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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Informationen, die aus dem Nichts erscheinen«, sagte Markus langsam, »die müssen doch irgendwo herkommen.«
    »Sicher«, krächzte Bonnie, »nur dass niemand herausfinden kann, woher das Zeug stammt.«
    »Sich selbst abrufende Dateien«, sagte Markus.
    »Was war das?«
    »Datenpakete, die quasi zusammengefaltet auf ein Stichwort warten. Klein, in irgendwelchen wenig benutzten Archiven.«
    »Sprich weiter.«
    »Ein bestimmtes Signal, eine genau definierter Anreiz, und die Pakete werden aktiviert, erzeugen aus ihrem Quellcode wieder die Befehle, die ursprünglich in ihnen verschlüsselt wurden. Weckrufe für andere Pakete ließen sich da mit einbauen. Und dann laden sie unglaubliche Datenmengen von geheimen Orten herunter.«
    Bonnies dunkle Augen schauten ihn unverwandt an.
    »Wir haben solche Pakete oft benutzt, um Musik geldsparend zu übertragen. Geschickt programmiert, kann man ein Dreißig-Minuten-Stück auf einen Millisekundenpiepser komprimieren.«
    Bonnie sagte immer noch nichts.
    »Wenn jedes Paket die Wecksignale für ein Dutzend anderer Pakete enthält, ergibt das einen Schneeball-Effekt. Und die Datenbanken überall werden mit entpackten Dateien überschwemmt und den eigentlichen Informationen, die sie laden.« Markus rechnete nach. »Wenn jedes geweckte Paket zwölf weitere quasi aufweckt, dann haben wir in der sechsten Generation über sechsunddreißig Millionen Weckrufe. Das in die Netzwerke zu schmuggeln, ist größenwahnsinnig.«
    »Oder genial.«
    »Bleibt nur die Frage, warum plötzlich all das Galdäa-Zeug emporploppt. Was der Startimpuls war.«
    Bonnie nickte. »Jemand muss all das ausgelöst haben.«
    Markus stand auf und sah auf die grauhaarige Frau herunter. Es war kein Geistesblitz, was ihm da durch den Kopf gegangen war, es fühlte sich lediglich bedeutend an. »Den Zufall zu bemühen, will mir nicht gefallen«, sagte er. »Das wäre so, als ob eine Katze über eine Tastatur läuft und dabei zufällig eine spannende Melodie komponiert.«
    Bonnie sah zu ihm auf. In dieser Position fühlte sie sich offenbar unterlegen; sie rutschte hin und her, und ihre Hände wollten zu den merkwürdig geformten Gegenständen in ihren Taschen. Der Musiker achtete nicht auf sie.
    »Ich habe da so ein Gefühl. Janas Flucht und das Auftauchen der Dateien haben dieselbe Ursache. Jemand hat ihr die Flucht ermöglicht, weil sie mit den Daten etwas tun kann. Was auch immer.« Er stockte und sah unsicher zu Bonnie.
    Die Augen der Soldatin leuchteten. Ihr Stimm-Implantat trompetete. »Eine Verbindung von außen ins Photek-Institut«, sagte sie, »ein Signal, das Janas Flucht auslöste oder ermöglichte. Und die Quelle dieses Signals ist dieselbe, die dann die schlafenden Datenbanken geweckt hat. Markus, du bist ein Genie!«
    Sie sprang auf, schlug Markus begeistert auf die Schulter und stürzte aus dem Raum. Er hatte nicht begriffen, warum er ein Genie sein sollte. Er fühlte sich wie ein geprügeltes Genie, rieb sich die schmerzende Schulter und folgte Bonnie. Vielleicht kehrte ja das Gefühl in seinen Arm zurück, wenn er sich ein bisschen bewegte. Und vielleicht kam er Jana oder Galdäa etwas näher, wenn er sich an die Fersen von Frau Wayss heftete, und der tiefe Ton in seinem Körper jubelte.
    Draußen war kein Krankenhausflur, wie er es erwartet hatte. Da war eine ehemalige Lagerhalle oder Werkstatt, in der man eine Ecke wohnlich gemacht hatte. Unter wohnlich verstand der unbekannte Innenarchitekt das Auslegen von flauschigen Teppichen, auf denen er ein paar Möbel und eine Menge von Apparaten verteilte. Es sah aus wie der mit Plüsch überzogene Gefechtsstand in einem High-Tech-Krieg. Der Rest der Halle bestand aus rauem Boden; durch Lichtbänder unter dem Dach fiel die Sonne in breiten Streifen hinein. Der Himmel draußen war von einem strahlenden Blau.
    Na gut, dachte Markus, ich bin auf der Universitätswelt. So ein Blau bekommt man, denke ich, in keiner Kuppel hin. Der Gedanke, man habe ihn auf die Werkwelt verschleppt, hatte Markus einige Sorge bereitet. Nie wieder wollte er den hässlichen Schwesterplaneten von Penta V betreten. Er folgte Bonnie in den Kuschelgefechtsstand und stolperte prompt über irgendwelche Kabel. Bonnie saß zwischen Bildwänden und verzog verärgert das Gesicht, als Markus hinter ihr fluchte. Er störte.
    Als er sich aufgerappelt hatte, stellte er fest, dass Bonnie über mehrere Konsolen gleichzeitig arbeitete. Ein Kabel führte zu einem kleinen Gerät, das sie an ihre Kehle

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