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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Zusammenbrüche dauern immer länger.
    Die anfangs nur einige Sekunden währenden Ausfälle haben sich rasch zu stundenlangen Pausen ausgewachsen; wenn ein solcher Blackout vorbei ist, sind alle Sonden längst woanders. Kaum eine verbleibt auf ihrer Umlaufbahn, ein paar neue sind dazugekommen, und andere sind spurlos verschwunden. Ich würde ja sagen, die Dinger sind gelandet – nichts verschwindet spurlos –, und das ist unmöglich. Es sei denn, irgendwas saugt die Sonden in ein gesteuertes schwarzes Loch. Unsere Physiker sagten, so was gibt es nicht, und selbst wenn es so was gäbe, müsste man irgendwelche äußerst interessanten Reststrahlungen messen können. Dann fingen sie an, sich über die genaue Art und Weise dieser hypothetischen Reststrahlungen der angenommenen Singularitäten zu streiten.
    Woraus zweierlei folgt: Erstens, mit unseren Physikern ist für Stunden nicht mehr vernünftig zu reden (war es das jemals?), und zweitens, es gibt jemanden außer uns auf diesem Planeten, der Sonden aus der Umlaufbahn herunterruft und landen lässt. Irgendwo. Das macht mir ernsthaft Sorgen. Nein, nicht die Tatsache oder Befürchtung selbst, sondern die Implikationen. Typisch für unsere Leute, dass sie sich lieber um die virtuellen Folgen der hypothetischen Strahlungen von angenommenen schwarzen Löchern streiten, als über die wirklich besorgniserregende Vermutung nachzudenken, irgendein galdäischer Staat oder Kirchenfürst habe genug Technologie in seinem Zelt oder in seiner Höhle, um unsere komplette Logistik auszutricksen.
    Mittendrin meine Logistik, mühsam zusammengestoppelt aus den Brosamen an Information, die ich von A. L. hingeworfen bekomme. Ich könnte wahnsinnig werden. Das alles bedeutet nämlich, dass die Eingeborenen unsere eigene Technologie inzwischen besser verstehen als wir selbst. Schließlich beherrschen wir all diese Maschinen ja nicht wirklich. Wir wissen bloß, wie man sie benutzen kann; die inneren Geheimnisse ihrer Funktion sind uns ebenso rätselhaft wie dem ersten Huronen die inwendigen Abläufe eines Steinschlossgewehrs. Was nun diese – zugegebenermaßen nur genau wie die Reststrahlung hypothetischen – Galdäer betrifft, so wäre ein derart sauberer Einbruch in unsere Systeme nur dann möglich, wenn man all diese komplizierten Sachen bis auf die unterste Ebene durchschaut. Und schau nur mich an, den Fachmann, den man ruft, um administrative Probleme mit Hilfe von maßgeschneiderten Programmen zu lösen – nicht einmal ich weiß wirklich, was in den Prozessorkernen vorgeht. Wir sind weit entfernt von den Grundlagen unserer Technologie.
    Da passt es nur allzu gut ins Bild, dass heute jemand Aufzeichnungen von laufenden Feldgeneratoren entdeckt hat. Daten, die mehr als ein halbes Jahr alt sind und von der anderen Seite des Planeten stammen. Aus einer Gegend, die niemals jemand vom Flottenkommando betreten hat, wenn man unseren Logbüchern glauben kann (kann man das?).
    Es können also keine unserer eigenen Maschinen sein. Dort stehen Generatoren, die von jemand anderem gebaut worden sind. Von den Galdäern, logischerweise, von wem sonst. Nur nicht von Lugg, Tsanama oder Kondh. Wir wissen ja nicht einmal, wie die Staaten in jener Gegend des Planeten heißen und ob es überhaupt welche gibt. Leute haben unsere Technologie kopiert, die nie mit uns zu tun hatten. Das müsste uns allen eigentlich eine Heidenangst einjagen. Tut es aber nicht. Das Zeug ist eben schon ein halbes Jahr alt.
    In den letzten sechs Monaten hat sich hier so viel verändert, dass es den Insassen von Konstral vorkommt wie eine Ewigkeit. Vielleicht stehen die Erbauer dieser rätselhaften Maschinen ja hinter der Meerenge bereit, um uns in den Orkus zu blasen. Vielleicht fallen in den nächsten Tagen feindliche Truppen über uns her. Vielleicht hausen dort auf der anderen Seite dieser verdammt komplizierten Kugel die Schöpfer und basteln mit unseren Maschinen herum, um endlich den Fluch zu lösen, der auf ihnen liegt. Vielleicht fliegen morgen schlanke Metallvögel mit weit ausladenden Schwingen und töffelnden Verbrennungsmotoren über Konstral hinweg und werfen Bomben ab. Vielleicht erscheint nachher, nach dem Mittagessen, ein großer Gleiter auf künstlichen Gravitationskissen und radiert die ganze Insel mit einer gezielten Ladung Höllenfeuer aus.
    Entschuldige, wenn ich dramatisch klinge, ich habe ernsthaft Furcht vor dem, was diese seltsamen Galdäer angestellt haben mögen. Aber es ist viel wahrscheinlicher,

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