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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gekämpft. Als sie an einem Gasthof Pause machten, hatte Allday schadenfroh geäußert: »Ihr kleiner Trick scheint ein voller Erfolg gewesen zu sein, Sir. Mr. Browne sieht aus wie ein lebender Leichnam.«
    Bolitho war sofort nach seiner Ankunft in diesen Raum gebeten worden, und als er die obersten Treppenstufen nahm, sah er, daß ein unglücklicher Offizier, der offenbar gerade hineingehen wollte, ihm den Vortritt lassen mußte.
    Beauchamp hatte Bolitho ohne Wärme die Hand geschüttelt und ihn dabei gemustert wie ein Pferdekenner ein abgehetztes Roß. Dann saß er, die dürren Finger zusammengepreßt, wie verloren in seinem großen Stuhl, während Bolitho den Angriff auf die französische Fregatte und das spätere Zusammentreffen mit Ropars’ Geschwader schilderte. Gelegentlich beugte Beauchamp sich vor, die Ausführungen mit Bolithos schriftlichem Bericht zu vergleichen, aber er unterbrach ihn nicht.
    Bolitho schloß mit den Worten: »Ich möchte betonen, daß der Erfolg der Initiative und dem Können meiner Kommandanten zu verdanken war.«
    Als Bolitho verstummte, war Beauchamp zum Fenster hinübergegangen, als wolle er damit andeuten, daß er Zeit brauche, sich ein Urteil zu bilden. Jetzt wandte er sich um und sagte: »Ich habe inzwischen von Ihrem Freund Inskip gehört. Ihre Aktion scheint nicht ganz in sein diplomatisches Konzept gepaßt zu haben.« Er lächelte flüchtig.
    »Zur Zeit laufen mehr Gerüchte durch die Korridore der Admiralität und von St. James als damals, als die Franzosen ihren König köpften.«
    Er spitzte den Mund. »Einige behaupten, Ihr Angriff auf die
Ajax
sei eine Provokation in neutralen Gewässern gewesen. Zar Paul von Rußland hat dieses Argument bestimmt benutzt, um weiteren Rückhalt für seinen Plan, an Napoleons Seite zu treten, zu gewinnen. Hätten die dänischen Batterien auf die
Styx
geschossen, als Sie in Kopenhagen einliefen, so hätte das unverzüglich zu einem Krieg geführt, den durchzustehen, geschweige denn zu gewinnen, wir angesichts unserer anderen Verpflichtungen wenig Aussicht gehabt hätten. Nein, Bolitho, es gibt hier einige Leute, die behaupten, meine Entscheidung für Sie als Befehlshaber des Ostsee-Geschwaders sei übereilt, ja falsch gewesen.«
    Bolitho blickte zum Fenster, an dem lange Bäche von Regenwasser herunterrannen. Seine Gedanken schweiften zurück zu dem Leutnant der Seesoldaten, der die blutüberströmten Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. Zu dem jüngsten Leutnant der
Benbow,
dem der Unterkiefer weggeschossen worden war. Andere Gesichter, in der Hitze der Schlacht von Leidenschaft und Haß verzerrt, marterten sein Hirn. Das alles sollte vergeblich gewesen sein? Zar Paul hatte sechs Prisen verloren, die er unrechtmäßig beschlagnahmt hatte, aber die schnelle Aktion der
Styx
hatte ihm den Vorwand geliefert, den er benötigte.
    »Wenden wir uns nun einen Augenblick Ihrer Begegnung mit Ropars’ Geschwader zu.« Beauchamps bestimmter Ton brachte Bolitho zurück in die Gegenwart. »Unsere Informanten berichten, daß der französische Transporter tatsächlich Soldaten an Bord hatte, die als Ausbilder für die Armee des Zaren vorgesehen waren. Ihre Aktion, Bolitho, insbesondere die Vernichtung des feindlichen Vierundsiebzigers, zerstreute Ropars’ Schiffe. Er verlor dann außerdem eine Fregatte beim Blockadegeschwader im Kanal.«
    »Das also wurde anerkannt, Sir?« Bolitho konnte seine Verbitterung nicht verbergen.
    Beauchamp antwortete scharf: »Reagieren Sie nicht wie der jüngste Leutnant, Bolitho. Ich muß Gerüchte ebenso berücksichtigen wie Tatsachen. Als Flaggoffizier täten Sie gut daran, meinem Beispiel zu folgen!« Er beruhigte sich wieder. »Selbstverständlich wurde es anerkannt, verdammt noch mal. Die Geschichte lief entsprechend übertrieben und verzerrt wie ein Lauffeuer durch London. Wenn Ropars in die Ostsee gelangt wäre, hätten wir ihn nur mit Gottes Hilfe wieder hinausbefördern können. Mit französischen Ausbildern und all diesen Schiffen hätte uns Zar Pauls ›Unheilige Allianz‹ an der Kehle packen können. Man hat mir mit gleicher Sicherheit gesagt, daß eine Invasion von den französischen Kanalhäfen aus gleichzeitig mit einem großen Ausfall aus der Ostsee geplant war. Nun, was uns die Zukunft auch bringen mag: für den Augenblick haben wir durch Ihren Sieg Zeit gewonnen. Aber bevor das Eis in den russischen Häfen schmilzt, müssen wir bereit sein.«
    Bolitho überlegte, was geschehen wäre, wenn ihm ein

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