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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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anderer Admiral gegenübergesessen hätte. Beauchamp war unbarmherzig, wenn es sein mußte, aber auch bekannt für seine Fairneß.
    Der kleine Admiral fuhr fort: »Dessen ungeachtet gibt es Kritiker, die fragen, warum Ihr Flaggkapitän nicht auf die Meldung der
Brigg,
daß Ropars nach Irland unterwegs sei, reagiert habe. Ein derartiges Ziel schien vielen einleuchtend. Der König hat erst kürzlich einer Änderung unserer Flagge zugestimmt, durch die Irland dem Vereinigten Königreich auch äußerlich angegliedert wird. Vom l. Januar an, also ab nächster Woche, wird es Fremden weniger einfach erscheinen, dort einen Aufstand auszulösen.«
    »Kapitän Herrick hat – wie sich zeigte – richtig gehandelt, Sir. Hätte er das getan, was Sie andeuten, wäre niemand mehr dagewesen, um Ropars aufzuhalten.«
    »Möglicherweise. Aber ich hatte Sie gewarnt, als Sie die Ernennung annahmen. Neider sind nie weit weg.«
    Hinter der hohen Tür hüstelte jemand diskret, und Beauchamp schaute auf die Uhr. »Sie werden nach der Reise müde sein.«
    Die Besprechung war beendet.
    Bolitho stand auf und belastete vorsichtig sein Bein. Es fühlte sich wie abgestorben, völlig leblos an. Er wartete auf das erste prickelnde Stechen, das die Wiederkehr der Blutzirkulation ankündigte, und fragte: »Werden Sie mich noch einmal benötigen, Sir?«
    »Möglicherweise. Ich habe mir erlaubt, eine angenehme Unterkunft für Sie reservieren zu lassen. Mein Sekretär wird Ihrem Flaggleutnant die Adresse geben. Wie macht sich Browne übrigens?«
    Bolitho ging zur Tür, von Beauchamp begleitet. Er war sich immer noch nicht klar, ob der Admiral seine Handlung billigte oder sich erst noch eine Meinung darüber bilden wollte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich ohne ihn ausgekommen wäre, Sir.« Er sah ihm in die Augen. »Er ist außerordentlich tüchtig.«
    Beauchamp zog eine Grimasse. »Und unverschämt, wenn es ihn überkommt.« Eine Hand auf der Türklinke, sagte er: »Die nächsten Monate werden sehr aufreibend, vielleicht sogar kritisch werden. Wir brauchen jeden guten Offizier, jeden loyalen Mann, wenn wir überleben oder gar siegen wollen.« Er studierte Bolithos unbewegliches Gesicht und setzte hinzu: »Sie wissen über Sir Samuel Damerum Bescheid? Natürlich, ich sehe es Ihnen an. Meine Agenten haben berichtet, daß Browne hier überall nach Informationen herumschnüffelte. Das Übrige ist leicht zu erraten.«
    »Ich habe nicht die Absicht, Sie oder meinen Auftrag irgendwie in mein Privatleben hineinzuziehen, Sir.« Er kam nicht weiter.
    Beauchamp sagte: »Ich mag Sie, Bolitho, und bewundere Ihre Kühnheit ebenso wie Ihre Menschlichkeit. Aber wenn Sie
irgendwen
mit hineinziehen, wird es keinen Auftrag geben. Habe ich mich klar ausgedrückt? Sie stehen jetzt darüber. Bleiben Sie so.«
    Er öffnete die Tür, und etwa sechs Offiziere, die draußen gewartet hatten, sprangen hoffnungsvoll auf.
    Browne erhob sich mühsam von einer Bank, das Gesicht aschfarben. »Ich habe die Adresse, Sir.« Er beschleunigte seinen Schritt, um mit Bolitho mitzukommen. »War es zufriedenstellend, Sir?«
    »Wenn Sie es zufriedenstellend nennen, sich wie ein Schuljunge abkanzeln zu lassen, dann kann ich sagen: ja. Und wenn es Sie befriedigt, jeden schriftlichen Befehl zu befolgen, selbst wenn er von einem Esel mit verbundenen Augen ausgestellt wurde, dann muß ich noch einmal bejahen.«
    Browne sagte: »Dann war es also kein Erfolg, Sir?«
    »Nein.« Bolitho wandte sich ihm am Fuß der Treppe zu. »Wollen Sie noch immer bei mir bleiben?«
    Vor Brownes bedrücktem Gesicht konnte Bolitho ein Lächeln nicht unterdrücken. Seine Tischdame mußte ihn bis zur Erschöpfung beansprucht haben.
    Browne riß sich zusammen. »Das will ich, Sir.« Er schielte auf ein Stück Papier. »Unser Quartier ist nicht allzuweit weg, Sir. Ich kenne mich am Cavendish Square ziemlich gut aus.« Gequält setzte er hinzu: »Wir wohnen nicht auf der vornehmen Seite, fürchte ich.«
    Allday wartete draußen am Wagen, klopfte den Pferden die Hälse und schwatzte mit dem Kutscher.
    Bolitho kletterte hinein und zog seinen Umhang aus. Dabei erinnerte er sich an die Frau, die er in seinen Armen gehalten hatte, als sie zu Lord Swinburne fuhren.
    Die Kutsche schwang in ihrer guten Federung, als Browne neben ihm Platz nahm.
    »Erinnern Sie sich an die junge Dame, Browne?« Browne sah ihn direkt an. »An Mrs. Laidlaw, Sir?«
    »Ja.« Fast hätte er ›natürlich‹ gesagt. »Haben Sie herausgefunden, wo

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