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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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welchem Punkt waren sie vom üblichen Modus Operandi abgewichen? Und was hatte sie überhaupt so weit gebracht?
    Ich holte mir die Zeitung mit der Waffe näher heran und starrte auf die Schlagzeilen. Die morgige Ausgabe würde sicher reißerisch aufmachen. Schließlich legte ich die Waffe auf den Tisch, stand mit der Gazette in der Hand auf und ging zum Telefon im Flur. Falls Göttin Justitia wirklich blind war, würde sie gar nicht merken, was ich jetzt in ihre Waagschalen warf.
    Ich hatte mich mit ihm zur Mittagszeit in der Scotia Bar verabredet, die zwischen St. Enoch und dem Fluss lag. Es war eine Kneipe, in der seine (und mittlerweile auch meine) Zunft gern verkehrte. Gemütliche Nischen, eine niedrige Decke, Buntglasscheiben, durch die schwaches Licht ins Innere drang, Trennwände. Hinter der Theke siedete ein Blech mit Hammelpastete. Es roch nach Bier, heißem Fett, frischen Sägespänen und Generationen von Rauchern. Wie ein Magnet zog diese intime Atmosphäre die Trinkfreudigen unter den Angestellten der zahlreichen Innenstadtbüros an.
    Ich war früh dran und wählte einen Eckplatz in einer der hinteren kleinen Nischen. Während ich mein Pint trank, gab ich vor, Zeitung zu lesen. Ich war nervös, denn der Mann, auf den ich wartete, war lange einer meiner Helden gewesen, eine lebende Legende sozusagen. Ich hatte schon zwei Zigaretten geraucht und das Kreuzworträtsel gelöst, als ich plötzlich eine Gestalt bemerkte, die sich über mich beugte.
    »Sind Sie Brodie?« Der Mann war mager, bleich und wirkte alt. Die Strähnen des schütteren grauen Haars hatte er sorgfältig über die Schädelplatte verteilt – kreuz und quer, ohne Rücksicht auf irgendeinen Scheitel. Am Jackett seines in die Jahre gekommenen und deshalb speckigen Anzugs fehlte vorne ein Knopf, die Krawatte wirkte eher wie eine zusammengeknotete Schnur. Vermutlich war das ein Dauerknoten, den er niemals völlig löste, damit er den Schlips morgens nach einer Katzenwäsche samt flüchtiger Rasur nur noch überstreifen und festzurren musste.
    Aber sein Blick war der eines Starreporters: ebenso durchdringend wie zynisch, ebenso müde wie skeptisch. Er hielt bereits ein Pint in der Hand und in der anderen ein durchgesacktes Stück Hammelpastete.
    Sah so meine Zukunft als Reporter aus?
    Als ich nickte, nahm er Platz. »Ich bin McAllister von der Gazette . Schießen Sie los, mein Freund.« Er biss herzhaft in seine Pastete, trank einen Schluck Bier und wartete ab – ein Mann, der in seinem Leben bereits alles gesehen und gehört hatte. Für ihn war dieses Gespräch nur eine Verschwendung der Zeit, die er lieber mit Trinken zugebracht hätte. Ich fragte mich, ob ich mich für den Richtigen entschieden hatte.
    »Ich habe Ihnen am Telefon ja eine Story versprochen.«
    »Ja, Sie haben die Hinrichtung von Hugh Donovan erwähnt. Aber das ist Schnee von gestern.«
    »Nicht wenn man einen Unschuldigen gehängt hat.«
    Er schüttelte den Kopf und zündete sich eine Zigarette an. »Sind Sie mit ihm verwandt? Manchmal muss man einfach mit dem eigenen Leben weitermachen, verstehen Sie?«
    »Heute Morgen hat einer der Polizeibeamten, die Donovan seinerzeit festnahmen, gestanden, dass die Polizei ein abgekartetes Spiel mit dem angeblichen Mörder getrieben hat. Der Beamte macht in dieser Minute seine Aussage bei der Staatsanwaltschaft.«
    »Mein Gott!« McAllister drückte seine Zigarette in den Resten der Hammelpastete aus und zog ein schmutziges Taschentuch hervor, um sich die Hände damit abzuwischen. Dann fingerte er aus der Innentasche des Jacketts Notizblock und Bleistift heraus. »Reden Sie weiter.«
    »Ja, gleich. Aber vorher benötige ich eine Information von Ihnen .«
    »Ach ja?« Er kniff die Augen zusammen.
    »Schon seit Jahren schreiben Sie Leitartikel für die Gazette . Ich weiß noch, dass ich diese Artikel in der Vorkriegszeit immer gelesen habe. Damals war ich noch bei der Glasgower Polizei.« Ich erwähnte nicht, dass sein knapper, anschaulicher Stil meinen späteren Wechsel zur schreibenden Zunft wahrscheinlich stark beeinflusst hatte.
    »Sie waren mal bei der Polizei?«
    »Ja, als Kriminalmeister im Revier Tobago Street.« Das weckte erneut sein Interesse, sodass ich nachsetzte: »Sie haben die ganzen Jahre über das Treiben der Slatterys verfolgt, stimmt’s?«
    »Oft haben die mir den Lebensunterhalt gesichert, stimmt. Geht’s um die? «
    »Könnte sein. Allerdings nicht in der Geschichte, die ich Ihnen gleich erzählen werde, jedenfalls

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