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Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Titel: Galgenfrist für einen Mörder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Vielleicht’ne gute Lederbörse. Aber so einer war er natürlich nich’.« Erneut zuckte er die Schultern. »Nur einer von der Wasserpolizei, der mehr Interesse an Kindern hatte als jeder andere.«
    »Ich verstehe. Befragte er auch Sie nach Jericho Phillips?«
    Trenton verdrehte die Augen. »Kam mir immer wieder mit derselben Leier, bis ich es satthatte, ihm ein ums andere Mal zu sagen, dass der Kerl meines Wissens bloß ein kleiner Fisch is’, ein Gelegenheitsgauner. Vielleicht schmuggelt er ein bisschen, auch wenn sie ihn nie erwischt haben. Vielleicht verdient er sich ein paar Kröten als Informant, aber das is’ auch schon alles.«
    »Gab sich Mr. Durban mit dieser Antwort zufrieden?«
    Trentons Gesicht verfinsterte sich. »Bestimmt nich’! Besessen war er, und es wurde immer schlimmer mit ihm, als es auf seinen Tod zuging. Aber das war natürlich ein Jammer«, ergänzte er hastig.
    Rathbone bedankte sich und entließ ihn.
    Von dem Moment an, in dem er sich erhob, wirkte Tremayne unschlüssig. Sein Gesicht, seine Stimme, alles spiegelte die Sorgen wider, die nun auch Hester verunsicherten. War es möglich, dass sie sich in Durban getäuscht hatten? War er ein Mann gewesen, der mit einer einmaligen heldenmütigen Tat versucht hatte, sein ansonsten durch und durch verpfuschtes Leben reinzuwaschen? Hatten sie, die ihn erst kurz vor seinem Ende kennengelernt hatten, sich davon blenden lassen und ihm aufgrund dessen Eigenschaften angedichtet, die er in Wahrheit nie besessen hatte?
    Tremayne fischte im Trüben und war sich dessen schmerzhaft bewusst. Es war mindestens ein Jahrzehnt her, dass er auf so subtile Art und Weise völlig aus dem Konzept gebracht worden war. Trenton hatte nichts gesagt, was einen Ansatzpunkt zum Widerspruch bot, nichts, was man zu einer anderen Bedeutung verdrehen konnte.
    Hester fragte sich, ob Tremayne genau wie sie von Zweifeln an Durban befallen wurde. Überlegte er, ob Monk naiv gewesen war, zu sehr von der Loyalität einem Mann gegenüber beseelt, den er allenfalls ein paar Wochen gekannt hatte und damit zu kurz, um seinen wahren Charakter wirklich beurteilen zu können?
    Erstmals erwog Hester sogar, wenn auch nur einen Moment lang, dass Rathbone recht haben könnte. Gewiss, Phillips war ein schlechter Mensch, jemand, der die Schwächen und Gelüste anderer ausbeutete, aber vielleicht war er, anders als Durban geglaubt und Monk als Tatsache akzeptiert hatte, wirklich nicht der Folter und des Mordes schuldig. Immerhin war Rathbone am Ende des Falles Louvain dabei gewesen. Er hatte Durbans Selbstaufopferung mit angesehen, mit der er Monk das Leben gerettet hatte, obwohl dieser bereit gewesen war, sich ihm mit der gleichen Selbstlosigkeit und Tapferkeit anzuschließen. Hatte Rathbone die Emotionen ausgesperrt und dadurch die Realität klarer erkannt?
    Sie weigerte sich, diesen Gedanken weiterzuverfolgen, und schob ihn kurzerhand beiseite. Er war hässlich und tat Monk Unrecht.
    Rathbone setzte die Verteidigung seines Mandanten fort. Als weiteren Entlastungszeugen präsentierte er dem Gericht einen Leichterschiffer, der Durban gut gekannt und bewundert hatte. Behutsam stellte er ihm seine Fragen und entlockte ihm die Informationen mit einem Gebaren, als wäre ihm selbst bewusst, dass die Vernehmung früher oder später äußerst schmerzhaft werden würde. Und er hatte recht. Am Anfang war es einfach: ein schnelles Wechselspiel aus kurzen Fragen und Antworten. Daraus ging hervor, dass Durban den Leichterschiffer um Auskunft darüber gebeten hatte, wer sich alles auf dem Fluss tummelte, und dass er sich insbesondere für das Kommen und Gehen auf Jericho Phillips’ Boot interessiert hatte. Wie der Zeuge zu berichten wusste, waren den Besuchern laut deren Auskunft Bier und Vergnügungen geboten worden, eine schlichte Abendparty auf dem Fluss mit Erfrischungen und Musik nach dem Geschmack der jeweiligen Gesellschaft.
    Richter Sullivan beugte sich mit ernster Miene vor. Er ließ sich kein Wort entgehen.
    Hatte der Leichterschiffer – sein Name war Hurst – gesicherte Kenntnisse über die genaue Art dieser Vergnügungen?, bohrte Rathbone nach. Nein, die hatte er nicht. Durban hatte ihn ein ums andere Mal danach gefragt. Die Antwort war immer dieselbe gewesen. Er wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen. Soweit ihm bekannt war, konnten die Jungen an Bord den Gästen an den Tischen Getränke und Speisen serviert und später aufgeräumt haben.
    Das Verhör erweckte den Eindruck, eine

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