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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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gehalten. Dort hielt man es auch für langweilig, nur zu reden. Man ließ stattdessen die Stimme in jedem Satz die Tonleiter herauf- und heruntermarschieren.
    Der Gedanke an solchen Blödsinn machte es seltsamerweise leichter, mit dem Gedanken an all die Verletzungen fertigzuwerden. Nun ja, Karolus, dachte Markus, vielleicht komme ich nicht zu dir. Jedenfalls nicht jetzt. Nicht gleich. Irgendwann schon. Nicht heute.
    »Ihre Kehle wird entwässert sein, und Ihre Stimme wird unlustig sein, wie gewünscht zu funktionieren«, zwitscherte Maja Maja, »also lassen wir das Geplapper fürs erste bleiben, finden Sie nicht? Finden Sie? Oder?«
    Sie grinste ihn breit an, mit einem unglaublichen Mund, der sich quer über ihr ganzes Gesicht zu erstrecken schien. Natürlich fiel Markus prompt darauf hinein und wollte ihre Frage beantworten. Aus seiner Kehle drangen raspelnde Geräusche, als er versuchte, etwas so Simples wie »Na gut« zu sagen. Nach einem Mann hörte sich das nicht an. Nicht mal nach einem Menschen, wenn er ehrlich war.
    Maja Maja grinste breiter. Dass das ging, hätte Markus Hataka nicht für möglich gehalten. Fast bekam er Angst, die schockfarbig gekleidete Frau könnte die untere Hälfte ihres Gesichts bei diesem Grinsen einfach verlieren.
    »Ich habe Ihnen tatsächlich gesagt, dass es nicht glücken wird«, trällerte sie fröhlich. »Oder?«
    Markus nickte gequält. Erst danach wurde ihm klar, dass er mehr Kontrolle über seinen Körper besaß, als er gedacht hatte. Überraschung! Er konnte nicken. Das war doch was. Wie viele Muskeln waren an dieser einen Geste beteiligt? Setzte eine solche Bewegung eine intakte Wirbelsäule voraus? Was war mit dem Rest des Apparates? Hatte er Arme und Beine? Und konnte er sie gebrauchen? Was war da in seiner Kehle? Kehrte ein wenig Gefühl in einen unbenutzten Kehlkopf zurück? Konnte er wieder sprechen?
    Er konnte.
    »Ich lebe«, krächzte er; davon abgesehen, dass jeder einzelne Laut seinen eigenen, ganz speziellen Schmerz auslöste, klang es eher nach einer Beschwerde als einem Jubelschrei. So war es nicht gemeint gewesen. Eigentlich war er ganz froh, am Leben zu sein, selbst wenn er sich beschissen fühlte, bei allen Päpsten.
    »Freilich, ganz gewiss leben Sie. Und wie Sie leben.« Maja Maja schaute auf irgendwelche Anzeigen, die Markus nicht sehen konnte, und was sie dort ablas, war offenbar erfreulich. »Ich für meinen Teil bin beglückt, Ihnen ausrichten zu können, dass wir Sie hinbekommen haben, oder? Achtbar hinbekommen, kann ich ausrichten, ohne uns über Gebühr zu belobigen. Ja, achtbar.« Die Ärztin strahlte weiter wie ein Honigkuchenpferd.
    Markus reagierte mit Verblüffung. Das klang nicht wie das, was man Schwerverletzten nach der wundersamen Heilung sagte. Leute, die dem Tod von der Schaufel gestiegen waren, sollte man doch mit Würde begrüßen. Selbst wenn man diese Dame und ihre Worte mit Vorsicht zu nehmen hatte – schließlich stammte sie von Engambosch –, war das alles befremdlich. Wieso arbeitete überhaupt eine Ärztin von Engambosch auf der Universitätswelt?
    Wenn Markus Hataka in seinen Leib hineinhorchte, gab es vielleicht gar keinen Grund, sich wie von den Toten wiedererweckt zu fühlen. Die Kraft kehrte in seinen Körper zurück, als wäre er ein Krug, der mit frischem Wasser gefüllt wurde. Vermutlich war das nur der Überschwang des Glücksgefühls, wieder am Leben zu sein. Er glaubte, auf einmal viel mehr sehen zu können, ganz so, als hätte jemand plötzlich die Welt wieder zugeschaltet. Auch das Summen jener tief klingenden Saite war immer noch da, natürlich.
    »Mir ist sonderbar zumute«, sagte Markus, und wenn es überraschend war, so lange Sätze überhaupt sagen zu können, so war es viel überraschender, seine eigene Stimme zu hören. Zwar raspelte die und scheuerte tief drinnen im Hals, aber es ging völlig problemlos. Du hörst dich erfrischend gesund an, dachte Markus, für jemanden, der sich eben so gut wie im Totenreich wähnte.
    Die Ärztin hantierte an ihren Instrumenten herum, und die Kraftfelder öffneten sich; Markus spürte, wie sie seinen Körper auf einer harten, ebenen Fläche abluden. Unangenehme Empfindungen zerrten an seinen Nerven, als Sonden und Leitungen aus seinem Fleisch heraus glitten und von bereitstehenden Apparaten verschlungen wurden. Der schützende Kokon aus Kraftfeldern verblasste, ehe er mit einem seufzenden Geräusch erstarb. Was zum Teufel war los? Maja Maja war gnadenlos und zerstörte all

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