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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Ungetüme, die nach Aufwinden suchen, sondern schlanke Metallvögel mit weit ausladenden Schwingen und einem gewaltig töffelnden Verbrennungsmotor im Heck. Vor kurzem hat diese Welt auf dem technologischen Niveau von Johann Gutenberg gelebt. Bewegliche Buchstaben, was für eine großartige Idee, und so weiter. Wie kommt man in wenigen Jahren von holzgeschnitzten Zahnrädern zu motorisierten Leichtmetalljägern? Und wie lange braucht man bei diesem Tempo zum ersten fernflugtauglichen Raumschiff? Kann man all das lernen, indem man vor den Bildwänden unserer Stationen sitzt, die wir so freigebig über den Planeten verteilt haben? Ich kann es kaum glauben.
    Die Wissbegier der Galdäer erstreckt sich auf buchstäblich alles. Ich hatte Dir ja geschrieben, dass die Leute nicht gerade sexuell zurückhaltend sind – man erwischt schon mal ein sehr konzentriertes Pärchen im Flur bei einem Fick auf der Fensterbank (und sie machen sich nicht allzu viel daraus, dass ihnen jemand verdattert zuschaut, bis sie fertig sind). Denk bloß nicht, dass man dabei nur die üblichen Varianten zu sehen bekommt.
    Über mangelnde Beachtung kann selbst ich mich nicht mehr beschweren. Letzte Nacht hatte ich Besuch von einem ausnehmend attraktiven Galdan, der mir heftige und nicht misszuverstehende Avancen machte. Ein attraktiver Mann, alles andere als zart, trainiert, breite Schultern, gut ausgearbeitete Muskeln, ein sagenhafter Knackarsch.
    Du kennst mich, ich finde kräftig gebaute Typen anziehend, und dieser Kerl kam meinem Ideal ziemlich nahe ... es ist schlicht nichts passiert, was Dir Sorgen machen müsste. Es ging mir alles viel zu schnell. Der Mann packte aus, was er zu bieten hatte – und es war eine Menge! – und dann war er enttäuscht, dass ich nicht jubelnd zugriff. Stand da, muskelbepackter Adonis, und wunderte sich, dass ich die Augen kaum von seinem Schwanz lassen konnte und ihn trotzdem aus dem Zimmer bat. Was hat der sich bloß gedacht? Dass wir uns in jeder freien Minute keuchend aufeinander herumwälzen? Es in den Nischen eines Flurs mit jedem treiben, der zufällig vorüberkommt, ohne uns um die eventuellen Zuschauer zu scheren? Vielleicht hat er die falschen Filme gesehen. Verwunderlich nur, wieso dieser Typ so zielgerichtet ausgerechnet mir ins Zimmer stolperte. Bisher hatte ich dieses Volk als hoffnungslos hetero abgehakt.
    Zumindest hat mir diese Episode wieder in Erinnerung gerufen, dass meine Zeit auf dieser bescheuerten Kugel irgendwann zu Ende sein wird. Dass ich in ein paar Monaten wieder bei Dir sein werde und mich über viel zu laute Musik aufregen kann, die aus Deinen Krachkästen schallt. Beinahe hätte ich gesagt, die Geräusche würden mir fehlen, soweit gehe ich lieber nicht.
    Allerneueste Verrücktheit ist das Gerücht, die Eingeborenen seien in der Lage, jemand Fremdem ihren Willen aufzuzwingen, einfach indem sie ihm lange genug in die Augen starrten. Woher dieser Quatsch nun wieder stammt, weiß niemand, aber alle haben irgendwie davon gehört. Wundervoll. Jetzt machen wir uns mit Tratsch und Hörensagen mürbe.
    Irgendwie passt das alles zusammen. Ich bin mir nur nicht sicher, wie. Der Mann in meinem Zimmer, die Flugzeuge, und das Teleskop, das letzte Woche von Assant in Betrieb genommen wurde. Erstaunlicherweise gekoppelt mit einem recht modern aussehenden Radioteleskop. Es kann ja wohl nicht sein, dass ein ganzer Planet in rasendem Tempo und nur durch bloße Information nachholt, wozu andere Völker Jahrhunderte gebraucht haben.
    Und die Geschichten von den Schöpfern wollen mir nicht aus dem Kopf gehen. Die Galdäer sind den Schöpfern nicht dankbar, eher im Gegenteil. Und sie sprechen mit Bedauern von ihnen, und von der weitaus gewaltigeren Macht, die den Schöpfern im Nacken saß und sie umtrieb, dass sie niemals zur Ruhe kommen konnten.
    Verunsichert und von der letzten Nacht und von dem, was passiert ist – besser gesagt, von dem, was eben nicht passiert ist –, etwas durcheinander,
    Dein Karolus
    ***
    30.3.1717, Galdanjahr 11, auf Konstral
    Mein lieber Markus,
    die Ereignisse beginnen, sich in einem atemberaubenden Tempo zu überstürzen. Leider habe ich mit all dem reinweg nichts zu tun, denn die Kontrolle der landenden Sonden ist in den letzten paar Tagen endgültig zur Farce geworden. Ich drehe Däumchen, wenn ich nicht gerade auf Rechnergehäuse trommele und Sätze wie »Das ist völlig unmöglich!« schreie. Unsere Kommunikationssysteme brechen immer häufiger zusammen, und die

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