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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Boden, als sie fragte: »Darf ich in Ihrem Wagen mitfahren, Leutnant? Ich fürchte, man wird in London beunruhigt sein, wenn ich noch später komme.«
    Browne blickte von einem zum anderen und war ungewöhnlich verwirrt. »Gut, gnädige Frau – wollte sagen: gerne, ich bin entzückt, wenn ich Ihnen dienlich sein kann.«
    Sie drehte sich zu Bolitho um und wartete, als er aufstand. »Ich hätte unser Gespräch gern fortgesetzt.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Aber ich fürchte, es hätte uns beiden Schmerz bereitet. Darum möchte ich Ihnen nur noch einmal für Ihre Freundlichkeit danken, und dann früh schlafen gehen, um für einen frühzeitigen Aufbruch bereit zu sein. Es war ein sehr anstrengender Tag, in jeder Hinsicht.«
    Bolitho starrte auf ihre Hand, die sie von seinem Arm zurückzog. Der kurze Kontakt war unterbrochen.
    Browne schaute hilflos drein, als die Tür sich hinter Mrs. Laidlaw schloß. »Ich bin wirklich sehr traurig, Sir.«
    »Traurig? Warum?« Bolitho wandte sich zum Feuer. »Sie haben es fertiggebracht, daß ich eine alte Regel durchbrach. Ich hatte kein Recht, Sie in meine Angelegenheiten hineinzuziehen.« Er wußte, Browne wollte etwas sagen, und fuhr dann schnell fort: »Sie sind ein guter Kerl, Browne. Zuerst war es mir gar nicht recht, einen Flaggleutnant zu haben und mit ihm vertrauliche Kenntnisse zu teilen. Aber inzwischen habe ich Sie kennen und schätzen gelernt.«
    »Dafür danke ich Ihnen, Sir.« Browne schien erstaunt.
    »Sprechen wir nicht mehr davon. Ich habe mich lächerlich gemacht und die Dame unnötig beunruhigt. Ich bin wohl schon zu lange Seemann, um mich noch zu ändern. Mein Platz ist auf See, Browne, und wenn ich dazu nicht mehr tauge, lebte ich besser nicht mehr.«
    Browne verließ leise den Raum und schloß die Tü r. Wenn bloß Pascoe oder Herrick da wären, dachte er. Selbst Allday hatte es bisher nicht geschafft, das Reglement des Swinburnschen Haushalts zu durchbrechen und zu seinem Herrn zu gelangen. Aber Bolitho brauchte jemanden.
    Browne dachte an die Berichte, an die nagenden Zweifel, die er anfangs bei Bolithos Kommandierung zum Ostseegeschwader gehabt hatte. Nun warf er einen Blick zurück auf die geschlossene Tür und rief sich Bolithos Worte in Erinnerung: ›Ich habe Sie schätzen gelernt.‹ In Brownes Kreisen sagte man solche Sachen nicht, daher hatte es ihn tief bewegt.
    Er sah einen Diener, der mit einem silbernen Tablett unter dem Arm zur Treppe strebte. Er winkte ihn heran. »Würden Sie meinem Admiral wohl einen Schluck zu trinken bringen?«
    Der Diener sah ihn ausdruckslos an. »Französischen Brandy, Sir?«
    »Nein, das nicht. Mein Admiral führt seit vielen Jahren Krieg gegen die Franzosen.« Er sah, daß seine Worte keinen Eindruck auf das Froschgesicht machten, und fuhr fort: »Etwas kühlen Landwein. Er scheint ihn zu mögen.«
    Als der Diener sich entfernte, sah Browne Lord Swinburne die große Treppe herunterkommen.
    Swinburne fragte: »Alles in Ordnung, Oliver?«
    »Ich habe eine Bitte, Mylord.«
    »Das überrascht mich nicht. Ganz wie dein Vater.« Er schüttelte sich. »Also?«
    »Ließe es sich ermöglichen, daß der Bootssteurer des Admirals seinem Herrn etwas Gesellschaft leistet?«
    »Sein Bootssteurer? Hier?« Die Vogelaugen blitzten. »Aber sicher, er hat gar keinen Diener mitgebracht! Ich werde gleich mit dem Butler sprechen. Hat er speziell seinen Bootssteurer verlangt?«
    Browne schüttelte den Kopf. »Das nicht, Mylord, aber ich habe das Gefühl, daß es ihm wohltäte.«
    Seine Lordschaft schlurfte kopfschüttelnd davon. »Völlig verrückt, ganz wie sein Vater.«
    Später, als der Diener mit dem Tablett zurückkam und gerade in Bolithos Zimmer gehen wollte, hielt Allday ihn am Arm fest und sagte brüsk: »Halt, Kamerad, das mache ich!«
    Der Diener sah Allday hochmütig an, bemerkte dann aber dessen Gesichtsausdruck und die Größe seiner Fäuste.
    Allday balancierte das Tablett in einer Hand und öffnete mit der anderen die Tür. Das wird zunächst eine Bö geben, ein paar Flüche und Ausbrüche, dachte er. Aber danach… Nun, wir werden sehen.
    Während Allday ihm Halstuch und Kragen zurechtrückte, überlegte Bolitho ungeduldig, wie er diesen Abend überstehen sollte. Es war Erster Weihnachtstag, ein Tag mit vielem Kommen und Gehen in diesem großen Haus: Bauern, Nachbarn und Lieferanten mit Nachbestellungen in letzter Minute für das festliche Dinner, auf das Swinburnes Küche sich schon seit Wochen vorbereitete.
    Er

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