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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die Damen sich zurückziehen, möchte ich den Trinkspruch aufs Herrscherhaus ausbringen.«
    Stühle wurden zurückgestoßen, und Diener eilten herbei, um Seidenkleider vor herunterfallenden Essensresten und umgestürzten Gläsern zu bewahren.
    Bolitho mühte sich etwas zu spät hoch, da es in der Marine Brauch war, beim Toast auf den König sitzenzubleiben.
    »Auf seine Majestät, König Georg!«
    Wie feierlich sie plötzlich alle waren, dachte Bolitho. Danach wechselte die Stimmung wieder, und die Damen verabschiedeten sich.
    Bolithos Tischdame strich mit dem Fächer über seinen Arm und raunte verheißungsvoll: »Später.«
    In einem Punkt hatte sie recht, dachte Bolitho: Ihr Mann lag mit dem Kopf auf den Armen zwischen den Tellern, das Haar mit einer Mischung aus Pastete und holländischem Flammeri verschmiert.
    Lange Pfeifen wurden hereingebracht, und die Portweinflasche kreiste langsam um den Tisch. Die Luft war schnell voll Tabaksqualm, der sich mit dem Rauch aus dem Kamin vermischte und schmerzhaft in die Augen stach.
    Bolitho tat, als döse er – wie viele andere – vor sich hin, und ließ die Unterhaltung an seinem Ohr vorbeiplätschern. Es ging um landwirtschaftliche Fragen, um Preise, ausgebliebene Lieferungen und fehlende Arbeitskräfte. Das war ihr Anteil am Krieg, aber Bolitho so fremd, wie ihnen ein Batteriedeck an Bord gewesen wäre.
    Er versuchte, an seinen kommenden Besuch bei der Admiralität zu denken. Wie lange würde Herrick für die Ausbesserung des Schiffes benötigen? Was machten inzwischen die Franzosen? Die Dänen? Die Russen?
    Aber zwischen ihm und seinen Gedanken tauchte immer wieder Belindas Gesicht auf. Die Art, wie sie ihn angeschaut hatte, bevor sie zu Bett gegangen war. Wie sie vor seinen lächerlichen Hirngespinsten flüchtete… Inzwischen war sie wahrscheinlich längst in einem schönen Haus in London heimisch geworden und so von ihren neuen Aufgaben erfüllt, daß sie sich an ihn kaum noch erinnerte.
    Browne ließ sich in dem Stuhl neben ihm nieder. »Ein tolles Essen, nicht wahr, Sir?«
    »Berichten Sie mir von London. Wie war die Fahrt?«
    »Passabel, Sir. Je näher wir London kamen, desto besser wurde die Straße. Wir machten natürlich mehrmals Pausen und hatten! Glück mit unseren Gasthöfen.«
    Bei den Worten ›wir‹ und ›unseren‹ mußte Bolitho gegen aufsteigende Eifersucht ankämpfen.
    Browne berichtete weiter: »Sir George war kurz angebunden wie immer, Sir. Ich glaube, Admiral Damerum hatte ihn besucht. Einiges, was Sir George sagte, überraschte mich.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nicht viel.« Browne wurde unter Bolithos forschenden Blicken etwas unruhig. »Aber in der Admiralität heißt es, der Zar behindere weiter unsere Handelsschiffahrt in der Ostsee. Ich glaube, die Schiffe, die Sie der französischen Fregatte abgejagt haben, werden die letzten gewesen sein, die herauskamen.«
    Bolitho nickte. »Ich hatte gehofft, es käme anders, aber eigentlich fürchtete ich das immer. Dänemark wird keine Wahl haben. Und wir auch nicht.«
    Browne griff mit langem Arm nach einem verlassenen Glas mit Brandy. Er zögerte einen Augenblick und kippte es dann entschlossen hinunter. Seine Augen verschleierten sich, als es ihn innerlich durchglühte. Dann fragte er sehr förmlich: »Darf ich offen sprechen, Sir?«
    »Ich habe Ihnen schon oft gesagt…« Bolitho hielt inne, als er die Unsicherheit des Leutnants bemerkte. »Was es auch sei, erzählen Sie.«
    »Ich habe nie viel mit dem aktiven Marinedienst im Sinn gehabt, Sir. Mein Vater bestand aber darauf, daß ich die Uniform anzog, und gebrauchte seinen Einfluß, damit ich ein Offizierspatent bekam.« Er lächelte trübe. »Ich wurde Kurier, ein Botenjunge, ein bevorzugter Zuschauer oder was mein Admiral sonst von mir verlangte. Erst seit ich Ihnen diene, und das ist ehrlich gemeint, Sir, bin ich manchmal ein wenig stolz auf mich.« Ein verlegenes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber wenn da nicht eine gewisse Dame gewesen wäre, hätte ich Sir Georges Dienst kaum verlassen.«
    Browne hatte seine Worte und den Brandy wie einen Schutzschild benutzt. Als er wieder sprach, hörte es sich an, als käme es von einem ganz anderen Menschen.
    »Ich war über Ihre Ernennung beunruhigt, Sir, und noch mehr darüber, wie Admiral Damerum das Ostseegeschwader verließ, ohne Ihnen sämtliche Informationen zu geben, die seine Patrouillen gesammelt hatten.« Er schaute Bolitho an, als erwartete er, wegen Mißbrauchs ihrer jungen

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