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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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dauern.« Sie sah, dass Clare zögerte. »Komm schon«, sagte sie. »Du solltest schwimmen gehen. Du bist total schmutzig.«
    »Du hast recht«, sagte Clare. Sie klappte ihren Laptop zu, stand auf, holte einen Bikini aus dem Bad und tauchte in den Pool draußen. Das eisige Wasser verschlug ihr kurz den Atem, aber es spülte den Baustellendreck ab und löschte vorübergehend das Bild des Skeletts, wie es in der Kiste kauerte, aus ihrem Gedächtnis.
    »Da haben wir es schon.« Imogen hatte ihre Facebook-Seite aufgerufen. »VV.«
    »Das ging aber schnell.« Clare hievte sich aus dem Wasser.
    »Soziale Netzwerke. Es gibt immer jemanden, der jemanden kennt, der …«
    »Okay, okay, gib mir das Gefühl, uralt zu sein.« Clare wickelte sich in ein Handtuch.
    »Mann, Clare, du bist über dreißig. Du bist uralt.«
    »Da kann ich nicht widersprechen.«
    »VV ist ein Designer aus Amsterdam«, las Imogen vor. »Die Initialen stehen für Vincent van Kleef. Offenbar sein richtiger Name. Ein Kultlabel, steht hier. Vor allem bei Designern und Künstlern beliebt. Er brachte anfangs ein paar Kollektionen heraus, hörte dann jedoch auf. Er arbeitet immer noch, aber ausschließlich für Privatkunden. Und er hatte immer nur zwei Boutiquen, beide in Amsterdam. Ins Ausland hat er nie verkauft. Teil seiner Masche. Wer etwas von ihm kaufen wollte, musste zu ihm kommen.«
    »Hat deine Freundin Kontaktdaten mitgeschickt?«
    »Na klar. Es gibt eine Website.« Sie ratterte eine E-Mail- und eine Skype-Adresse herunter. »Es gibt auch eine Telefonnummer. Du kannst ihn gleich anrufen.«
    Clare wählte die Nummer, auch wenn die Verbindung nach Amsterdam bestenfalls bescheiden war. Es bedurfte einer ausführlichen Erklärung und zahlloser Beteuerungen, um an der wehrhaften Sekretärin vorbeizukommen. Bald jedoch hatte Clare Vincent van Kleef am Apparat.
    »Ich interessiere mich für die Ära Ende der Achtzigerjahre«, sagte Clare.
    »Zurzeit tun das alle, Schätzchen.« Seine Stimme klang alterslos, gebotoxt, falls das möglich war. »Breite Schultern, Riesenfrisuren, kontrastierende Farben. Es kommt alles wieder. Natürlich bleibt das Original ungeschlagen. Damals war ich schon ziemlich etabliert. Ich hatte mir einen Namen gemacht. Erste Kollektion 1985. Die Vogue berichtete darüber, damit war ich auf dem Radar.«
    »Haben Sie jemals nach Südafrika exportiert?«
    »Nein, Liebes, natürlich nicht«, sagte er. »Haben Sie die Sanktionen vergessen? Damals waren wir alle ungeheuer politisch.«
    »Kannten Sie irgendwelche Südafrikaner?«
    »Ja«, antwortete er. »Die Weißen, die zu uns kamen, um nicht eingezogen zu werden.«
    »Frauen auch?«, fragte Clare.
    Schweigen.
    »Warum fragen Sie? Es geht doch nicht um Markenfälschungen, oder?«
    »Ich versuche, eine Leiche zu identifizieren«, erklärte ihm Clare. »Eine junge Frau. Sie wurde ermordet. Das Skelett wurde heute gefunden. Wir haben keinen Anhaltspunkt, wer sie gewesen sein könnte. Bis auf die Überreste ihres Kleides. Und das trägt Ihr Label.«
    Längeres Schweigen.
    »Welche Farbe hatte das Kleid?«
    »Ich würde sagen, es war grün«, antwortete Clare. »Wahrscheinlich aus Seide.«
    »Wenn es von mir war, dann war es natürlich aus Seide«, sagte er. »Grün. Was für eine Farbe. Das muss 1987 gewesen sein. Im Sommer. Meine dritte Kollektion. Blau, rot, dann grün.«
    »Ich nehme nicht an, dass Sie noch Unterlagen aus der Zeit haben?«
    »Keine Verkaufsunterlagen. Damals verkaufte ich direkt aus dem Studio.« Er blieb kurz still. »Wissen Sie, wie sie aussah? Wenn sie meine Kleider gekauft hat, kenne ich sie bestimmt.«
    »Sie ist seit über zwanzig Jahren tot«, erwiderte Clare. »Wir haben nur noch ihre Knochen gefunden.«
    Der Designer schwieg, hinter ihm waren die gedämpften Geräusche aus seiner Amsterdamer Wohnung zu hören.
    »Ich machte damals ein Polaroidfoto von jeder Kundin, die meine Sachen kaufte. Wenn sie das Kleid hier bei mir in Amsterdam erworben hat, habe ich ein Bild von ihr in meinem Archiv. Ich werfe nie etwas weg. Wenn Sie wissen, wie sie aussah, könnten wir sie bestimmt finden.«
    »Wenn ich ihr Gesicht heraufbeschwören könnte, würde ich es Ihnen schicken.«
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte«, sagte er. »Ein schrecklicher Gedanke, dass eine junge Frau so aus dem Leben gerissen wurde.«
    Clare dankte ihm und stand nachdenklich da.
    »Kein Erfolg?«, fragte Imogen.
    »Noch nicht«, sagte Clare. »Nicht, so lange ich nicht weiß, wie sie

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