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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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will, dann finde ich diesen Jemand auch. Ganz egal, wie geschickt er vorgeht, ganz egal, wo er hingeht. Erst recht, wenn er so leicht zu beschreiben ist – ein bisschen blass, durchsichtige Haut im Gesicht, winzige Ohren, schöne große Augen und auf den Wangen Äderchen, die ein wenig durchschimmern.«
    Irgendetwas veränderte sich. Bonnie Wayss entspannte sich und schlug sogar die Beine übereinander, während sie weitersprach. Jana sah sich um; es war niemand mehr im Restaurant, dessen Körpersprache unter einer dünnen Oberfläche von Beiläufigkeit nicht wachsam und kraftvoll gewesen wäre. Der magenkrank wirkende junge Mann an der Kasse war nicht aus der Auswahl und fiele im Ernstfall kaum ins Gewicht. Gegen einen Auswahl-Mann bedeutete dieser Knabe nicht viel mehr als eine Fliege an der Wand. Ganz so hilflos war eine Galdani nicht; aber das hätte im Fall eines Falles nicht viel zu sagen. T‘Arastoydt konnte mit ein oder zwei Menschen mühelos fertig werden, nicht mit vielen zugleich, und mit Auswahl-Leuten schon gar nicht.
    »Ich habe Ihre Spur aufgenommen, als Sie mit irgendjemandem außerhalb dieses Planeten Kontakt aufnahmen. Und nachdem klar war, dass Sie so klug waren, ein verrottetes Kaff wie dieses hier aufzusuchen, habe ich hier auf Sie gewartet. Sie sind für mich eine Möglichkeit, das eine oder andere Gespenst zu bannen.«
    »Wie soll ich das anstellen? Meinen Sie, es hilft, wenn Sie mir Ihr Herz ausschütten?«
    Bonnie lachte. Ihre Stimme klang befremdlich, ihr Lachen war kalt wie flüssiger Stickstoff. Das Implantat mochte ihre Stimme geschickt nachahmen, für Heiterkeitsausbrüche war es nicht geeignet.
    »Sicherlich nicht. Sie haben eine Absicht verfolgt mit Ihrer Flucht aus dem Photek-Institut. Und es ist mir daran gelegen, Sie wissen zu lassen, dass ich mit dem Photek-Institut nicht das Geringste am Hut habe. Im Gegenteil. Was denen schadet, ist mir willkommen. Denn es schadet denen, die ich hasse. Und wenn es Ihnen gelingt, nach Galdäa zurückzugelangen, haben Sie viel über das Photek-Institut zu erzählen. Da bin ich sicher.«
    Jana nickte.
    »Diese Erzählung«, setzte Bonnie hinzu. »würde ich gern um einige Details bereichern. Nicht sehr schöne Details. Den ganzen galdäischen Krieg müsste man in den Geschichtsbüchern umkrempeln, alle Kapitel neu fassen. Das da«, sie wies auf die niederdrückende Aussicht vor den Scheiben des Restaurants, »ist ebenso wenig die wahre Werkwelt, wie das Galdäa in den offiziellen Aufzeichnungen etwas mit dem wahren Galdäa zu tun hat.«
    »Ich habe die offiziellen Aufzeichnungen nicht gelesen«, sagte Veruca Salt.
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, entgegnete Bonnie gelassen, »aber das spielt keine Rolle. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Jana sah der Soldatin in die Augen. In den tieferen Schichten ihrer Gedanken jagte K‘jonasoidt irgendwelchen Informationen hinterher, die hilfreich sein könnten. T‘Arastoydt berechnete unbeirrt die Chancen eines Kampfes und einer Flucht, die mickrig blieben. Ja‘ana plädierte dafür, doch dieser Frau zu glauben. Jana atmete tief durch.
    »Ich gäbe eine Menge«, sagte Bonnie Wayss, die ihre künstliche Stimme wieder unter Kontrolle gebracht hatte, »wenn ich Ihre Gedanken belauschen könnte. Alle, meine ich. Den mehrstimmigen Gesang, den die verschiedenen Aspekte Ihres Ichs miteinander austauschen. Wir sind dazu nicht in der Lage. Zu simpel. Wir sind arm, wenn es um das Denken geht, nicht wahr? Und es ist uns Menschen nicht gegeben, die inneren Prozesse einer Galdani zu verstehen.« Sie musterte Veruca Salt mit einem ausgesprochen merkwürdigen Ausdruck in ihren Augen.
    »Dennoch wurde es versucht«, stellte Jana fest, »und es ist gründlich misslungen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Es war äußerst unangenehm.«
    »Das Photek-Institut?«
    »Natürlich.«
    »Wie weit sind die Typen gegangen?«
    »Das wollen Sie in Wahrheit nicht wissen«, sagte Jana, »und die Einzelheiten schon gar nicht.«
    Bonnie stieß die Luft aus, die sie angehalten hatte, und lehnte sich zurück. Das Implantat in ihrer Kehle erzeugte ein ganz leises Pfeifen, kaum wahrnehmbar. »Wahrscheinlich«, sagte sie zögernd, »haben Sie recht.«
    Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt spürte, wie ihr innerer Streit plötzlich endete. Sie fasste den Beschluss, Bonnie Wayss sei zu vertrauen. Vertrauen in die falschen Personen oder zum falschen Zeitpunkt muss teuer bezahlt werden, konnte sich T‘Arastoydt nicht verkneifen zu bemerken.

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