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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Die Sache wurde umso interessanter, da K‘jonasoidt in diesem Augenblick wenigstens eines der Rätsel lösen half: In den endlosen Datenbänken ihres Geistes hatte sie entdeckt, warum ihr das organische, fließende Design von Bonnies Waffen vage bekannt vorgekommen war. Es handelte sich um verbotenes Zeug, um Schmuggelgut von Utragenorius. Die Dunkelwelten zählten nicht zu den Busenfreunden des Flottenkommandos. Es war ein offenes Geheimnis, dass man auf A. L. eine Heidenangst vor den unheimlichen Welten von Utragenorius hatte. Jana hatte die Dunkelweltmenschen schon immer interessant gefunden.
    »Darf ich Ihnen helfen?«, fragte Bonnie, und in ihren Augen glitzerte jener Fanatismus, der Menschen dazu bringt, sich in Gefahren zu bringen, die kein vernünftiges Wesen einzugehen bereit ist. Leute, die durch dieses Funkeln in die Welt schauen, sehen eine völlig andere Realität. Ich werde jemandem vertrauen, dachte Jana, der nach den Maßstäben meiner Heimat mindestens verrückt ist, wenn nicht mehr. Weiß ich genug, um diese Wahnsinnige hier von Ari und Mikko zu unterscheiden? Und gibt es einen Unterschied? Aber Jana hatte keine Wahl mehr. Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt hatte ihren Entschluss gefasst.
    »Sie könnten mir helfen«, sagte sie. Bonnies Augen glitzerten lebhafter. »Ich muss irgendwie von diesem Planeten herunter. Ich muss nach Penta V und dort jemanden treffen, der mich nach Hause bringen kann.«
    Die Soldatin holte tief Luft.
    »Erst von Galdäa aus« setzte Jana hastig hinzu, »kann ich versuchen, die neuen Informationen zu verwerten. Es gibt keinen anderen Punkt, von dem aus ich das könnte. Atibon Legba ist dafür denkbar ungeeignet.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Bonnie, »und es wird schwierig werden, Sie aus Nummer 42 fortzuschaffen, ganz zu schweigen davon, diese Welt zu verlassen. Und ein Transfer nach Penta V ist wiederum ein Kapitel für sich. Aber eins nach dem anderen. Lassen wir die Probleme uns nicht im Rudel überraschen.«
    Sie gab ein gemeines, glucksendes Lachen von sich, das wohl Belustigung ausdrücken sollte. Jana fühlte sich von dem Geräusch unangenehm berührt, als würde jemand mit geschärftem Stahl auf feinem Porzellan herumkratzen. Irgendwann würde sie der Soldatin sagen müssen, dass es furchtbar klang, wenn der Stimmprozessor zu Heiterkeitsausbrüchen genötigt wurde. Vielleicht war der gänsehauterzeugende Klang ja Absicht. Jana rief sich ins Gedächtnis, dass sie es hier mit jemandem zu tun hatte, der strenggenommen nicht mehr komplett zurechnungsfähig war.
    Bonnie gab den scheinbar tief in ihr frugales Essen vertieften Leuten im Restaurant ein kaum sichtbares Zeichen. Einer nach dem anderen stand auf und verließ das Lokal, und irgendwann ging auch Jana, mit Bonnie in ein belangloses Gespräch vertieft. Es drehte sich um Kuppelkonstruktionen und die alten Überwachungssysteme, die vielleicht noch funktionierten, und die sehr viel älteren Rechner, die sie steuerten und leicht angezapft werden konnten. Jana fragte, ob Bonnie jemals selbst auf einer der utragenorianischenWelten gewesen war. Sie bekam auf diese Frage selbstverständlich keine Antwort.
    Erst später, als sie weit weg war von Nummer 42, erfuhr Jana, dass Bonnie zu diesem Zeitpunkt das marode Augensystem der Kuppel längst lahmgelegt hatte.

6.
Michael Sanderstorm • 3
    »Ich verstehe nicht, wieso du dir Gedanken machst«, sagte Nikki. »Es interessiert doch niemanden, was auf einem unbedeutenden Planeten damals geschehen ist. Du sollst die Geschichte dieses Krieges schreiben, das ist alles. Und der sogenannte Krieg?«
    Sie lachte höhnisch.
    »Der sogenannte Krieg besteht aus einem verlorengegangenen Schiff und dem Eingreifen der Armorica . Ein paar Eingeborene, die einen Überraschungserfolg hatten, und ein Weltenkreuzer, der sie zusammengeschossen hat. Das ist alles. Für keine der beiden Seiten ist das Ganze sonderlich erinnernswert. Rühmlich schon gar nicht.«
    Nikki war wütend. Sie hatte nach Tagen des Schweigens einen völlig verstörten und zerfahrenen Michael vorgefunden, der mit entzündeten Augen vor dem Terminal saß und röhrchenweise Schmerztabletten aß. Tassos Vorbild kümmerte ihn nicht mehr, seit die Schmerzen wirklich böse geworden waren. Auf der Suche nach weiteren Informationen hatte er alle zweiunddreißig Bände der »Weltgeschichte sämtlicher Planeten« durchgearbeitet. Eine Unzahl von Anfragen hatte er in die Rechnernetze verschiedener Universitäten,

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