Stimme kam eindeutig von dort.
    »Ich bin über die Änderung der Benutzerordnung informiert worden«, sagte das verschwommene Gesicht. »Darf ich deinen Namen erfahren, damit wir miteinander kommunizieren können?«
    »Veruca Salt«, antwortete Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt.
    »Ich danke dir, Veruca Salt«, trällerte das bunte Gesicht unbekümmert, »und nun gestatte mir, mich selbst vorzustellen. Ich bin der Zweisamkeitsgenerator des Eilraumfahrzeuges Pilgernder Joker . Falls keine direkte Steuerung gewünscht wird, bin ich dazu in der Lage, die Navigation und Kontrolle des Raumfahrzeugs komplett zu übernehmen. Meine kommunikativen Fähigkeiten werden dadurch kaum beeinträchtigt.«
    K‘jonasoidt meldete sich nicht. Es war offenbar schwierig, irgendwelche Informationen über die seltsamen Raumschiffe der Dunkelwelten zu finden. Das grützerot schimmernde gesichtsähnliche Ding nahm einen Ausdruck gelinder Ungeduld an, und Veruca Salt bat es daraufhin eilig, doch bitte die Navigation und Kontrolle zu übernehmen.
    Die Konsolen und Anzeigen veränderten sich. Einige verschwanden, indem sie in verborgene Fächer glitten. Die matte Wand der Steuerkabine flimmerte und wurde durchsichtig. Natürlich nicht durchsichtig, dachte Veruca Salt. Das war eine Art übergroße Bildwand, die die Außensicht des rundlichen purpurroten Gebäckmonstrums wiedergab. Der Blick war vernebelt, weil alle Farben ins Unechte, Verschwommene, Süßstofffarbige verzerrt waren.
    »Bereit zur Angabe der Zielkoordinaten«, sagte der Zweisamkeitsgenerator. Veruca Salt erinnerte sich daran, dass die Pilgernder Joker ein Raumschiff war und kein exotisches Spielzeug für geschmacksgestörte Kinder.
    »Ich habe keine Koordinaten«, sagte sie.
    »Macht nichts«, sagte die Pilgernder Joker . »Das macht überhaupt nichts. Was hast du denn dann?«
    »Einen Namen«, antwortete Veruca Salt. »Der Planet, zu dem wir fliegen, wird Galdäa genannt.«
    »Na, das ist doch was«, frohlockte das Raumschiff. Die Stimme klang wirklich erfreut. »Ich suche. Wollen wir uns derweil startfertig machen oder soll es nicht gleich losgehen?«
    »Oh doch. So bald wie möglich.«
    »Startgenehmigung angefragt«, säuselte das Schiff. »Datenbanksuche abgeschlossen. Selten waren die Leitungen nach draußen derart langsam, die müssen mal ihre Systeme überprüfen ... Egal: Ich habe den Planeten gefunden. Dort waren wir bislang nie. Hübsch, eine neue Gegend. Die Schotts sind verriegelt. Klappe zu, Affe tot. Alle Systeme sind so bereit, wie man es sich vorstellen kann. Es geht uns also richtig gut.«
    Veruca Salt war irritiert. Sie assoziierte den Start eines Raumschiffs mit dem Drücken vieler Tasten, allerlei technischem Kauderwelsch und einer Menge dusseligen Funkverkehrs mit irgendwelchen Bodenstellen und Leitzentralen. Die Pilgernder Joker sah das offenbar anders.

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