Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
seine Illusionen mit einigen wenigen Worten.
»Das ist reinweg alltäglich«, sagte sie. »Keine Person wird aus dem Heilschlaf heraufgeweckt und ist unverzüglich vollständig wieder da. Oder? Jeder braucht ein bisschen Zeitspanne, selbst wenn er genau genommen gar nicht so schlimm verwundet gewesen ist. Keiner.«
Das hatte gesessen. Markus spürte, wie sich die Welt um ihn herum bei ihm meldete. Da waren Düfte, Luftzug auf seiner nackten Haut, es zog irgendwoher, sonderlich warm war es nicht.
Immer noch überströmend vor Freundlichkeit, strahlte Maja Maja ihren Patienten an und musterte ihn zufrieden. Ein Stück Arbeit, das gelungen war. Markus kam sich vor wie bei einer Fleischbeschau. Wie geht es denn unserem Schlachtvieh? Steht es gut im Futter? Und im selben Augenblick fiel ihm auf, dass er splitterfasernackt war.
»Wenn das tatsächlich so ist, mit den gar nicht schlimmen Verletzungen«, fragte Markus, »warum bin ich dann hier?«
Er setzte sich auf und sah sich nach einem Laken oder einer Decke um, mit dem er sich bedecken könnte. Erst danach wunderte er sich, dass alle Knochen genauso funktionierten, wie sie sollten, und dass alle Muskeln einwandfrei arbeiteten. Es tat ihm nicht einmal etwas weh, vom Kratzen in der Kehle abgesehen. Alles war in bester Ordnung; und als ob ihn sein Körper ärgern wollte, reagierte er freudig auf die Anwesenheit eines Menschenwesens. Offensichtlich spielte es für irgendeine Schaltstelle zwischen Geschlechtsteil und Verstand absolut keine Rolle, dass es sich um einen weiblichen Menschen handelte. Er kriegte einen Steifen, und nichts war in Reichweite, den erregten Zustand zu verhüllen. Kein Laken, keine Decke. Und die Ärztin betrachtete ihn unverhohlen, insbesondere den Aufständischen. Peinlich.
Markus griff zu einem Ablenkungsmanöver: »Wieso werde ich hier behandelt, wenn ich doch, wie Sie sagen, nicht schwer verwundet war? Gibt es dafür einen Grund?«
Die Freundlichkeit der Dame erlosch wie ausgeschaltet. Es war wohl für Patienten nicht üblich, renitent zu werden. Maja Maja beäugte ihn wie ein ekliges Insekt. »Weil die Frauensperson es in dieser Weise befohlen hat«, sagte sie. »Sie hat angeordnet, den Heilschlaf anzuwenden, sofort nachdem man Sie hierher gebracht hatte. Sofort, oder?«
Frauensperson? Was für eine Frauensperson? Markus gab sich einen Ruck und stieg auf den kalten Fußboden herunter; da hatte er wenigstens die Möglichkeit, Maja Maja seine Rückseite zuzuwenden. Man hatte an alles gedacht. Auf einem Hocker lag, sorgfältig zusammengefaltet, Kleidung für ihn bereit. Der Stil war allerdings nicht sein Ding, zu grelle Farben, zu schrille Muster. Markus bevorzugte normalerweise Schwarz, geschmackvoll kombiniert mit Schwarz. Er zog sich betont langsam an und staunte, wie leicht er sich bewegen konnte. Nicht schlecht für jemanden, der vor kaum dreißig Minuten gemeint hatte, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Die Sachen sahen unbequem eng aus, doch sie passten. Ich muss abgenommen haben, dachte Markus und griff sich verstohlen an die Hüfte, den Rettungsring aus geruhsamen Jahren suchend. Tatsächlich. Er hatte einige Kilos verloren. Moment mal. So rasch konnte man kein Gewicht verlieren; so was hätte sich Karolus immer gewünscht.
Markus Hataka drehte sich um; Maja Maja lächelte breit auf die Geräte hinunter, die sie aus dem Raum schob. In Windeseile klappte sie Sensoren zusammen, ließ Projektionsflächen verschwinden und umfängliche Apparaturen sich zu handlichen Paketen zusammenfalten. Das war kein Krankenhaus, bemerkte Markus. Die komplette Ausrüstung war mobil, ein medizinisches Feldlabor, extra für einen gewissen Markus Hataka aufgebaut. Er fragte unschuldig nach dem Datum. Maja Maja streifte ihn mit einem schläfrigen Blick, als sie es ihm mitteilte. Ihre Aufmerksamkeit galt einer anderen Aufgabe; das mit Hochtechnologie vollgestopfte Krankenzimmer verschwand unter ihren flinken Händen in harmlosen Kisten und Taschen. Die Schachteln, Koffer und Behälter landeten auf einem Wägelchen, das schnurrend der medizinischen Fachkraft folgte. Mit ihrer Ausrüstung verschwand Maja Maja auf dem Gang, ohne einen einzigen ihrer merkwürdig singenden Sätze an den ehemaligen Patienten zu verschwenden.
Der stand da wie betäubt, in stramm sitzenden schneeweißen Shorts, das eine Bein in der neonrosa Hose, das Gesicht ein Fragezeichen. Zwei Wochen? Verdammt, was ging hier vor? Er fühlte sich wie damals, als ihm das Ycorgan seine
Weitere Kostenlose Bücher