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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Schreie von damals herauf.
    »Mein Sohn Scipio kam nie wieder heim. Er war ein guter Junge, ein kluger Junge, er ging so gern zur Schule. Seinetwegen dachte ich damals nicht an Miss Suzannes kleines Mädchen und an meinen Job. Darum bin ich am nächsten Tag nicht zu ihrem Haus gegangen. Und als ich schließlich dort ankam, war es zu spät.«
    »Zu spät wofür?«, hakte Clare nach.
    »Für die Kleine. Weil ich meinen Sohn nirgendwo finden konnte, verstehen Sie? Unser Haus war abgebrannt. Ich rufe an, aber keine Antwort. Ich dachte, Miss Suzanne könnte mir helfen, ihn zu finden. Jemand hat mir erzählt, dass er gesehen hätte, wie die Soldaten geschossen hatten. Und einen Jungen mit einem gelben Pullover. Dass sie ihn in ihren Wagen gesteckt hätten. Miss Suzanne hätte mir bestimmt geholfen, ihn zu finden. Ich habe angerufen und noch mal angerufen, aber nie ging jemand ans Telefon. Also bin ich wieder hin, um zu sehen, ob deine Mutter mir helfen könnte. Aber Miss Suzanne war nicht mehr da. Nur Lily und die Sozialarbeiterin und die Polizei. Keine Miss Suzanne. Das ganze Haus war auf den Kopf gestellt.«
    »Was glauben Sie, wonach die Polizisten gesucht haben?«, fragte Clare.
    »Nach ihr«, sagte Sophie. »Nach Miss Suzanne. Das machten sie immer so, immer warfen sie alles um. Und sie machten alles kaputt. Um den Leuten Angst einzujagen. Er  – dieser Polizist Basson  – fragte das Kind immer und immer wieder, wo ist deine Mutter, wo ist deine Mutter.«
    »Was wollte Basson denn von meiner Mutter?«, erkundigte sich Lilith.
    »Er hat Miss Suzanne gehasst.« Ihr Blick ging von Lilith zu Clare. »So wie ein Mann eine Frau hasst, wenn er sie davor zu sehr geliebt hat.«
    »Wie meinen Sie das, Mrs Xaba?«
    »Es gab so viele Geschichten«, sagte Sophie. »Über sie, über Basson und Lilys Mutter.«
    »Und waren sie wahr?«
    »Sie hat sich mit ihm getroffen, das hat sie mir erzählt. Sie hat nicht gewusst, was er arbeitet.« Sophie zuckte die Achseln. »Als sie es herausgefunden hat, wollte sie ihn nicht mehr haben. Aber er war kein Mann, der sich mit einem Nein abfindet.«
    »Hat sie an jenem Abend mit Ihnen gesprochen?«, fragte Clare. »Vor der Ausstellung?«
    Sophie überlegte kurz. »Sie war sehr wütend, sie weinte ein bisschen, an diesem Abend, bevor sie zur Ausstellung ging.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, warum?«
    »Nein«, erwiderte Sophie. »Miss Suzanne hatte es eilig. Mr Osman kam sie abholen. Und als sie heimkam, war ich schon weg. Wir haben uns nicht unterhalten. Und danach, Sie wissen schon …«
    »Hat Mr Osman Sie danach wieder heimgebracht?«, fragte Clare.
    »Nicht er. Ein anderer Mann. Ich kenne ihn nicht.«
    Sophie wandte sich an Lilith. »Lily. Und mein Herz war nicht bei dir, es war bei meinem Sohn, bei Scipio. Er war weg, niemand wusste, wo er war.«
    »Das hat mir nie jemand erzählt, Sophie«, flüsterte Lilith.
    Sophie nahm Liliths Hand.
    »Wohin wurde ich gebracht?«, fragte Lilith. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Deine Granny hat dich an dem Tag mitgenommen«, sagte Sophie. »Ich habe so lange nicht an dich gedacht, weil ich immer nur Angst um meinen Sohn hatte, weil ich ihn in Crossroads gesucht habe, in Langa, in Khayelitsha, überall, wo er vielleicht sein könnte. Aber ich habe ihn nie wieder gefunden.«
    Sophie wartete ab, bis ein Flugzeug auf dem Weg zum Flughafen vorbeigezogen war.
    »Nicht einmal bei der TRC. Es gibt keine Akten mehr darüber, haben sie gesagt. Und es gibt keine Zeugen. Später hat ein Mann aus dem Einsatzkommando um Amnestie gebeten. Er hat der TRC erzählt, dass sie ein paar Jungs erschossen und in den Sanddünen bei Macassar vergraben haben  – hai , wie die Hunde.«
    »Was hat man dort gefunden, Mrs Xaba?«
    Lily drückte Sophies Hand.
    »Dann hat die Polizei die Leichen wieder ausgegraben. Die indische Lady hat so nett mit mir gesprochen.«
    »Raheema Patel?«, fragte Clare.
    »Ja, die«, bestätigte Mrs Xaba. »Eine nette Lady. Sie hat nach Leuten gesucht, die von den Buren getötet wurden. Aber mein Sohn, der war nicht dabei. Basson, das war ein wirklich grausamer Mann, der wollte die Menschen leiden sehen.«
    »Das tut mir so leid, Sophie«, sagte Lilith. »So leid.«
    Sophie Xaba sah sie nacheinander an.
    »Aber Weiße  – Weiße konnten nicht so einfach verschwinden.«
    »Meine Mutter verschwand vor dreiundzwanzig Jahren.«
    »Aber jetzt hast du sie gefunden, jetzt kannst du sie begraben, Lily.« Sophie wischte sich über die Augen, obwohl

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