Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
schmerzfreier watteweicher Zufriedenheit entfallen.
    Und da – ein Programmierfehler, der von Suchnetz der Fehlerfangprogramme nicht erwischt worden war – waren die Waffenlieferungen nicht in Tsanama angekommen, wo sie den Staat, der die Menschen beherbergte, stärken sollten, sondern in Lugg. Lugg, der traditionelle Erzfeind Tsanamas, der auf Gelegenheiten wartete, seine Nachbarn zu überfallen. Und dieser Kontrahent bekam die Waffen und die Unterlagen, das ganze Knowhow. Inklusive detaillierter Übungskurse für den Umgang mit den Mordinstrumenten. Reparaturanleitungen.
    Kann man einen Rechner standrechtlich erschießen? Dem Instrukteur hier war kaum ein Vorwurf zu machen. Solch eine Panne mochte vorkommen, das war eine gewisse technisch bedingte Wahrscheinlichkeit.
    Und welche Folgen hat das Ausbleiben der Obstrakete für den Hof in Kondh gehabt?, fragte sich Michael. Ist da vielleicht ein wichtiges diplomatisches Fest ausgefallen, hat es aus Wut eine Palastrevolte gegeben oder ein paar Hinrichtungen – es hat sicher nicht zur Beliebtheit der Menschen beigetragen.
    Weiter.
    Eine Lieferung für die aufgeklärten Damen von Aras-Toit, jede Menge ketzerisches Gedankengut, moderne Rechneranlagen, ein Planetarium, Lehrprogramme zu Genetik und Kosmologie. Dazu chirurgische Ausrüstung, Humanmedizin, Anatomie. Holografische Obduktionen. Für die abergläubischen Leute in Assant war das sicherlich ein echter Schock gewesen. Immerhin schüttelte man dort Tierschädel und Federn zu gesungenen Sprüchen über dem Krankenlager, wenn jemand im Sterben lag. Und es war extrem lebensgefährlich, in Assant Arzt zu sein und nicht bloß Medizinmann. Wer Leichen aufschnitt, wurde selbst aufgeschnitten, und zwar mit einem Hagel spitzer Steine.
    Und es ging weiter. Eine Sonde mit allem, was man für die Produktion rustikaler Flugmaschinen Schwerer-als-Luft benötigte, bestimmt für die Verbündeten der Menschen in Tsanama, war exakt zum geplanten Zeitpunkt auf Galdäa gelandet. Irgendwo auf Galdäa. Es lagen Daten vor, dass alles ordnungsgemäß entladen worden war, bis auf die letzte Kiste. Aber es gab keinerlei Information, von wem. Der Landepunkt war mehr als eine Viertelumdrehung des Planeten entfernt. Er gehörte nicht zum Territorium eines der bekannten Staaten der Galdäa. Eins stand fest: Es waren keine Wilden gewesen, die all das Zeug eingesackt hatten. Es gab sogar eine Dankesbotschaft, die jemand in den Sondenrechner eingegeben hatte, ehe sich das Ding wie vorgesehen selbst zerstörte. Ordentlich. Die letzte Nachricht, im Moment des Endes nach A. L. abgeschickt, enthielt einen einzigen orthografischen Fehler.
    Weiter abgedriftet waren drei Ladungen mit speziellen, sehr energetischen Ladungen; dahinter verbargen sich, wie Michael herausfand, nicht einfach ein paar Kraftwerksausrüstungen. Die eine war ein kompletter Fusionsofen, von jener besonders kompakten Bauart, wie sie interplanetare Flugkörper mitführten. Die andere hatte Bauteile für eine Materie-Antimaterie-Anlage enthalten, inklusive Kondensatriden zum Zünden der Reaktion. Die dritte Sonde hatte ein Erkundungsschiff geladen, komplett flugbereit und inklusive Trainingsprogrammen. Steig ein, flieg los. All das war auf der Rückseite der Galdäa verschollen, entgegengesetzt der Position Konstrals. Das Raumfahrzeug in der dritten verschwundenen Sendung war exakt baugleich mit jenem, in dem ein gewisser Tasso Sanderstorm spurlos verschwunden war.
    »Was ist?«, fragte Brögger, er wunderte sich über Michaels plötzliche Erstarrung.
    »Ich hab gefunden, was ich suchte«, sagte Michael mühsam, »aber ich kann mich nicht freuen darüber. Langsam kommt Licht in die Sache. Ein Licht, das mir nicht gefällt.«
    Er ließ die Liste weiterlaufen und druckte jeden einzelnen Fall von fehlgeleiteten Lieferungen aus. Zu Rechnern hatte er momentan nicht viel Zutrauen. Mit solchen Papieren würde man wenigstens dramatisch herumwedeln, wenn man sich wieder richtig aufregen konnte. Und er wollte sich nicht vorstellen, was eine elektronische Pest wie die zu Hause mit solchen Daten anstellen mochte.
    Die Liste war lang; Michael konnte sie nicht mehr lesen, weil die wohltuende Barriere zwischen seinem Körper und seinem Geist dabei war zu zerbröseln. Das Endorphin war verbraucht, und sein Organismus konnte so schnell kein neues herstellen. Schmerz und Übelkeit sickerten durch, fraßen hässliche Löcher in den watteweichen Kokon.
    Michael wollte sich nicht vorstellen, was

Weitere Kostenlose Bücher