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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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eine Beziehung aufzubauen. Unser Oberherr mit seinem militärisch verdrehten Gehirn hat letztens ganz energisch gefordert, seinen Gesprächspartner vom letzten Mal sehen zu dürfen. Das war in Lugg; ein reichlich verdächtiges Staatsgebilde. Lugg betrachtet ganz Galdäa als sein angestammtes Gebiet, und alle anderen existierenden Staaten sind nichts als Usurpatoren und Emporkömmlinge. Nun, man hat ihn den Galdan sehen lassen. Unser Befehlshaber wurde auf einen Turm geführt, auf dessen Spitze ein sternförmiges Gerüst prangte. Den Mittelpunkt des Sterns bildete der gesuchte Mann, den zu sprechen allerdings nicht mehr möglich war – der Körper war von zahllosen Stäben durchbohrt. Stolz wurde berichtet, dass der Typ erst am fünften Tag und bei der einunddreißigsten Pfählung gestorben war. Sehr ehrenvoll, für die Familie des Opfers und für den Henker. Mit solchen Leuten haben wir es hier zu tun.
    Bis vor kurzem hatten wir Lugg für ein schräg-seltsames, ansonsten erträgliches Herzogtum gehalten. Plötzlich stellt sich heraus, dass Lugg die Zeremonie der Exekution für eine eigenständige Kunstrichtung hält. Nun ja – wir wundern uns nicht mehr, wenn die anderen Botschafter so weit als möglich versuchen, zu Lugg auf Abstand zu gehen. Mir graust bei dem Gedanken, irgendein Idiot auf Atibon Legba könnte ausgerechnet Lugg den Zugang zu den historischen Datenbanken der Erdgeschichte gestatten. Sie könnten womöglich etwas lernen.
    Das hektische Bäumchen-wechsel-dich in den Führungsetagen unserer galdäischen Partner droht unsere Arbeit zu sabotieren. Um das zu stabilisieren, haben wir drastische Maßnahmen getroffen, die uns zwar keine Freunde auf Atibon Legba eintragen werden, aber wirksam zu sein versprechen.
    Um ehrlich zu sein – das alles verblasst für mich vor der Sorge um Dich. Leider ist unser Schiff nicht greifbar, Atibon hat es einer anderen Sektorengruppe zugeteilt, wo es Schwierigkeiten gibt. So was nennt man operative Entscheidungen. Wenn die Caldera XI hier wäre, flöge ich zu Dir, nachsehen. Vielleicht landen meine Briefe in einem Auffangbehälter – Abwesenheit des Adresseninhabers? Ich hätte nichts dagegen, diesen Planeten zu verlassen. Er scheint langsam dem Wahnsinn zu verfallen.
    Übrigens hat sich der von mir erwähnte Streit des Botschafters mit dem Sekundärprinzen aufgeklärt (erinnerst Du Dich? Am Tag der leicht danebengegangenen Festivität zu Ehren der Insel Konstral). Der Konflikt ist nicht beigelegt; allerdings wissen wir endlich, was los war. Diese verdammten Sondenadressen! Die Lieferung für Kondh ist in Ganoris gelandet. Das klingt nicht weiter dramatisch. Kondh ist jedoch eine völlig vegetarische Kultur. Man ist dort verrückt nach allen erdenklichen Fruchtsäften, die es im bewohnten Kosmos gibt.
    In Ganoris – ganz im Gegensatz – gelten Flüssigkeiten im Innern von Früchten als eine Art Urin der Natur, man trinkt dort nur Wasser oder schärfste Alkoholika. Die bunten Bilder, die den lächelnden Hofstaat von Kondh mit saftgefüllten Pokalen zeigten, diese genialen Werbegags der Marketingexperten von A. L., wurden in Ganoris als eine Art fäkalische Pornographie betrachtet und entsprechend herumgereicht. Jedem Mitglied irgendeines ganorischen Fürstenhofes wird es speiübel, wenn er das sieht.
    Und so hatte die nette Stimme der Berater des Großfürsten den Sekundärprinzen in dem korrektesten Ton der Welt einen Scheißefresser genannt – und Schlimmeres. Für Ganoris ist Weißwein alkoholversetzter Jaucheaufguss. Man könnte in unserer Sprache die Ausdrücke nicht wiedergeben – ich beherrsche nicht viel Galdäisch. Nur soviel weiß ich, dass Ganoris nun einen Trumpf hat, die Bevölkerung in einen Krieg gegen Kondh zu treiben, wenn es dem Großfürsten passt. Und Kriege enden hier für gewöhnlich nicht mit Eroberung und Unterwerfung, sondern mit der völligen Ausrottung des Gegners. Das hat alles nichts damit zu tun, dass die Großfürstenberaterstimme, um die es geht, längst verreckt ist, den Leib durchstochen von Dutzenden angespitzter Lanzen. Diese Todesstrafe hat mit uns nichts zu tun, und mit Kondh schon gar nicht. Jedenfalls behauptet das die neue Stimme der Berater des Großfürsten.
    Und Atibon Legba teilt mir mit, dass mein Neuerervorschlag, die Adressierung der Sonden betreffend, von der zuständigen Stelle registriert worden ist. Registriert, nicht bearbeitet. Ich habe sofort per Dringlichkeit eine Eingabe losgelassen. Vorhin habe ich die

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