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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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konnte kaum die beiden mächtigen Dreidecker ausmachen, die querab von ihnen vor Anker lagen, aber auf dem Wasser entdeckte er zahlreiche auf- und abhüpfende Lichter: Laternen von Booten, die wie Käfer zwischen Schiffen und Ufer hin- und herfuhren.
    Nur noch ein Tag, und dann würde er den wichtigsten aller Sätze unter seinen letzten Bericht schreiben: »Melde gehorsamst: Schiff ist seeklar!«
    Nach dieser Liegezeit im Hafen würde es sie hart ankommen.
    Es klopfte, und Speke, der Zweite Offizier, trat über das Süll. Seine Augen schimmerten im Lampenlicht.
    »Was ist?«
    Speke warf einen schnellen Blick auf den Schreiber; Herrick verstand und sagte: »Wir machen später weiter, Yovell.« Spekes Gesichtsausdruck ließ auf schlimme Neuigkeiten schließen.
    »Ich glaube, Mr. Pascoe ist in Schwierigkeiten, Sir.«
    »Was für Schwierigkeiten?« Herrick starrte ihn an. »Spucken Sie es aus, Mann!«
    »Er war wachhabender Offizier, Sir. Ich löste ihn ab, als er um Erlaubnis bat, an Land gehen zu dürfen. Er sagte, es sei dringend.« Speke zuckte die Achseln. »Mr. Pascoe ist zwar jung, aber erfahrener als mancher Ältere. Ich habe ihn nicht nach seinen Gründen gefragt.«
    »Fahren Sie fort.« Herrick zwang sich, sich hinzusetzen und so ruhig zu erscheinen, wie er es oft von Bolitho gesehen hatte.
    »Wir hatten fast den ganzen Tag einen Frischwasserprahm längsseit, Sir. Nachdem er abgelegt hatte, bemerkten wir, daß ein Mann des Arbeitskommandos mitgefahren sein mußte: desertiert. Midshipman Penels hatte das Kommando bei der Gruppe. Es waren alles zum Dienst gepreßte Landratten. Als ich sie antreten ließ, entdeckte ich,
    daß der fehlende Mann Babbage war, dessen Bestrafung Sie kürzlich unterbrochen haben, Sir.«
    Herrick sah ihn finster an. »Und Sie glauben, daß Midshipman Penels diesem Babbage bei der Flucht geholfen hat?«
    Speke sah ihm selbstgefällig ins Auge. »Ja, Sir. Mr. Penels hat es zugegeben, aber erst, nachdem Mr. Pascoe an Land gegangen war. Er hat sich über seine Tat derart geschämt, daß er glaubte, sie Mr. Pascoe gestehen zu müssen, der junge Narr. Babbage wird sowieso eingefangen und an der Großrah aufgeknüpft, aber wie die Dinge liegen…«
    »Wie die Dinge liegen, ist der Dritte Offizier an Land gegangen, Mr. Speke, um den Deserteur zu suchen und an Bord zurückzubringen, bevor jemand entdeckte, daß er fehlt?«
    »Richtig, Sir. Aber was Penels betrifft…«
    »Holen Sie ihn.«
    Herrick rückte unbehaglich in seinem Stuhl hin und her, während seine Gedanken sich überstürzten. Das war echt Pascoe, dachte er.
    Und genau das, was Bolitho getan hätte. Was ich auch getan hätte. Früher, dachte er.
    Speke schob den verschreckten Jungen durch die Tür und sagte ärgerlich: »Sie können Ihren miesen Sternen danken, daß ich es war und nicht der Erste Offizier, der die Sache entdeckt hat. Mr. Wolfe hätte Sie in Stücke gerissen.«
    »Langsam!« Herricks Ton brachte Speke zum Schweigen.
    »Was haben Sie mit diesem Babbage vereinbart?«
    »Ich – ich hatte nur den einen Gedanken, ihm zu helfen, Sir. Nach allem, was er zu Hause für mich getan hat.« Penels war den Tränen nahe. »Er hatte solche Angst, noch einmal ausgepeitscht zu werden. Ich mußte ihm helfen, Sir.«
    »Wohin wollte er, hat er das gesagt?« Herrick fühlte seine Geduld schwinden. »Los, Junge, Mr. Pascoe ist vielleicht in Gefahr. Und er wollte
Ihnen
helfen, denken Sie daran!«
    Herrick haßte es, die Schmach und Verzweiflung des Jungen zu nutzen, aber er wußte, daß es noch schlimmer kommen würde.
    Mit unsicherer Stimme flüsterte Penels: »Er wollte ein Lokal suchen, daß ›The Grapes‹ heißt. Einer der älteren Leute hat das erzählt.« Speke grunzte. »Ein sehr übles Lokal, Sir. Selbst das Preßkommando geht da nicht ohne ausreichenden Schutz hin.«
    Penels – nur noch ein Häufchen Unglück – fuhr fort: »Er wollte dort warten, bis ich Geld aufgetrieben hatte. Damit hoffte er, nach Cornwall zurückkehren zu können.«
    Herrick blickte auf die Karaffe. Sie war leer und seine Kehle so trocken wie ein Sandhaufen.
    »Meine Empfehlung an Mr. Clinton, und bitten Sie ihn zu mir.« Speke eilte davon, und Herrick sagte: »Nun, Mr. Penels, wenigstens waren Sie so klug, Mr. Speke zu berichten, was Sie getan haben. Es ist zwar nicht viel, aber es mag helfen.«
    Der Major trat ein und fragte: »Kann ich behilflich sein, Sir?« Clinton verschwendete nicht den kleinsten Blick auf den zusammengesackten Midshipman, und

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