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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Panik gewesen wäre; für sie nur ein wenig Aufregung. Untypisch genug, um zu alarmieren.
    Alarmiert waren aus unerfindlichen Gründen jetzt auch all die anderen im Raum, und die riesigen Leiber der Karnesen ringsum setzten sich in Bewegung. Jemand zeigte auf die Blenden, die einen weiten Blick in das Habitat von Die Neue Wohlfahrt boten und meistens geschlossen waren, weil jeder des Anblicks überdrüssig war, den der große Zylinder bot. Jetzt starrten alle in das Habitat, als hätten sie es nie gesehen. Vielleicht, dachte Jana Hakon, wäre das eine Gelegenheit, die Postbox abzurufen und sich zu vergewissern, ob es sich um einen Alarm handelte.
    Sie blickte hinaus – und sah eines der Raumfahrzeuge der Station durch das Habitat schweben.
    Das war unglaublich.
    Diese Dinger hatten hier drin nichts verloren. Habitate wie Die Neue Wohlfahrt waren zerbrechlich – Raumfahrzeuge in ihrem Inneren waren so gefährlich wie eine Nadel in einem Luftballon. Janas Blick wurde, wie der aller anderen, auf das Fahrzeug gelenkt, das es an diesem Ort gar nicht geben durfte. Der Apparat schwankte. Er sah aus wie eine Blume, deren Form ein auf Witzigkeit bedachter Gott entworfen hatte, schräg und verrückt. Er flatterte durch die Luft, ein trunkener Schmetterling. Ein unbewusster Reflex schaltete Janas Augen auf volle Empfindlichkeit, und die Details des Eindringlings wanderten mit der höchstmöglichen Genauigkeit in die Datenbänke K‘jonasoidts. Die Triebwerke erzeugten einen schmierigen Halo um das Raumfahrzeug. Blass leuchteten die Flammen aus den Düsentrichtern. Um das Raumschiff herum flirrten und flimmerten die Schutzfelder wie glitzernde Hüllen. Sämtliche Werkzeuge waren in Bereitschaft, streckten breite Emitter und rüsselförmige Vorrichtungen aus der Hülle. Die Sichtscheiben des Piloten waren undurchsichtig und spiegelten verrückte Abbilder des Habitats wider; jemand hatte sich gewappnet wie für einen Waffengang.
    Jana Hakon wünschte sich, sie wäre wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte, könnte diesen Irren dazu zwingen, seine Hände von den Kontrollen zu nehmen. Aber sie war machtlos. Die spiegelnden Scheiben hinderten sie daran, dem unbekannten Piloten in die Augen zu sehen. Sie legte für eine Sekunde die Hand übers Gesicht, gab ihren Sinnen die Gelegenheit, zum normalen gedrosselten Sehen zurückzukehren. Mit nicht mehr so arg schmerzenden Augen starrte sie dann wieder zu dem Raumfahrzeug hinüber.
    Der Unbekannte hatte das Gefährt nicht unter seiner Gewalt. Kein Wunder; alle Sicherheitseinrichtungen mussten dagegen rebellieren, so nahe an so großen Massen zu operieren, ganz zu schweigen von den ebenso unausweichlichen Versuchen der Zentrale von Die Neue Wohlfahrt , den Eindringling zu übernehmen und unschädlich zu machen. Und was auch immer für ein Verrückter an den Kontrollen war, er musste völlig von der Rolle sein. Niemand, der alle Tassen im Schrank hatte, würde ins Innere eines Habitats fliegen. Unter allen Verboten der Raumfahrt war dies eines der wichtigsten. So wichtig, dass es sich von selbst verstand. Es war wie der Versuch, mit einem Überschallflugzeug Pirouetten in einem Konzertsaal zu drehen. Der Teufel mochte wissen, welche Droge im Hirn dieses Piloten glühte.
    Jana spürte, wie sich eine pfannengroße Hand auf ihre Schulter legte und sie sanft und kraftvoll zurückzog. Sie blickte sich um und nach oben. Kaddok, natürlich, und sein Gesicht war von mühsam beherrschter Sorge gezeichnet.
    »Folgen Sie mir«, sagte Kaddok. Seine Stimme war bis zum Flüstern gedämpft, eine für einen Karnesen eher untypische Sprechweise. Jana dachte an die normalerweise überlaute und donnernde Stimme Kaddoks, und sie schaute in sein Gesicht, das von Sorge und Angst gezeichnet war. Widerstandslos ließ sie sich mitziehen. Kaddok verließ den von karnesischer Unruhe bis zum Bersten gefüllten Raum und zerrte seine Begleiterin durch den langen Gang hinüber zu den Aufzügen, die die zahllosen Ebenen von Die Neue Wohlfahrt miteinander verbanden. In den Augen des Riesen stand Panik. Er zerrte Jana Hakon unsanft in die Liftkabine und hieb rasend schnell eine Zahlenkombination in die Tastatur. Keine verbalen Befehle, dachte Jana, keine Stimmaufzeichnungen. Was geht hier vor?
    Der Karnese hockte sich in der Ecke hin und stützte die Fäuste auf die Knie. Eine ehrfurchtgebietende Menge Knochen und Muskeln. Die Kabine stürzte mit einem magenumstülpenden Tempo in die Tiefe. Kaddok musterte Jana mit einem

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