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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Adern, die deutlich geschwollen waren. Seine kurzgeschorenen Haare waren feucht, und seine Festgewänder klebten schweißnass an seinem Leib. Der Mann stand unter einem unglaublichen Stress. Genau wie sie selbst. Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt zuckte innerlich zusammen und überprüfte sich selbst, so rasch es ging. Da war ein viel zu hoher Blutdruck, da war über alle Maßen reichlich Adrenalin im Blut. Die Atmung ging zu tief, das Herz schlug zu rasch, der Kreislauf war auf Alarm geschaltet. Die Muskeln zeigten deutliche Verspannungen, statt die Stöße und überraschenden Wendungen, die die Liftkabine erschütterten, geschmeidig abzufedern. Ja‘ana rief sich zur Ordnung. Sie war schließlich kein Cromagnon, der glaubte, einem Säbelzahntiger begegnet zu sein. Sie war eine Galdani.
    Sie regelte ihren Metabolismus herunter, drosselte die Blutzirkulation, ließ die Leber verstärkt Botenstoffe abbauen, korrigierte die Lungenfunktion, richtete die Spannungsverhältnisse ihres Bewegungsapparates. Sie beruhigte sich im direktesten Sinn des Wortes, gewann die Kontrolle über ihren Körper zurück. Damit kehrte die gewohnte Schärfe ihres Geistes zurück: Das Grauen im Habitat wanderte als gespeicherte Erinnerung in die Datenbänke K‘jonasoidts. Sie konnte sich jederzeit an jedes Detail dieser Minuten erinnern, sogar an jene, die sie in ihrem Zustand nicht bemerkt hatte. Die Frage war, ob sie das jemals wollen würde.
    »Du hast recht«, sagte sie zu Kaddok. »Es ist wichtig. Es bedeutet, dass ich nicht länger in Die Neue Wohlfahrt bleiben kann. Ich muss weg. Sofort.«
    Der Karnese machte keinen aufmerksamen Eindruck. Eher einen abwesenden. Seine geweiteten Augen fixierten die schlichte Zahl. Wahrscheinlich sah er etwas ganz anderes. Leute, die er gekannt hatte und die von der Hölle dort hinten vermutlich getötet worden waren. Freunde, die er niemals wiedersehen würde. Liebgewonnene Plätze, die ein Inferno in Rauch und Asche verwandelt hatte. Ob die Sichtscheibe jenes Raumes standgehalten hatte? dachte Jana. Wie stand es um all die Karnesen, die einen E-Tag hatten feiern wollen? Hatte ein Tornado glühender Gase die Wand zerfetzt?
    Sie spürte die Vorsichtsmaßnahmen von Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt um sich herum wie einen lebendigen Schutzpanzer in die Höhe wachsen, und die Wahrscheinlichkeiten taten ihr auf diese Weise nicht weh. Jana Hakon hätte hemmungslos zu weinen begonnen bei der Erkenntnis, dass all die Karnesen in dem Zimmer höchstwahrscheinlich gestorben waren, kurz nachdem Veruca Salt und Kaddok mit dem Aufzug flüchten konnten. Die Schockwellen des explodierenden Amokfliegers mussten in den Raum geplatzt sein wie die Faustschläge eines Titanen. Sie machte sich das ganz ruhig klar; Veruca Salt hätte sich in einer Ecke zusammengekauert und geschluchzt.
    Genau das konnte jeden Moment mit Kaddok geschehen. Der Karnese verfügte über etliche Kilo gewaltiger Muskeln und einen verstärkten Knochenbau, war jedoch lächerlich schwach und verletzbar, wenn etwas die Konstruktionen seiner Gefühle angriff. Die Liftkabine kämpfte sich mit winselnden Servomotoren durch neue rumpelnde, ratternde Schwierigkeiten. Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt hatte sich entschlossen, diese Krise ohne Gefühle zu überstehen, und die zuckenden Schultern des Riesen erregten in ihr kein Mitleid, nur gelangweilte Ungeduld.
    »Welches ist das nächste erreichbare Schiff, das Die Neue Wohlfahrt verlässt?«, fragte sie und legte jenen herrischen Ton in ihre Stimme, der erfahrungsgemäß sogar unter Schock stehende Menschen dazu bringen konnte, wenigstens ihre gewohnten Aufgaben mit hinreichender Qualität zu erledigen. Es funktionierte. Kaddok hämmerte Befehle in die Tasten.
    »Da ist ein Schiff namens Sebafell «, sagte der Karnese mit belegter Stimme, »und es legt in zirka zehn Minuten ab. Es wollte heute sowieso weg. Keine Panikreaktion wie auf anderen Fahrzeugen.«
    Kaddok legte den Kopf schräg, als wolle er dem nicht ganz glauben, was ihm da mitgeteilt wurde. Er zwinkerte, um die Schweißtropfen, die sein Gesicht herabrannen, aus den Augen zu bekommen.
    »Einige Schiffe haben in den letzten Minuten Notstarts durchgeführt, einfach ihre Arretierungen zerrissen. Die meisten sind beim Versuch beschädigt worden. Der Pilot irgendeines unglückseligen Transporters hat versucht, die Andockklammern zu sprengen. Sein eigenes Schiff ist von den Detonationen zerstört worden. Die Trümmer des

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