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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Gedanken kreisten allein um das Mädchen oben. Diese Ausstrahlung! Dieser Duft ihres Haares, als er sie im Wagen gehalten hatte! Es war närrisch, ja verrückt, sie mit Cheney zu vergleichen. Denn das war vorbei. Früher oder später, auf diese oder jene Weise, würde er sich davon befreien müssen.
    Browne sagte: »Ich würde gern hierbleiben, Mylord. Mein Vater hat oft von Ihnen gesprochen.« Er sah Bolitho an. »Wäre es Ihnen recht, Sir?«
    Bolitho wollte ablehnen, notfalls unhöflich werden, um nur dem allen zu entfliehen und seine Verzweiflung zu verbergen. Aber in diesem Augenblick sah er einen kleinen, rundlichen Mann mit Brille eintreten und wußte, daß es der Arzt war.
    »Nun, wie geht es ihr?«
    Der Doktor nahm ein Schwenkglas mit Brandy entgegen und hielt es voller Bewunderung gegen das Feuer.
    »Nichts gebrochen, aber sie benötigt Ruhe. Es war ein böser Sturz, und sie hat Prellungen wie ein Preisboxer.«
    Browne bemühte sich, uninteressiert zu erscheinen, aber er stellte sich vor, wie das reizende Mädchen nackt und hilflos vor den Augen des Arztes gelegen hatte.
    Der Doktor setzte hinzu: »Sie ist jetzt bei Bewußtsein, Gott sei Dank. Ihre Gattin kümmert sich um sie, Mylord, also ist sie in guten Händen.« Er hielt das Glas zu neuer Füllung hin. »Bei Gott, ich hatte keine Ahnung, daß die Schmuggler ihre Ware bis hierher liefern.«
    Lord Swinburne grinste verschmitzt. »Sie unverschämter Teufel! Wenn es im Umkreis von fünf Meilen einen anderen Arzt gäbe, würden Sie den Fuß nicht mehr über meine Schwelle setzen.« Sie waren offenbar sehr gute Freunde.
    Der Doktor stellte sein Glas vorsichtig ab und kam zu Bolitho herüber. »Bitte, halten Sie einen Augenblick still, Sir.«
    Bolitho wollte protestieren, sah dann aber das Blut auf seinem Bein im Feuerschein wie ein grausames Auge schimmern. Der Arzt knöpfte sich den Rock auf.
    »Erlauben Sie mir, daß ich Sie in einen anderen Raum führe?« Browne beobachtete fasziniert, wie Bolithos Widerstand sich in Verlegenheit verwandelte, als der Arzt ruhig hinzusetzte: »Ich habe genügend tapfere Männer kennengelernt und weiß mit Wunden umzugehen, Sir.«
    Als sie den Raum verließen, der hochgewachsene Offizier auf den rundlichen Doktor gestützt, sagte Swinburne: »Sie dienen unter einem bemerkenswerten Mann, Oliver. Welch ein Glück für Sie!«
    »Wenn der Konteradmiral morgen nicht in der Lage ist, weiterzufahren, werde ich ohne ihn abreisen, Mylord.« Browne dachte über die Konsequenzen seines Entschlusses nach. Es mußte sich lohnen, Admiral Beauchamps Gesicht zu sehen, wenn er mit Bolithos Berichten in der Admiralität aufkreuzte.
    »Ich fürchte, er würde sich sonst Sorgen machen.«
    »Gute Idee, mein Junge. Die Straßen sind nicht so, wie sie sein sollten.«
    Der Arzt kehrte zurück und knöpfte seinen Rock zu, womit er andeutete, daß er nun nicht länger ar beitete. Er senkte die Stimme. »Er hat eine schreckliche Wunde, Leutnant, aber sie ist gut versorgt worden. Allerdings verlangt sie sehr viel mehr Geduld, als Ihr Vorgesetzter wohl aufbringt.« Er hielt die Hände ans Feuer. »Er hatte Glück, daß ein so guter Arzt an Bord war. Ich habe von ihm schon gehört und gelesen.«
    Swinburne sagte: »Und was gedenken Sie, mit dem Admiral zu tun?«
    »Ich werde ihn hierbehalten, wenn ich darf. Ich glaube, er ist ein einsamer Mann. Der schnelle Wechsel zum stillen Landleben könnte ihm mehr schaden als guttun.« Er machte eine ausholende Bewegung, die den großen, mit Säulen geschmückten Raum umfaßte. »Doch in dieser bescheidenen Hütte und mit dem Weihnachtsfest vor der Tür könnte er schnell genesen.«
    Swinburne zwinkerte Browne zu. »Also erledigt. Sie fahren zu diesen Eierköpfen von der Admiralität, wenn Sie müssen. Aber seien Sie rechtzeitig zum Fest wieder hier.« Er rieb sich die Hände. »Es wird wieder ganz wie in alten Zeiten.« Als Bolitho zurückkam, wußte er, daß es zwecklos war, zu protestieren oder zu streiten. Manchmal war Nachgeben besser. Schicksal? Herricks berühmte Fortune. Wie man es auch nennen wollte: irgend etwas hatte entschieden, daß er die
Benbow
so früh wie möglich verlassen sollte. Irgend etwas hatte Browne eingegeben, die bequeme Kutsche auszuleihen, statt den Dienstwagen nach London zu nehmen. Wenn er auf letzterem bestanden hätte, wären sie eine andere, stärker benutzte Straße gefahren.
    Er versuchte, seine lächerliche Hoffnung zu unterdrücken, bevor sie ihn vernichtete.
    Swinburne sagte

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